Anzeige
Materialforschung

Stradivaris Verzierungstechniken aufgeklärt

Analyse einer Geigendecke gibt Aufschlüsse über Fertigkeiten des berühmten Geigenbauers

Verzierte Decke einer Stradivari-Geige © Marco Malagodi / Claudio Canevari

Stradivari-Geigen gelten als einzigartige Instrumente mit ganz besonderen Klangeigenschaften. Wie der Geigenbauer Antonio Stradivari dies ereichte, ist bisher nur zum Teil geklärt. Jetzt haben italienische Forscher einen weiteren Teil dieses Rätsels aufgeklärt: Sie fanden heraus, wie der Geigenbaumeister die Verzierungen an einigen seiner Geigen erzeugte. Dies liefert einen weiteren Einblick in die Kunstfertigkeit Stradivaris, so die Forscher im Fachmagazin „Applied Physics A – Materials Science & Processing“.

Der 1644 im italienischen Cremona geborene Antonio Stradivari gilt weltweit als einer der berühmtesten Geigenbauer. Zu seinen Lebzeiten bauten er und seine Lehrlinge mehr als tausend Violinen, Bratschen, Celli und andere Streichinstrumente. Viele seiner Instrumente werden noch heute von Musikern gespielt, ihr Klang gilt als einzigartig. Was macht diesen aus? „Der Klang einer Violine resultiert aus einer Kombination der verwendeten Materialien, der Konstruktionstechnik und den Fertigkeiten des Instrumentenbauers“, erklären Marco Malagodi von der Universität von Pavia und seine Kollegen.

Die Materialien von Stradivaris Geigen genau zu kennen sei daher wichtig – auch um solche Ausnahmeinstrumente reproduzieren zu können. Bisher konzentrierten sich die Forschungen meist auf die verwendeten Lacke und die Konstruktion der Geigen. Malagodi und sein Team haben nun gezielt die Verarbeitung der Geigendecke – ihrer Vorderseite – und ihrer Verzierungen genauer untersucht. Obwohl Stradivari meist schlichte, unverzierte Geigen baute, schmückte er in der Zeit zwischen 1677 und 1722 einige seiner insturmente mit Einlegearbeiten, die den Rand der Geigendecken betonten.

Elfenbein, Ebenholz und Eisenpigment

Eine dieser Geigendecken mit einer schwarz-weiß abgesetzten Bordüre analysierten die Forscher nun. Dabei zeigte sich, dass Stradivari für die hellen Verzierungen Elfenbein einsetzte. Die dazwischenliegenden dunklen Musterteile erweisen sich dagegen als Verbundstoff: Sie bestanden aus pulverisiertem Ebenholz, vermischt mit einem eisweißhaltigen Bindemittel – vermutlich einer Art Kleber, der aus tierischen Resten erstellt wurde. Schwarze Teile wurden zusätzlich mit einem eisenhaltigen Pigment eingefärbt. Um zu testen, ob die identifizierten Materialien tatsächlich diese Farben und Eigenschaften ergeben, bauten die Forscher sogar eine Geigendecke mit genau den gleichen Verzierungen und Werkstoffen nach.

„Unsere Untersuchungen haben einige wichtige Erkenntnisse über die handwerklichen Techniken von Antonio Stradivari geliefert und ermöglichen Hypothesen über die Rezepturen, die der Geigenbaumeister selbst oder seine Lieferanten verwendeten, um seine Instrumente zu verzieren“, erklären die Forscher. Damit sind diese Ergebnisse ein weiterer Schritt dahin, die einzigartigen Eigenschaften der Stradivari-Geigen aufzuschlüsseln. (Applied Physics A – Materials Science & Processing, 2013; doi: 10.1007/s00339-013-7792-2)

Anzeige

(springer science & busness media, 09.07.2013 – NPO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Bändereisenerz

Ur-Magnetfeld ohne festen Erdkern?

Krebs kann auch ohne DNA-Mutation entstehen

Waffentruhe eines mittelalterlichen Flaggschiffs geöffnet

Neues fossiles Riesenkänguru entdeckt

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Menschen und ihre Materialien - Von der Steinzeit bis heute Von Hans R. Kricheldorf

Vergessene Erfindungen - Warum fährt die Natronlok nicht mehr? von Christian Mähr

Top-Clicks der Woche