Goethe prägte den Ausdruck der "klassischen Quadratmeile der Geologie" für die Übergangszone zwischen Harz und Harz-Vorland im Raum Goslar. Denn hier werden 250 Millionen Jahre Erdgeschichte wie ein Bilderbuch der Geowissenschaften vor dem Betrachter aufgeblättert. So stoßen in der Aufrichtungszone des Harznordrandes aufwärts bewegte Grundgebirgsschichten des Harzes an steil aufgerichtete Sedimentgesteine des Vorlandes. Die Aufrichtungszone ist ein besonderes Highlight unter den 300 Geotopen der Region. Engräumig nebeneinander können Gesteine unterschiedlichster Entstehung in Aufschlüssen und Besuchersteinbrüchen des Nationalen GeoPark Harz.Braunschweiger Land.Ostfalen betrachtet werden.
Eine weitere Rarität ist im Steinbruch am Heeseberg zu bestaunen. Die bis zu zehn Meter hohe Wand aus "Stromatolithen" ist aus kalkigen Ablagerungen von Kleinstlebewesen wie Bakterien und Algen entstanden. Und da die seltenen Fossilien aus dem Buntsandstein hier erstmals so bezeichnet wurden, gilt der Heeseberg als Typlokalität. Die Stromatolithe, Fossilien des Muschelkalkes und Werksteine werden für die Besucher als thematischer Schwerpunkt angeboten. Der Muschelkalk des Elm wurde als Werkstoff für Bauten wie das Löwenportal am Kaiserdom von Königslutter verwendet. Für magmatische Gesteine des Grundgebirges sind im Harz ebenfalls Typlokalitäten vorhanden. Der Plutonit-Komplex des Oberharzes zum Beispiel ist als "Harzburgit" ebenfalls weltweit namensgebend. So ist der Harz ein Paradebeispiel für das mitteleuropäische Grundgebirge und verleiht ihm eine weltweite Bedeutung.
Im Geopark vollzieht sich ein naturräumlicher Wechsel von der Geestniederung des Aller-Flachlandes über das Harzvorland, das sich mit dem bewaldeten und offenen Bergland engräumig abwechselt, bis hin zum Harzer Mittelgebirge. Zwischen den Grundgebirgsschollen des Flechtinger Höhenzugs im Norden und des Harzes im Süden ist durch den Aufstieg zahlreicher Salzstrukturen außerdem die ostfälische Hügellandschaft mit zahlreichen Lagerstätten entstanden. Das Salz, Erze und andere Rohstoffe führten über Jahrhunderte zu wirtschaftlicher Blüte.
Der nahe Goslar gelegene Rammelsberg war einst mit einem Fördervolumen von 27 Millionen Tonnen Erz die größte zusammenhängende Blei-, Zink- und Kupfererzlagerstätte der Welt. Nachdem der Bergbau 1988 endgültig eingestellt wurde, ist die Mine heute Bergbaumuseum und Besucherbergwerk und als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet.
Bereits im Frühneolithikum wurden Menschen hier sesshaft. Die fruchtbaren und leicht zu bearbeitenden Böden im nördlichen Harzvorland ließen die Menschen sich hier früh ansiedeln. Infolge der Weichseleiszeit wurden in diesem Gebiet Windsedimente, der Löss, abgelagert. Nach der Eiszeit haben sich bis ins Atlantikum fruchtbare Schwarzerden entwickelt. Doch auch größere Frachtstücke wurden im Eiszeitalter durch die Inlandsgletscher zurückgelassen. Diese Findlinge sind mit Erklärungen über ihre teilweise einige tausend Kilometer lange Wanderroute aus den skandinavischen Herkunftsgebieten im Findlingsgarten bei Königslutter ausgestellt.
Wenige Kilometer an der Autobahn A2 und der Abfahrt Königslutter lädt der Findlingsgarten zu einem geowissenschaftlichen Zwischenstopp ein.
Weiterführende Links:
Nationaler GeoPark Harz.Braunschweiger Land.Ostfalen
(GeoUnion, 13.08.2003 – Dr. Nicole Schmidt / GFZ Potsdam)