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Materialforschung

Elastisch durch den Tiefschnee

Kunstfasern mit Polytetrahydrofuran bleiben auch bei Kälte geschmeidig

Kunstfasern mit Polytetrahydrofuran © BASF

Wer Ski fährt, benötigt spezielle Kleidung, die bei großer Kälte elastisch bleibt, perfekte Beweglichkeit garantiert und auch dem Schweiß trotzt. Möglich machen dies Kunstfasern aus dem Polymer Polytetrahydrofuran (PolyTHF), die in Skianzügen oder -unterwäsche zum Einsatz kommen. Die Textilien sind durchlässig für Wasserdampf und bleiben auch bei eisigen Temperaturen so geschmeidig, dass sich der Stoff anfühlt wie eine zweite Haut.

Knackige Kälte, glitzernder Neuschnee und ein schneller Ski unter den Füßen – mehr ist nicht nötig, um Wintersportler glücklich zu machen. Wenn sie mit Tempo den Berg hinunterfahren, rasant durch die Slalomstangen wedeln und den Schnee der Piste aufwirbeln, kann es unter dem Skianzug ganz schön heiß werden – auch wenn draußen Minusgrade herrschen.

Kunstfaser mit besonderen Eigenschaften

„Damit die Kleidung sowohl der Kälte als auch den heftigen Bewegungen und dem Schweiß der Sportler standhält, braucht es schon eine Kunstfaser mit besonderen Eigenschaften“, sagt Dieter Rodewald von BASF. „Elastanfasern aus dem BASF-Zwischenprodukt PolyTHF sind für die extreme Beanspruchung ideal geeignet.“

Wenn sich die Menschen bis ins 20. Jahrhundert mit Wollpulli, Samthose oder Felljacke in den Schnee wagten, froren ihnen mit der Zeit nicht nur die Finger, sondern auch die Kleider ein. Die Naturfasern wurden hart und die Hose so steif wie ein Brett. Erst die Erfindung der Kunstfaser in den 1930er-Jahren bereitete diesem Nachteil ein Ende.

Die Elastanfasern im Skianzug sorgen für perfekte Beweglichkeit und bleiben auch bei Kälte elastisch. © BASF

Elastanfaser trotzt Frost und Feuchtigkeit

Der Elastanfaser, die in Nordamerika und Asien als Spandexfaser bekannt ist, machen auch Frost und Feuchtigkeit nichts aus. Ein Blick auf die Etiketten verschiedener Kleidungsstücke zeigt, dass Elastan in einem Großteil aller Textilien steckt: sowohl in Socken als auch in langen Unterhosen und Leggins, Pullis, Shirts und dem Innenfutter der Jacke. In Stoffen wird die Elastanfaser immer mit anderen Fasern gemischt. Zum Beispiel mit knitterfreien und reißfesten Polyamidfasern. Funktionswäsche wie die Skiunterhose oder das Sporttrikot besteht zu fünf bis zehn Prozent aus Elastanfasern. In einer Stretch-Jeans liegt der Anteil bei etwa drei Prozent.

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„Elastanfasern gibt es in vielen Varianten – zum Beispiel maßgeschneidert für Bade- oder hochwertige Oberbekleidung“, erklärt Professor Thomas Gries, Leiter des Instituts für Textiltechnik an der RWTH Aachen. Je dehnbarer der Stoff sein soll, desto mehr PolyTHF enthält die Elastanfaser. „In Funktionswäsche, Badebekleidung, Trikots und Unterwäsche ist der Anteil an Elastanfasern höher als in gehobener Oberbekleidung“, so Gries. Für die alltäglichen Bewegungen in Hose oder Hemd reicht schon eine kleine Menge Elastan.

Extreme Bewegungen

Sportler profitieren besonders von der großen Elastizität einer Elastanfaser, die zu rund 80 Prozent aus PolyTHF besteht. Damit ist selbst ein Spagat für die Hose kein Problem. „Mit elastanhaltigen Stoffen behält die Kleidung auch bei extremen Bewegungen ihren Sitz am Körper“, erläutert Gries. „Elastanfasern lassen sich nämlich bis auf das Siebenfache ihrer Ursprungslänge dehnen.“

Außerdem sind die Fasern dauerhaft formbeständig. Das heißt, sie behalten ihre extreme Elastizität und kehren nach jeder Dehnung wieder in ihre ursprüngliche Form zurück. Und zwar auch dann, wenn es draußen kalt ist. Für das Schwitzen beim Skifahren braucht es eine Faser, der Feuchtigkeit nichts anhaben kann. Auch diesen Vorteil bringt das PolyTHF mit: „Die Fasern können problemlos dort eingesetzt werden, wo sie direkten Kontakt zum Körper haben“, erklärt Rodewald. „Zum Beispiel in der Sportbekleidung oder bei Unterwäsche.“ Die Anordnung der Atome in den PolyTHF-Molekülen macht diese außerdem für Kleinstlebewesen schwer verdaulich. Deshalb meiden Mikroben wie Milben die Elastanfaser. Das ist besonders für Allergiker wichtig.

Textilien, Schläuche und Folien

Rund 70 Prozent des produzierten PolyTHFs verwendet die Textilindustrie. Zudem entstehen daraus hoch abriebfeste Schläuche und Folien. Vor allem die Automobilindustrie nutzt es zum Beispiel für Kabelmäntel und Folien für Armaturentafeln. Eine weitere wichtige Anwendung findet der vielseitige Werkstoff beim Bau von Gleisen. Die dauerhafte Elastizität PolyTHF-basierter Kunststoffe ist hierbei ideal für die Produktion hoch beanspruchbarer Matten als Gleisunterlagen, die Schwingungen und Erschütterungen dämpfen. Die Effekte: geringerer Verschleiß und weniger Lärm durch vorbeifahrende Züge. Als wesentlicher Bestandteil von Polyurethan-Elastomeren wird PolyTHF außerdem zu langlebigen Rollen von Skateboards und Inlineskates verarbeitet.

(BASF, 15.02.2011 – DLO)

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