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Sternenstaub unterm Mikroskop

Mineralogen untersuchen Staubteilchen aus dem Kometen „Wild 2“

Kometensonde Stardust © NASA

Winzige Staubkörnchen aus dem Schweif des Kometen „Wild 2“ werden derzeit von Mineralogen der Universität Jena untersucht. Das kosmische Material hatte die NASA Sonde „Stardust“ Anfang des Jahres auf die Erde gebracht, nachdem sie diese zuvor mit einem speziellen Kollektor aus dem Schweif eingefangen hatte. Erste Ergebnisse belegen, dass sich die Staubteilchen aus aluminium-, kalzium- oder titanhaltigen Mineralen zusammensetzen. Durch die mikroskopische Analyse erhoffen sich die Wissenschaftler einen Blick in die Vergangenheit unseres Sonnensystems.

„Insgesamt handelt es sich wahrscheinlich um ein paar Tausend Teilchen und die sind so klein, dass man sie mit bloßem Auge gar nicht sieht“, erklärt Falko Langenhorst vom Lehrstuhl für Mineralogie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Bei ihrem Aufprall auf die Sonde bohrten sich die Staubpartikel in ein so genanntes Aerogel, einen Spezialschaum auf dem Kollektor, der sie abbremste und während des Heimfluges zur Erde schützend umschloss. Nach der Landung wurden die Partikel aus dem Aerogel isoliert, in Kunstharz gegossen und in hauchdünne Stücke geschnitten. Zwei dieser geschnittenen Proben hält der Jenaer Mineraloge jetzt in den Händen. Damit ist Langenhorst und sein Team eines von nur vier deutschen Labors, denen die NASA die kostbaren Staubproben anvertraute. Weltweit beteiligen sich etwa 150 Forscher an der Untersuchung des Schweifstaubs von „Wild 2“.

Winzige Boten aus dem Kosmos

Päckchen mit Staubteilchen des Kometen © FSU/Scheere

Die Winzigkeit der Staubproben bereitet den Geowissenschaftlern keine Schwierigkeiten. „Für Mineralogen ist das mehr als genug Material“, erklärt Langenhorst fest. Schließlich verfüge das Institut für Geowissenschaften doch über eines der besten Transmissionselektronenmikroskope in ganz Ostdeutschland. Damit können die Forscher die Präparate in millionenfacher Vergrößerung betrachten und ihre chemische Zusammensetzung präzise bestimmen. Für die Untersuchungen bleibt Langenhorst und seinen Mitarbeitern jetzt ein halbes Jahr. Danach geht der Kometenstaub zurück an die NASA.

Doch bereits jetzt können die Forscher über die Fülle an neuen, unerwarteten Erkenntnissen, die andere Untersuchungen des Kometenschweifs bereits erbrachten, nur staunen: „Der Komet stammt aus der kältesten Region unseres Sonnensystems, aus der so genannten Oort'schen Wolke“, weiß Langenhorst. Diese Region, noch jenseits des Planeten Pluto, enthält zahllose Kometen, die so alt sind wie unser Sonnensystem. „Trotzdem enthält der Komet 'Wild 2' Material, das sich nur bei sehr hohen Temperaturen im inneren Bereich des Sonnensystems gebildet haben kann“, beschreibt Langenhorst den überraschenden Befund. So bestehen die untersuchten Staubteilchen zum Beispiel aus aluminium-, kalzium- oder titanhaltigen Mineralen. „Irgendwie ist das Material vom Inneren des Sonnensystems ganz nach außen transportiert worden“, so Langenhorst. Wie das geschehen sein könnte, diskutieren die Forscher derzeit.

Von den jetzt weltweit laufenden Forschungsarbeiten erhoffen sich die Wissenschaftler noch weitere unerwartete Entdeckungen, die einzigartige Informationen über die Entstehung des Sonnensystems liefern. Mit Blick auf die beginnenden Untersuchungen im eigenen Labor ist Langenhorst sich sicher: „Vor uns liegen spannende Monate“.

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(Universität Jena, 23.05.2006 – AHE)

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