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Energie

Solarstromspeicher in Privathaushalten können Stromnetz entlasten

Institut für ökologische Wirtschaftsforschun

Das Angebot an Batteriespeichern für Photovoltaikanlagen wächst dynamisch und wird seit diesem Jahr von der Bundesregierung gefördert. Welchen Nutzen diese Speicher für die Betreiber von Solaranlagen und für das ganze Energiesystem haben, diskutierten führende Solar- und Speicherexperten Anfang Dezember 2013 in Frankfurt am Main. Ihr Fazit: Dezentrale Solarstromspeicher in privaten Haushalten könnten auf absehbare Zeit eines der wenigen funktionierenden Geschäftsmodelle für stationäre Batteriespeicher sein.

Sinkende Preise für Solarstromspeicher

„Mit diesem Projekt untersuchen wir erstmals ganzheitlich, welchen Nutzen das Speichern von Solarstrom haben kann – betriebswirtschaftlich für den Anlagenbetreiber, aber auch für die Netze, die Volkswirtschaft, die Umwelt und das ganze Energiesystem“, so Bernd Hirschl vom IÖW.

„Da die Preise für Batteriesysteme sinken, wird es für kommerzielle Speicher immer schwieriger, auf Basis kurzfristiger Verträge Systemdienstleistungen für die Stromnetze anzubieten. Dezentrale Speicher in privaten Haushalten haben dagegen durch den Ertrag, der sich aus der Eigennutzung von Photovoltaikstrom ergibt, ein stabiles Erlösmodell bei zugleich deutlich geringeren Kapitalkosten. Sie dürften sich schon bald auch ohne Förderung lohnen“, ergänzt Dirk Uwe Sauer, Speicherexperte am Institut für Stromrichtertechnik und elektrische Antriebe (ISEA) und Leiter des Forschungsprojektes.

Speicher mit „intelligenten Betriebsstrategien“

Im Idealfall tragen dezentrale Solarstromspeicher nicht nur dazu bei, dass möglichst viel des selbst erzeugten Stroms zu Hause verbraucht werden kann und damit auch weniger Strom über das EEG vergütet werden muss. „Zusätzlich können die Speicher auch die Stromnetze entlasten und dadurch den künftig erforderlichen Netzausbau begrenzen“ kommentiert Ralf Puffer vom Institut für Hochspannungstechnik (IFHT). Wie das gelingen kann, diskutierten die Experten anhand der möglichen Netzrückwirkungen von Photovoltaikanlagen und Speichern sowie deren Auswirkungen auf die Netzausbaukosten.

Zentraler Schlüssel sind dabei sogenannte „netzdienliche Betriebsstrategien“, die jedoch mit dem Interesse der Anlagenbetreiber, ihren Eigenverbrauch zu maximieren, kollidieren können. Eicke Weber, Leiter des Fraunhofer ISE und Gründungspräsident des Bundesverbands Energiespeicher, führte mit einem Plädoyer pro Solarenergie in dieses Thema der „Prosumer-Interessen“ ein. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Solarstromspeicher betrieben werden können, die sich unterschiedlich auf die Netze und den erzielbaren Eigenverbrauch auswirken.

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Ein vielversprechender und einfach zu realisierender Ansatz ist etwa die Verwendung von Ertrags- und Verbrauchsprognosen in Kombination mit einer intelligenten Nachjustierung der Betriebsstrategie, sobald die tatsächlichen Ertrags- und Verbrauchswerte von den Prognosen zu stark abweichen. Dadurch können Einspeisepeaks, die das Netz belasten, vermieden und trotzdem hohe Eigenverbrauchswerte erreicht werden. „Welche Anreize allerdings notwendig sind, damit Anlagenbetreiber ihre Speicher auch so betreiben, dass sie dem Energiesystem und dem Netz dienen, ist jedoch noch unklar und wird derzeit von uns untersucht“, so Sauer.

Verteilungseffekte nicht dramatisieren

Gesellschaftliche Aspekte des Einsatzes von Solarstromspeichern diskutierten die Experten nach einem Vortrag von Prof. Uwe Leprich, Leiter des Instituts für ZukunftsEnergieSysteme (IZES). Der Eigenverbrauch von selbst erzeugtem Strom bevorzugt Anlagenbetreiber, da ihr selbst hergestellter Strom nicht mit den sonst üblichen Strompreisbestandteilen wie Netzentgelten oder EEG-Umlage belastet wird. In Bezug auf Solarstrom wird diese Debatte nach Ansicht der Experten jedoch häufig unangemessen dramatisiert, da bisher vor allem die Industrie mit ihren meist fossil befeuerten Kraftwerken von diesem Privileg profitiert und außerdem der Eigenverbrauch von Solarstrom den Anstieg der EEG-Umlage dämpft. „Es ist wichtig, die laufende Debatte zu versachlichen und alle möglichen Effekte genau unter die Lupe zu nehmen.“, schließt Hirschl. „Die heutige Diskussion hat unsere Arbeit in vielerlei Hinsicht bestätigt und einige Anregungen können wir in das Projekt einfließen lassen“, lautet das positive Fazit von Sauer. Das Projekt läuft bis zum Jahr 2015.

(Institut für ökologische Wirtschaftsforschun, 19.12.2013 – NPO)

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