Anzeige
Medizin

Immunzellen besitzen eine innere Uhr

Einnahmezeitpunkt entscheidet über Wirkung von Medikamenten

Ein Berliner Forscherteam hat jetzt herausgefunden, dass in den Fresszellen des Immunsystems, den so genannten Makrophagen, eine innere Uhr tickt, die unter anderem für die zeitliche Steuerung von Entzündungsreaktionen zuständig ist.

{1r}

Das Team um Professor Achim Kramer vom Institut für Medizinische Immunologie der Charité fand heraus, wie dieser Mechanismus des Immunsystems viele tagesabhängige Beschwerden von Entzündungskrankheiten wie Rheuma oder Asthma steuern kann. Über die neuen Ergebnisse der Grundlagenforschung berichten die Wissenschaftler jetzt in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Proceedings of the Academy of Science“ (PNAS).

Fresszellen im Einsatz

In die Zellen des Immunsystems können Zerfallsprodukte von Bakterien, so genannte Endotoxine, gelangen. Sie rufen im Körper zahlreiche physiologische Reaktionen wie Entzündungen oder Fieber hervor. Makrophagen, die Fresszellen des Immunsystems, regulieren diese Reaktionen. Sie erkennen die fremden Strukturen der Endotoxine, umschließen sie und bauen sie ab.

Abwehrzellen-Aktivität hängt von der Tageszeit ab

Wie die Aktivität der Abwehrzellen von der Tageszeit abhängt, haben die Wissenschaftler in ihrer Studie jetzt an Hand von Makrophagen aus Milz und Lymphknoten von Mäusen untersucht. Dazu wurden die Fresszellen gentechnisch mit einer Art Uhrzeiger, dem Leuchtkäferenzym Luciferase, ausgestattet. Dieses Enzym übersetzt die Aktivität der Gene in Helligkeit. Es stellte sich heraus, dass die Helligkeit der Makrophagen im Laufe des Tages schwankt. Dieses war der Beweis dafür, dass die Zellen ein funktionierendes Uhrwerk haben mussten.

Anzeige

Die Forscher entdeckten, dass die Aktivität der Makrophagen-Gene täglich einem Rhythmus folgt. Zudem zeigt sich, dass unterschiedliche Gene zu unterschiedlichen Tageszeiten besonders aktiv sind. Durch solche Rhythmen schwanken die Beschwerden, die Patienten mit Rheuma und Asthma in ihrem Tagesablauf verspüren.

„Unsere Studie hilft uns zu verstehen, wie das Immunsystem zu den verschiedenen Tageszeiten arbeitet, warum also zum Beispiel Rheumapatienten gerade morgens unter ihren steifen Gelenken besonders leiden“, sagt Kramer.

Medikamente gezielt zu den besten Tageszeiten einsetzen

Sein Team hofft jetzt, diese neuen Erkenntnisse auch bei der Behandlung von Entzündungskrankheiten einsetzen zu können. Kramer blickt bereits in die Zukunft: „Unsere Studie könnte es ermöglichen, Medikamente gezielt zu den Tageszeiten einzusetzen, an denen sie am besten wirken und die wenigsten Nebenwirkungen haben.“

(idw – Charité-Universitätsmedizin Berlin, 04.12.2009 – DLO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Bändereisenerz

Ur-Magnetfeld ohne festen Erdkern?

Krebs kann auch ohne DNA-Mutation entstehen

Waffentruhe eines mittelalterlichen Flaggschiffs geöffnet

Neues fossiles Riesenkänguru entdeckt

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Phänomen Mensch - Körper, Krankheit, Medizin von Andreas Sentker und Frank Wigger

Lehrbuch der Molekularen Zellbiologie - von Lutz Nover und Pascal von Koskull-Döring

Tabletten, Tropfen und Tinkturen - Medizin im Alltag von Cornelia Bartels, Heike Göllner und Jan Koolman

Was treibt das Leben an? - Eine Reise in den Mikrokosmus der Zelle von Stephan Berry

Der kleine Medicus - von Dietrich H. W. Grönemeyer

Was hab ich bloß? - Die besten Krankheiten der Welt von Werner Bartens

Menschen, Seuchen und Mikroben - Infektionen und ihre Erreger von Jörg Hacker

Mensch, Körper, Krankheit - von Renate Huch und Christian Bauer

Top-Clicks der Woche