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Medizin

Mit Systembiologie gegen Diabetes

Projekt sucht mit ganzheitlichem Ansatz nach neuen Diabetes-Medikamenten

Betazellen (dunkel) in Langerhans-Insel (hell) der Bauschspeicheldrüse © Trinity University

Diabetes ist eine Volkskrankheit. Nach Schätzungen von Experten könnte sich die Zahl der Betroffenen in den nächsten 25 Jahren nahezu verdoppeln. Ein neues Forschunsgprojekt will jetzt mithilfe der Systembiologie einen neuen Ansatz für Prävention und Bekämpfung der Krankheit finden.

Die Systembiologie ist eine relativ neue, „ganzheitliche“ Disziplin, die beispielsweise nicht die Bestandteile einer Zelle für sich allein untersucht, sondern sich mit sämtlichen Komponenten und deren Wechselwirkungsnetzen auf der Ebene der Gene, Proteine, biochemischen Reaktionen und physiologischen Prozesse befasst.. Ihre Grundlage sind die stetig zunehmenden Erkenntnisse darüber, wie biologische Systeme in dynamische Wechselwirkung treten, um physiologische Funktionen in Gang zu setzen.

Das Verständnis solcher komplexer biologischer und physiologischer Interaktionen kann Forschern das Auffinden neuer Ansätze für die Diagnose, Prophylaxe und Therapie multifaktorieller und polygener Krankheiten – das heisst von Erkrankungen, die von mehreren Faktoren bzw. von Defekten eines oder mehrerer Gene herrühren – wie beispielsweise Diabetes erleichtern.

Diabetes auf dem Vormarsch

Heute leiden weltweit 120 bis 140 Millionen Menschen an Typ-2-Diabetes, und Schätzungen zufolge wird sich diese Zahl in den nächsten 25 Jahren verdoppeln, wenn der heutige Trend anhält. In den westlichen Industrieländern rühren zirka 90 Prozent der Fälle mit Typ-2-Diabetes von einer Gewichtszunahme her.

Angesichts der weitreichenden Gesundheits- und Kostenfolgen dieser Erkrankung haben Organisationen wie die International Diabetes Federation (IDF) dazu aufgerufen, sich verstärkt für deren Prävention einzusetzen. Laut Schätzungen der IDF weisen rund 314 Millionen Menschen weltweit, das entspricht 8,2 Prozent der Weltbevölkerung, eine gestörte Glukosetoleranz auf, die oftmals ein Vorstadium von Typ-2-Diabetes darstellt.

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Betazellen im Visier

Wissenschafter des Basler Pharmakonzerns Roche und des Zürcher Kompetenzzentrum für Systemphysiologie und metabolische Krankheiten (CC-SPMD) werden ab jetzt an einem gemeinsamen Projekt arbeiten, das die Erforschung der Systembiologie der Betazelle im Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes zum Ziel hat.

Betazellen kommen in den so genannten Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse vor, wo sie das Hormon Insulin bilden und freisetzen, welches eine zentrale Rolle bei der Regulation des Blutzuckerspiegels spielt. Das Projekt soll zur Entdeckung neuer Wege für die Entwicklung von Diabetesmedikamenten führen sowie zu Erkenntnissen, welche den Einsatz von diagnostischen Biomarkern erlauben, die auf das Versagen von Betazellen hinweisen.

Ein Team von mehr als 15 Forschern von Roche und des CC-SPMD, an dem Forschende der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und der Universität Zürich beteiligt sind, werden im Rahmen dieser Partnerschaft zusammenarbeiten und Resultate austauschen. „Dieser neue, systemorientierte Forschungsansatz, der verschiedene Disziplinen vereint und an dem führende Wissenschafter aus Universität und Industrie kooperieren, wird neue Erkenntnisse über die Regulationsstörungen bei Betazellen und deren Auswirkung auf das Fortschreiten von Typ-2-Diabetes ermöglichen. Es ist unsere Absicht, dieses Wissen für innovative Behandlungsmöglichkeiten nutzbar zu machen“, erklärte René Imhof, Leiter der Pharmaforschung bei Roche in Basel.

(SystemX, 14.12.2005 – NPO)

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