Anzeige
Materialforschung

Dünnere Kondome dank Graphen

Verbundmaterial mit Graphen macht Gummi stabiler und reißfester

Die Beimischung von Graphen macht Gummi - beispielsweise für Kondome - reißfester. © University of Manchester

Mehr Gefühl beim safer Sex: In Zukunft könnten Kondome dünner und dennoch reißfester werden. Denn britische Forscher haben herausgefunden, dass eine Beimischung von Graphen das Gummi um 50 Prozent stabiler macht. Dadurch kann die Kunststoffhaut dünner gemacht werden, ohne dass sie droht zu reißen. Aber auch andere Alltagsobjekte aus dünnem, elastischen Gummi könnten so verbessert werden.

Eigentlich war das Ziel von Aravind Vijayaraghavan und Maria Iliut von der University of Manchester ein ganz Praktisches – wenn auch etwas delikat: Sie wollten ein Material finden, durch das Kondome noch dünner gemacht werden können und dabei trotzdem stabil bleiben. Dafür suchten sie nach Möglichkeiten, wie sich Gummi und Kunststoff durch Kombination mit anderen Materialien noch reißfester machen lassen.

„Wundermaterial“ als Helfer

Die Idee der Forscher: Vielleicht könnte das „Wundermaterial“ Graphen dem Gummi die gewünschten Eigenschaften verleihen. In ihm bilden Kohlenstoffatome ein zweidimensionales Netz, das selbst starken Kräften widerstehen kann. „Wichtig war uns, dass das stärkende Zusatzmaterial ebenfalls sehr dünn ist, weil das Gummi der Kondome das ja auch sein soll“, erklärt Vijayaraghavan. „Und Graphen ist sowohl das dünnste als auch das stärkste Material, dass wir kennen.“

Das neue Verbundmaterial im Reißtest. © University of Manchester

Im Experiment testeten die Forscher, wie verschiedene Mengen und Formen von Graphen die Eigenschaften von Naturgummi oder Polyurethan veränderten. Dabei setzten sie unter anderem Graphenoxid ein, eine Variante des Materials, die wasserunlöslich ist. Alle Testmischungen wurden zu dünnen Ringen gegossen und in einer Art Dehnungsmaschine auf ihre Reißfestigkeit getestet.

50 Prozent reißfester

Das Ergebnis: Schon bei dem Zusatz eines Hundertstel Prozents Graphen wurde die weiche, dehnbare Matrix aus Gummi um 50 Prozent reißfester. Das Verbundmaterial ließ sich deutlich stärker dehnen, bevor es nachgab und riss. „Wir haben ein Verbundmaterial aus Gummi erzeugt, das weich und dehnbar, aber nicht reißfest ist und es durch Graphen stabiler gemacht“, sagt Vijayaraghavan.

Anzeige

Damit könnte sich das neue Verbundstoff aus Kunststoff und Graphen gut für dünnere, aber dennoch reißfeste Kondome eignen. „Solche dünneren Kondome erlauben mehr Gefühl, ohne dass die Gefahr besteht, dass sie reißen“, so der Forscher.

Er und seine Kollegen sehen aber auch noch weitere Anwendungsmöglichkeiten für ihr neues Verbundmaterial aus Kunststoff und Graphen. Schließlich sind dünne, elastische Kunststoff-Filme sind im Alltag nahezu überall im Einsatz: „Das Material könnte auch eingesetzt werden, um beispielsweise Handschuhe, Sportartikel, medizinische Instrumente und andere Objekte zu verbessern“, meint Vijayaraghavan.

(University of Manchester, 24.05.2016 – NPO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Graphen - Wundermaterial in zwei Dimensionen

Nanopartikel - Die unsichtbaren Helfer und ihre Schattenseiten

Nanoröhrchen - Kohlenstoffwinzlinge als Bausteine für Computer der Zukunft

News des Tages

Mittelmeer

Umgekippte Erdplatte im Mittelmeer entdeckt

Wie Urzeit-Mikroben Wasserstoff spalteten

Neue Hoffnung für Voyager 1

Wie schädlich ist die digitale Informationsflut?

Bücher zum Thema

Plastisch, elastisch, fantastisch - Ohne Kunststoffe geht es nicht Von Georg Schwedt

Von Geckos, Garn und Goldwasser - Die Nanowelt lässt grüßen Von Michael Groß

Chemie erleben - von Edgar Wawra, Helmut Dolznig und Ernst Müllner

Top-Clicks der Woche