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Genetik

Stille Revolution im Reich der RNA

„Junk-DNA“ könnte wertvolle Ansatzstellen für Therapien liefern

Das Biomolekül RNA kann weit mehr als nur bei der Proteinsynthese „assistieren“. Forscher haben jetzt eine RNA-Form entdeckt, die eine kritische Rolle bei der Zellteilung und vor allem auch bei der Regulation der Tumorentstehung spielt. Diese jetzt in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlichte Erkenntnis könnte auch für zukünftige Krebstherapien Bedeutung haben.

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RNA spielt in den Zellen eine wichtige und direkte Rolle bei der Synthese von Proteinen, den Grundbausteinen unseres Stoffwechsels. Schon seit einiger Zeit jedoch vermuten Wissenschaftler, dass längst nicht alle Arten von RNA direkt an diesem Prozess beteiligt sind. Jetzt hat ein vom Wellcome Trust gefördertes Forschungsprojekt an der Universität Oxford in England einen neuen, überraschenden Weg entdeckt, wie sich ein Zellteilungsgen abschalten lässt – mithilfe einer RNA. Die Rolle dieser RNA-Form war bisher unbekannt.

Das Human Genom Projekt hat bisher rund 34.000 Gene identifiziert, die für die Produktion von Proteinen zuständig sind. Der Rest – tatsächlich sogar der größte Teil des Genoms – besteht aus DNA Abschnitten mit scheinbar keiner Funktion, der so genannten Junk-DNA. Nach letzten Schätzungen jedoch produziert diese Junk-DNA immerhin rund eine halbe Million verschiedener RNA-Moleküle mit ebenfalls unbekannter Funktion.

Das Forscherteam um Alexandre Akoulitchev von der Universität von Oxford konzentrierte sich in ihren Forschungen auf eine dieser RNA-Formen und wurde fündig: Die Wissenschaftler entdeckten, dass es mitwirkt an der Regulation eines bestimmten Gens, des Dihydrofolate Reductase Gens (DHFR). Dieses Gen produziert ein Enzym, das die Synthese der Aminosäure Thymin kontrolliert und könnte damit eine wichtige Rolle in der Zellteilung spielen.

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„Wenn wir das DHFR-Gen hemmen könnten, würde dies dazu beitragen, das Wachstum auch von neoplastischen Krebszellen, normalen Zellen, die sich zu Tumorzellen entwickeln, zu verhindern“, erklärt Akoulitchev. „Tatsächlich wirkt das erste Krebstherapeutikum, Methotrexate, indem es an das von diesem Gen erzeugte Enzym bindet und es so hemmt.“ Nach Ansicht des Forschers eröffnet das Verständnis, wie die RNA genutzt werden kann um Gene wie DHFR an oder auszuschalten, wichtige therapeutische Ansatzpunkte um neue Krebstherapien zu entwickeln.

“Es hat in den letzten Jahren eine stille Revolution zur Rolle der RNA in der Biologie gegeben“, erklärt Akoulitchev. „Wissenschaftler beginnen die Junk-DNA als durchaus wichtig anzusehen. Die Vielzahl der von diesem ‚Genmüll’ produzierten RNA ist erstaunlich und die funktionellen Implikationen enorm.“

(Wellcome Trust, 22.01.2007 – NPO)

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