Anzeige
Geologie/physische Geographie

Fragiles Paradies

Zu Besuch in der Ounianga Serir-Senke

Auch die 40 Kilometer östlich von Ounianga Kebir (arabisch kebir = groß) gelegene Senke von Ounianga Serir (arabisch serir = klein) zählt mit ihren Seen zu den landschaftlich schönsten als auch wissenschaftlich interessantesten Orten der Sahara. In einer nahezu regenlosen Region ist schon die bloße Existenz dieser Seen bemerkenswert. Wie beim Yoa-See ist deren Vorhandensein nur dem permanenten Zustrom fossilen Grundwassers zu verdanken, das während der letzten Feuchtzeit aufgefüllt wurde.

Gemeinsam mit Ounianga Kebir stellen die Seen Überreste des frühholozänen „Mega-Tschad-Systems“ dar, des einst ausgedehntesten Binnensees der Erde. Auch wenn alle Wasserflächen der Sahara aufgrund anhaltender Austrocknung, fallender Grundwasserspiegel und vorrückender Dünen ihrer baldigen Verlandung entgegensehen, werden sie bei weiter anhaltendem Grundwasserzustrom noch zumindest einige Jahrhunderte überdauern.

„Verdunstungspumpe“ zieht Süßwasser

Während der letzten Jahrtausende haben die stetig wehenden Nordostpassate lange Sandzungen in das Becken getrieben. Diese haben den einst zusammenhängenden Süßwassersee in 15 kleinere Seen geteilt, die eine Gesamtfläche von etwa 20 Quadratkilometern aufweisen. Bis auf den zentralen Salzsee (Teli) sind sie weitgehend, zum Teil sogar vollständig von schwimmenden Schilfmatten bedeckt, wodurch die Verdunstung deutlich reduziert wird.

Der offene Zentralsee verdunstet dagegen weitaus stärker und wirkt dadurch wie eine gigantische Verdunstungspumpe, die hier den niedrigsten Seespiegel verursacht. Als Folge dieses Niveaugefälles wird stetig frisches Süßwasser aus den höher gelegenen Seen durch die durchlässigen Dünenkörper angezogen. Dieser Mechanismus erklärt auch die Existenz von Süßwasserseen – ein Paradox unter den klimatischen Bedingungen der Sahara, wo in der Regel aufgrund der hohen Verdunstung eine rasche Versalzung eintritt.

Das macht das ökologische System von Ounianga Serir einzigartig. Vergleichbare Süßwasser-Ökosysteme sind weder aus der Sahara noch aus anderen Extremwüsten bekannt.

Anzeige
  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. weiter

Dr. Stefan Kröpelin, Universität Köln / DFG Forschung
Stand: 18.09.2009

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Expedition zu den letzten Seen der Sahara
Spurensuche im Klimaarchiv der Wüste

Auf schwankendem Floß mitten in der Wüste
Eine Reise in den Nordosten des Tschad

Die erste Expedition
Bohrungen im Yoa-See von Ounianga Kebir

Das vollständigste Klimaarchiv der Sahara
Die Bohrkampagnen 2003/2004

Fragiles Paradies
Zu Besuch in der Ounianga Serir-Senke

Algenkalk und virtuelle Flutungen
Das Klimaarchiv des Ounianga Serir

Allmähliches Austrocknen statt abruptem Wechsel
Erste Ergebnisse der Klimaauswertungen revidieren Saharabild

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Ökosysteme verändern Klima
Vegetationsänderungen in der Erdgeschichte trugen zum globalen Klimawandel bei

Saharastaub als Mikroben-Frühstück?
Forscher füttern rätselhaftes Düngerplankton im Atlantik mit ungewöhnlicher Nahrung

Sahara-Spinne fährt Rad
Bionik-Forscher gelingt ungewöhnliche Entdeckung am Rande der Wüste

Sahara ergrünte immer wieder
Forscher zeichnen Klimageschichte der heutigen Wüste nach

Wie wirken Sahara- Staubstürme auf das Klima?
Großexperiment mit mehrwöchiger Datensammlung am Rande der Sahara beendet

Dossiers zum Thema

Dünen - Wandelnde Sandberge mit Geheimnissen

Oasen - Paradiese der Wüste