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Ökologie

Den Winter verschlafen…

Igel, Haselmaus und Co.

Zum Thema Winterschlaf fällt den meisten Menschen als erstes der Igel ein. Aber der stachelige Insektenfresser ist bei weitem nicht das einzige Tier unserer Breiten, das die kalte Jahreszeit einfach verschläft. Auch einige Vogelarten, Fledermäuse und viele Nagetiere gehören zu den Winterschläfern. Voraussetzung für die winterliche Ruhepause ist eine tiefgreifende Umstellung des Stoffwechsels, Kreislaufs und des Hormonhaushalts dieser Tiere.

Igel im Winter © Mausemarie/CC-by-sa 3.0

Fettvorrat für die kalte Zeit

Schon vor Beginn des Winters bereiten sich Igel, Hamster und Co. ausgelöst durch die sinkenden Temperaturen und kürzere Tage auf ihren Winterschlaf vor: Igel sind zum Beispiel sind entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit mit Beginn der kälteren Jahreszeit auch über Tag aktiv. Denn insbesondere die Jungtiere müssen sich für den bevorstehenden Winterschlaf noch einige Fettreserven anfressen. Das ist meist die Zeit, in der vermeintlich hilflose Jungigel der Natur entnommen werden, um sie über den Winter zu bringen. Zwar ist solche Hilfe sicherlich gut gemeint, aber aus Naturschutz, wie auch aus Tierschutzsicht eher umstritten und in den meisten Fällen auch unnötig.

Igel und andere Winterschläfer fressen in dieser Vorbereitungszeit nicht nur mehr, sie speichern die Energie auch in Form von Fetten mit einem besonders hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Untersuchungen an Fledermäusen haben gezeigt, dass ihr Fettgehalt vor dem Winterschlaf auf 28 Prozent ihres Körpergewichts ansteigt, normalerweise sind es nur zehn Prozent. Doppelter Nutzen eines solchen Fettvorrats: Er dient sowohl als Wärmeisolierung als auch als Nahrungsreserve. Mit genügend Energiereserven ausgestattet, suchen sich die Tiere dann einen sicheren, vor Fressfeinden und Witterungbedingungen geschützten Überwinterungsort. Für Kleinsäuger sind dies meist Laubhaufen oder Erdhöhlen.

Haselmaus: Kälte löst Winterschlaf-Modus aus © Björn Schulz

Temperatur als Auslöser

Sinkt die Umgebungstemperatur mit einsetzendem Winter unter einen je nach Tierart unterschiedlichen kritischen Wert, ist es soweit: Der Winterschlaf beginnt. Bei der Haselmaus bewirkt zum Beispiel eine Temperatur von fünf Grad den Beginn des tiefen Winterschlafs. Ihre Körpertemperatur fällt jetzt innerhalb weniger Stunden auf den Wert der Umgebungstemperatur ab. Atem- und Herzfrequenz sinken drastisch, der Energieumsatz nimmt um mehr als 90 Prozent ab. Beim Murmeltier reduziert sich die Stoffwechselrate auf nur vier Prozent, beim Gartenschläfer sogar auf minimale ein Prozent.

Fett ist Trumpf

Während dieser Zeit verbrennt der Körper ausschließlich Fett aus den im Herbst angelegten Reserven. Kohlehydrate in Form von tierischer Stärke (Glykogen) bleiben unangetastet, sie werden später noch als schnelle Energiereserve für das Aufwachen im Frühjahr benötigt.

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Herzschlag und Atmung sind während des Winterschlafs zehnmal langsamer als im Wachzustand und meistens unregelmäßig. Damit bei dem extrem niedrigen Blutdruck keine Thrombosen entstehen, sorgen gerinnungshemmende Mittel im Blut dafür, dass es nicht klumpt. Obwohl die Haselmaus in einem tiefen schlafähnlichen Zustand liegt, bleiben Gehirn und Nervensystem aktiv. Die Sinnesorgane überwachen ständig die lebenswichtigen Körperfunktionen des Tieres und die Umgebungstemperatur. Sinkt die Außentemperatur zu stark ab oder sind die Fettreserven vorzeitig verbraucht, setzt das Gehirn den Aufwachmechanismus in Gang.

Beim Aufwachen aus dem Winterschlaf muss die Haselmaus, wie auch die anderen Tiere, erneut große Energiereserven mobilisieren, um den Stoffwechsel und die Temperatur wieder „hochzufahren“. Starkes Muskelzittern und verstärkter Sauerstoffverbrauch leiten das Erwachen ein. Den Großteil der Kalorien für die Erwärmung des Körpers beziehen die Tiere aus dem sogenannten „Braunen Fett“. Dieses spezielle Fettgewebe ist bei allen Winterschläfern vorhanden und kann besonders schnell und unter starker Wärmeentwicklung verbrannt werden. Andere Energiequellen sind die tierische Stärke (Glykogen) und der Proteinabbau in der Leber.

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Nadja Podbregar
Stand: 03.02.2012

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