Anzeige
Klima

Kalte, komplizierte Forschungsobjekte

Welche Rolle die arktischen Wolken spielen

Hohe Eiswolken, sogenannte Cirruswolken, sind der häufigste Wolkentyp in der Arktis. Sie beeinflussen das globale Klima immens. Im Allgemeinen haben solche Cirren eine wärmende Wirkung, da sie die Wärmestrahlung wieder zurück zur Erde reflektieren. Weil sie so kalt sind, geben sie selbst aber wenig Wärme in den Weltraum ab. Gleichzeitig reflektieren sie die Sonnenstrahlung.

LIDAR-Daten
Lidarmessdaten zur komplexen Wolkenstruktur über dem arktischen Ozean. Wolkenfreie Bereiche sind in Hellbau und Weiß dargestellt. Alle anderen Farben zeigen die Wolken entlang des Flugpfads, wobei die Intensität des zurückgestreuten Lichts von Dunkelblau nach Dunkelrot zunimmt. Die tiefen Wolken sind zu Beginn des Flugwegs klar von den höheren, in rund 2,5 Kilometer Höhe beginnenden Eiswolken getrennt. Im Verlauf des Flugs steigt jedoch die Wolkenoberkante der tiefen Bewölkung und ist dann direkt mit den darüberliegenden Eiswolken verbunden. © DLR/ CC-by-nc-nd 3.0

Komplexe Wechselwirkungen

„Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Effekte macht es unglaublich kompliziert, diesen Wolkentypus zu untersuchen“, erklärt DLR-Atmosphärenphysikerin Silke Groß. Hinzu kommt, dass sich Erdabstrahlung über Eis und über Wasser in der Temperatur unterscheidet. Außerdem ist die Reflexion der solaren Strahlung vom Sonnenstand abhängig – je nachdem, ob gerade Polarnacht oder Polartag ist.

Auch die Eigenschaften der Wolken, wie Größe, Form oder die Anzahl der Eiskristalle, hängen von äußeren Bedingungen wie Temperatur oder Feuchtigkeit ab. All das beeinflusst, wie Cirren auf die solare und terrestrische Strahlung reagieren und damit wiederum den Wärmehaushalt der Erde. Zudem interessierten sich die Forschenden für die unterschiedlichen Wolkeneigenschaften in den Warmlufteinströmungen oder in Kaltluftausbrüchen. Letztere führen zu spezifischen kammförmigen linienhaften Wolkenmustern, die sich nach Überströmung der Meereiskante in der kalten Luft über dem Ozean bilden.

Feuchte Luft als entscheidender Faktor

Aktuell sind die Forschenden dabei, die Daten der Kampagne auszuwerten. „Die ersten Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich die Verteilung der Feuchte in arktischen Cirren von denen in mittleren Breiten unterscheidet“, berichtet Groß. Die relative Feuchte ist ein wichtiger Faktor für die Wolkenbildung. Die Forschenden gehen davon aus, dass sie auch auf die Mikrophysik und den Strahlungshaushalt der Wolken einwirkt.

Wenn sich also der Zufluss feuchter, warmer Luft in die Arktis erhöht, könnte das die Strahlungswirkung der Region beeinflussen. „In welche Richtung sich die Klimaerwärmung verändern wird, möchten wir mithilfe der Kampagnendaten untersuchen“, ergänzt Groß. „Dass wir die Kampagne überhaupt so erfolgreich durchführen konnten, hatte sicherlich auch mit Glück und Mut zum Risiko zu tun, denn kleinräumige Wetterphänomene detailliert vorherzusehen ist alles andere als trivial“, sagt Projektleiter Manfred Wendisch von der Universität Leipzig.

Anzeige

Ein weiterer Punkt, der für den Projektleiter viel mit dem Erfolg der Mission zu tun hat, ist die Zusammensetzung des Teams: Etwa 20 Doktorandinnen und Doktoranden arbeiteten an dem Projekt. „Die jungen Leute kommen auf Ideen, die einem selbst gar nicht einfallen würden. Davon profitieren wir alle und ich bin froh, dass sie dabei waren. Die Mischung macht’s einfach!“, ergänzt Wendisch.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. weiter
Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Hotspot Nordpol
Die Arktis erwärmt sich schneller als der Rest der Welt – aber warum?

Wärmer als der Rest
Der arktischen Verstärkung auf der Spur

Im Tiefflug durch die Wolken
Wolkenforschung über der arktischen See

Kalte, komplizierte Forschungsobjekte
Welche Rolle die arktischen Wolken spielen

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema