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Energie

Energie ist das neue Gold: E-Autos als Energiespeicher

Dekarbonisierung

Ladekabel an einem Elektroauto
Elektroautos leisten nicht nur einen Beitrag zur Dekarbonisierung, sondern könnten künftig auch zu wichtigen flexiblen Energiespeichern werden. © coffeekai, GettyImages

Immer mehr Elektroautos sind mittlerweile auf den deutschen – und internationalen – Straßen unterwegs. Damit nimmt das Thema Dekarbonisierung Fahrt auf, also das Ziel, so schnell wie möglich von der Nutzung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdgas oder Öl wegzukommen und stattdessen auf kohlenstofffreie und erneuerbare Energiequellen zu setzen. Elektroautos bergen aber noch ein weiteres vielversprechendes Potenzial: Sie könnten zu wichtigen mobilen Depots werden, um erneuerbare Energien dezentral zu speichern.

Deutschland ist und bleibt eine Nation der Autofahrer – das machen aktuelle Zahlen einmal mehr deutlich: So wurden laut dem ADAC im Jahr 2022 hierzulande 2,65 Millionen Neuwagen zugelassen. Das entspricht einem Plus von 1,1 Prozent. Auffällig ist dabei eines: Mittlerweile ist jedes zweite neu zugelassene Fahrzeug mit einem alternativen Antrieb ausgestattet. Konkret ist die Zahl der Pkw-Neuzulassungen mit alternativen Antrieben im Gegensatz zum Vorjahr um 15,6 Prozent gestiegen. Damit im Zusammenhang steht auch die Bilanz der CO2-Emissionen von Pkws: Sie verringerte sich 2022 um 7,7 Prozent. Elektroautos bringen somit nicht nur frischen Wind in das Thema Dekarbonisierung und helfen dabei, unabhängiger von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Erdgas und Öl zu werden, sondern tragen auch zu einem insgesamt geringeren CO2-Ausstoß bei. Sie bergen aber noch eine weitere Chance, die – wenn man so will – erst in den Kinderschuhen steckt und ihr volles Potenzial womöglich erst in den nächsten Jahren entfalten wird: Die Rede ist von E-Autos als Energiespeicher.

Flexibilität ist die zentrale Währung

„Flexibilität ist die zentrale Währung im Energiesystem der Zukunft“, sagt Robert Busch, der Geschäftsführer des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft e.V. Doch damit unser Energiesystem flexibler wird, braucht es neue Ideen. Und eine davon ist es, E-Autos als Energiespeicher zu nutzen. Denn rein statistisch gesehen nutzen wir das Auto vor allem für kurze Strecken. Das bedeutet auch: Elektroautos stehen nicht selten 90 % des Tages in der Garage oder vor dem Haus – und zwar mit einem Akku, der noch reichlich Energie hat. Genau diese Energie könnte man doch nutzen, oder? Das ist die zentrale Frage, die sich Ingenieure und Energiespezialisten momentan stellen. So loten etwa bereits der deutsche Autoproduzent Volkswagen und der belgische Netzbetreiber Elia die Möglichkeiten zur Nutzung von Elektrofahrzeugen für die Stabilisierung der Stromversorgung aus. In nächster Zeit sollen zukunftsträchtige Konzepte hierfür entstehen und sollte das Thema weiter Fahrt aufnehmen, stehen die Elektromodelle der ID-Familie von Volkswagen zum Beispiel bereits bereit, um mittels eines Software-Updates technisch dafür gerüstet zu werden. Denn auch Elke Temme, die Leiterin des Bereichs „Laden und Energie“, ist sich sicher, dass ein wesentlicher Schlüssel zur Klimaneutralität im Zusammenschluss von Energie- und Mobilitätssektor liegt.

Bidirektionales Laden als Voraussetzung

Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist das sogenannte bidirektionale Laden, auch Vehicle-to-Grid (V2G) oder Vehicle-to-Home (V2H) genannt. Dabei kann Energie zwischen dem E-Fahrzeug und dem Stromnetz in beide Richtungen ausgetauscht werden. Eine zentrale Rolle kommt dabei den Batterien und den Ladegeräten zu, die die smarte Technologie unterstützen müssen: Die Batterien werden beim Aufladen an der Wallbox als Depot genutzt, um Strom aus dem Netz zwischenzuspeichern. Umgekehrt kann die Energie aus Batterien zurück ins Netz transferiert werden, wenn etwa weniger Strom aus erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind vorhanden ist. In Summe ermöglicht die Technologie also nicht nur, den gespeicherten Strom im Akku selbst zu nutzen, um den Eigenverbrauch zu steigern und Geld zu sparen, sondern auch, überschüssige Energie – gegen ein Entgelt – zurück ins Stromnetz zu speisen. Engpässe könnten so der Vergangenheit angehören und die Flexibilität in Sachen Energie nimmt zu. Ebenso ließen sich damit Preisspannen minimieren sowie der Einsatz teurer Gaskraftwerke reduzieren.

Hürden bei der konkreten Umsetzung

Die große Chance, die dahintersteckt, verdeutlichen auch folgende Zahlen: Die deutsche Bundesregierung hat sich bis 2030 das Ziel gesetzt, 15 Millionen vollelektrische Fahrzeuge auf die Straßen zu schicken – sie alle besitzen mit 750 GWh die rund 20-fache Speicherkapazität aller deutschen Pumpspeicherkraftwerke. Viele Experten sind sich daher einig: Dieser Energie-Schatz sollte schnellstmöglich gehoben werden. Doch obwohl die Zahl jener Fahrzeuge, die das bidirektionale Laden beherrschen, kontinuierlich zunimmt, gibt es noch einen erheblichen Stolperstein auf dem Weg zu mehr Energie-Flexibilität: der aktuelle gesetzliche Rahmen. Und dabei seien es laut Busch vor allem die Doppelbelastung mobiler Speicher durch Abgaben, Umlagen und Steuern, die den effizienten Einsatz dieser Technologie erschweren. Bei den stationären Speichern ist diese Doppelbelastung seit 2019 passé, bei den mobilen Energiespeichern hapere es allerdings auch an der fehlenden Klarheit in puncto Definition. Auch das sorge für mehr Unsicherheit bei der Planung bidirektionaler Ladeinfrastrukturen. In Asien, genauer gesagt in Japan, wurden die Rahmenbedingungen hierfür bereits adaptiert: Dort werden zum Beispiel bereits Haushaltsgeräte, wie Kühlschränke und Waschmaschinen, durch die Batterien von E-Autos der Marke Mitsubishi betrieben. Das nächste Ziel der Japaner ist es, das System noch durch eine externe Batterie zu ergänzen, die als zusätzliche Ladeeinheit zwischen Haushalt und E-Fahrzeug steht.

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