Wie aus Hepatitis C-Infektionen Lebertumoren entstehen, dafür hatten Forscher bisher keine Erklärung parat. Ein Team von Wissenschaftlern hat jetzt einen Teil dieses Rätsels gelöst. Die Forscher fanden heraus, dass das Core-Protein der Viren ein körpereigenes Eiweiß hemmt, das eine wichtige Rolle beim programmierten Zelltod spielt. Sie schlagen daher vor, bei der Entwicklung neuer Therapien gegen Hepatitis C-bedingten Leberkrebs beim Core-Protein anzusetzen.
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Wie die Forscher um Kerstin Herzer und Thomas Hofmann aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Medizinischen Fakultät der Universität Mainz in der Fachzeitschrift Cancer Research berichten verbindet sich das Core-Protein in der Leberzelle mit dem körpereigenen Eiweiß PML-IV verbindet und hemmt dieses in seiner Funktion. Die besteht normalerweise darin, auf bestimmte Zellsignale hin das Tumorsuppressor-Protein P53 zu aktivieren. P53 wird auch als Wächter des Genoms bezeichnet. Es leitet in geschädigten oder überalterten Zellen ein Selbstmordprogramm, die Apoptose, ein.
Wenn PML-IV durch das Core-Protein gehemmt ist, kann die Leberzelle kein P53 mehr aktivieren. Das hat zur Folge, dass alte und defekte Zellen nicht mehr absterben, sich ungehemmt weiter teilen und einen Tumor bilden können.
Eine der häufigsten Ursachen für Leberkrebs sind Infektionen mit Hepatitis C-Viren. Weltweit sind etwa 170 Millionen Menschen mit diesem Virus infiziert. Die meisten Betroffenen merken zunächst nicht, dass sie sich angesteckt haben, und das ist das Tückische an der Erkrankung. In vielen Fällen nimmt die Infektion einen chronischen Verlauf, was nach etwa 20 bis 30 Jahren zu einem Hepatozellulären Karzinom (HCC) führen kann.
Mit jährlich einer Million Neuerkrankungen ist HCC weltweit die fünfthäufigste maligne Tumorerkrankung, mit steigender Tendenz; denn einen Impfstoff gegen das Virus gibt es noch nicht.
(idw – Deutsches Krebsforschungszentrum, 07.12.2005 – DLO)