Duft und Sex bei Wanderheuschrecken
Liebesleben der Wüstenheuschrecken entscheidend für Massenvermehrung

Wanderheuschrecken auf Fresszug
© Compton Tucker, NASA GSFC
Durch die extremen Schwankungen in der Populationsdichte werden die Männchen mit ganz unterschiedlichen Situationen und Anforderungen in der Partnerfindung konfrontiert. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Hans-Jörg Ferenz an der Martin-Luther-UniversitätHalle-Wittenberg hat herausgefunden, dass offenbar diese Umstände zu einer bemerkenswerten Veränderung und Erweiterung des Paarungsverhaltens geführt haben. Bei hoher Populationsdichte und nur dann, bilden die geschlechtsreifen Männchen zur Abwehr von Konkurrenten den abstoßenden Duftstoff, das Pheromon. Demzufolge sichern sie sich den eigenen Fortpflanzungserfolg, die Vaterschaft. Bei geringem Konkurrenzdruck unterbleibt die Bildung dieses Duftstoffs.
Da sich die gegenwärtige Heuschrecken-Invasion zu einer Naturkatastrophe enormen Ausmaßes entwickelt, hofft das hallesche Team, dass im Rahmen der erzieltenForschungsergebnisse ein wirksamer Beitrag für eine umweltverträgliche Bekämpfung dieser Plage - unter Verzicht oder zumindest Einschränkung der Anwendung von Insektiziden - geleistet werden kann. Die Gefahr einer weiteren Verbreitung besteht, denn bisher hat die Wüstenheuschrecke nur einen Teil des möglichen Befallsgebietes, das von afrikanischen Atlantikküste bis zum Ganges und vom Mittelmeer bis nach Tansania reicht, heimgesucht. Es handelt sich dabei um ein Fünftel der Landfläche der Erde, bewohnt von 20 Prozent der Weltbevölkerung, die überwiegend in ärmlichen Verhältnissen lebt.
(Universität Halle-Wittenberg, 30.07.2004 - NPO)