Bei der Multiplen Sklerose dringen Entzündungszellen ins Gehirn ein. Das ist der entscheidende Schritt dafür, dass im Verlauf dieser Krankheit Hirngewebe zerstört wird. Wissenschaftler von der Uni Würzburg haben jetzt ein neues Ultraschallverfahren entwickelt, mit dem sie nicht nur diese unerwünschte Einwanderung von Zellen, sondern generell die Entstehung der Krankheit noch besser erforschen können.
Mit ihrer bildgebenden Methode konnten die Forscher von der Neurologischen Klinik bereits diejenigen Moleküle sichtbar machen, die für das Eindringen der Entzündungszellen ins Gehirn verantwortlich sind. Dies gelang ihnen im Tierversuch bei der „experimentellen autoimmunen Enzephalomyelitis“, einer Erkrankung, die als Modell für die Erforschung der Multiplen Sklerose dient.
Neuartiges Ultraschall-Kontrastmittel
Möglich wurde dieser Fortschritt durch die Zusammenarbeit mit der Ultraschallentwicklungsabteilung von Schering in Berlin. Dabei entstand ein neuartiges Ultraschall-Kontrastmittel, in dem Antikörper an winzige, luftgefüllte Bläschen gekoppelt sind. „Die Antikörper erkennen krankheitsrelevante Moleküle, setzen sich an ihnen fest und markieren sie mit den Bläschen. Diese können wir dann durch Ultraschall sichtbar machen“, erklärt der Neurologe Mathias Mäurer.
Die neue Technologie sei im Hinblick auf die molekulare Ultraschall-Bildgebung bei entzündlichen Erkrankungen des Zentralen Nervensystems als Meilenstein zu bewerten, kommentiert der Würzburger Forscher die Ergebnisse dieser experimentellen Studie im US- Fachjournal „Neuroimage“. Die von ihm geleitete Arbeitsgruppe will das Verfahren jetzt zur Abbildung von krankheitsrelevanten Molekülen weiter nutzbar machen. Langfristig soll hierdurch das Wissen über die Entstehung der Multiplen Sklerose verbessert werden.
„Molecular Imaging“
Bildgebende Verfahren zielten früher vor allem darauf ab, die Anatomie von Gewebestrukturen möglichst genau wiederzugeben. Heute stehen andere Ziele im Vordergrund: Beim so genannten „Molecular Imaging“ geht es darum, einzelne Moleküle – zum Beispiel Proteine – oder Stoffwechselvorgänge im Gewebe sichtbar zu machen.
Die Anforderungen an solche Verfahren sind hoch. Die Methoden müssen sehr empfindlich und zielgenau sein sowie eine möglichst große räumliche Auflösung liefern. Vor allem aber müssen sie den Forschern die Möglichkeit geben, die Bildsignale zu quantifizieren, also beispielsweise eine bestimmte Sorte von Molekülen nicht nur sichtbar zu machen, sondern auch ihre Menge exakt zu bestimmen. Den Würzburger Neurologen zufolge erfüllt das neue Ultraschallverfahren all diese Anforderungen.
(idw – Universität Würzburg, 30.05.2005 – DLO)