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Phänomene

Gehende Klischees

Was Mensch und Tier verbindet

Doch in welchen Details unterscheiden sich Männer und Frauen beim Gehen? Um diese Unterschiede herauszuarbeiten und zu charakterisieren, projizieren die Forscher die Bewegungsmuster in einen mathematischen Raum, in dem Linearkombinationen aus vorhandenen Laufmustern wieder als natürliche Laufmuster dargestellt werden. In diesem Raum kann nun mit etablierten Methoden aus Mustererkennung und linearer Statistik nach Achsen gesucht werden, die die Differenzen zwischen männlichen und weiblichen Laufmustern am besten wiedergeben.

Gangmuster von Männern © RUBIN

Eine solche Achse kann dann in Form von einfachen Punktlicht- oder Strichmännchen-Animationen wieder visualisiert werden. Damit lassen sich nicht nur die Übergänge zwischen typisch weiblichem und typisch männlichem Gehen veranschaulichen, sondern auch die Unterschiede übertreiben und damit karikieren.

Sowohl die Karikatur des männlichen als auch die des weiblichen Läufers bestätigt altbekannte Prototypen: Der Supermann zeigt den Gang des Helden in einem Westernklassiker. Die Ellenbogen werden herausgestellt, der Gang ist breitbeinig und die im Gegensatz zu den Hüften sehr breiten Schultern zeigen eine starke seitliche Bewegung. Die Superfrau hingegen zeigt sich eher schmal. Die Ellenbogen werden nahe am Körper gehalten und der Oberkörper zeigt kaum seitliche Bewegung. Dafür finden wir eine starke Drehbewegung der Hüfte, die noch zusätzlich dadurch betont wird, dass sie der vertikalen Bewegung von Knien und Füßen entgegengesetzt ist.

Gangmuster von Frauen © RUBIN

Insgesamt zeigt sich in der statistischen Übertreibung der Unterschiede im Laufverhalten von Frauen und Männern etwas, dass die Spezies Mensch mit vielen Tieren verbindet. Der Mann setzt offenbar alles daran, soviel Platz einzunehmen wie möglich, sich größer und breiter zu machen, als er eigentlich ist. So wie sich das Taubenmännchen aufplustert und der männliche Löwe seine mächtige Mähne sträubt, so finden sich auch bei unserer Art Anzeichen für geschlechtsspezifische Unterschiede im Bewegungsverhalten, die unter anderem dazu führen, dass Männer möglichst groß, breit und mächtig erscheinen. Frauen nehmen sich diesbezüglich zurück und setzen offenbar subtilere Signale ein. Dabei interessiert die Wissenschaftler, an wen sich diese Botschaften richten und wie sie im Zusammenhang mit Partnerwahl und sexueller Attraktivität zu deuten sind.

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Stand: 11.06.2004

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Was der Gang verrät...
Bewegungsmuster: Von „Cat Walks“ und Westernhelden

Facts
Das Wichtigste in Kürze

Vom bewegten Sehen
Der „Augentrick“

Tanzende Punkte
Erfassung der Bewegung

Das Bewegungspuzzle
Wie der Code entschlüsselt wird

Gehende Klischees
Was Mensch und Tier verbindet

Schwungvoll attraktiv
Wie Männer Frauen wahrnehmen

Gehen mit Gefühl
Ein bewegter Ausblick

Bewegungs-Experiment
"Vorwissen" über Raum, Zeit und Gravitation

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