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Neurobiologie

Schwangerschaft: Joggen gut fürs Babyhirn

Sport der Mütter fördert bei Mäusebabies Nervenbildung

Maus im Laufrad © Dr. Susanne Wolf / MDC

Sport in der Schwangerschaft ist offenbar gut für die Gehirnentwicklung. Diesen Schluss legen neueste Ergebnisse von Wissenschaftlern des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch und der Charité – Universitätsmedizin Berlin nahe. Danach bilden Mäusebabies, deren Mütter während der Schwangerschaft gern im Laufrad trainierten, rund 40 Prozent mehr Nervenzellen als die Nachkommen träger Mäusemütter.

Der Zuwachs trat nach Angaben der Forscher im Hippocampus auf, einer Hirnregion, die stark in Lern- und Gedächtnisvorgänge eingebunden ist. Wie Dr. Anika Bick-Sander und Dr. Gerd Kempermann jetzt in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) berichten, ist noch nicht ganz klar, worauf dieser Effekt zurückzuführen ist. Eine Rolle spielen dabei aber wohl bestimmte Wachstumsfaktoren sowie das Verhalten der Mäusemütter während und nach der Schwangerschaft.

"Zwar kann man die bei Mäusen erzielten Forschungsergebnisse nicht unmittelbar auf den Menschen übertragen", betont Kempermann, der sie deshalb auch noch nicht als Rat an werdende Mütter verstanden wissen möchte, mehr Sport für die Hirnentwicklung ihrer Kinder zu betreiben. "Unsere Ergebnisse zeigen aber, dass zumindest bei Mäusen die mütterliche Aktivität verblüffend direkte Auswirkungen auf die Hirnentwicklung der Nachkommen hat." Bei Menschen gibt es hierzu bislang kaum Studien.

"Unsere Arbeiten lassen vermuten, dass dies ein lohnendes Forschungsgebiet sein könnte", sagt der Hirnforscher, der sich seit Jahren mit Stammzellen des Gehirns und Fragen der Neubildung von Nervenzellen durch körperliche und geistige Aktivität befaßt.

Wachstumsfaktor FGF-2 mit wichtiger Rolle?

"Aktivität" im breitesten Sinne gilt als wichtig und gut für das Gehirn. Es gibt Hinweise darauf, dass aktive Menschen ein geringeres Risiko haben, etwa an Alzheimer oder Parkinson zu erkranken. Wie sich Aktivität auf die frühe Entwicklung des Gehirns auswirkt, war bisher noch kaum untersucht worden. Die Forscher in Berlin stellten fest, dass die neugeborenen Mäuse der sportlichen Mütter bei Geburt leicht untergewichtig waren und sich zunächst etwas langsamer entwickelten, als die Nachkommen der unsportlichen Mäusemütter. Doch schon drei Wochen nach der Geburt hatten die schwächeren Mäuse aufgeholt.

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Bei der Nervenzellentwicklung im Hippocampus hatten sie die Nachkommen der Mäusemütter, die keinen Sport betrieben hatten, sogar überrundet. Eine wichtige Rolle könnte dabei der Wachstumsfaktor FGF-2 spielen. Es ist bekannt, dass im Blut zirkulierendes FGF-2 die Nervenzellentwicklung fördert. FGF-2 war im Gehirn der Nachkommen der sportlichen Mäusemütter im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich erhöht.

(idw – Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC), 07.03.2006 – DLO)

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