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Umwelt

Antibiotika überstehen auch Biogasanlagen

In Gülle enthaltene Wirkstoffe bleiben trotz Gärprozessen stabil

Düngen mit Gülle
Mit Gülledünger gelangen oftmals auch Antibiotika-Rückstände in die Böden. © August Falkner/ piclease

Keine Lösung für das Resistenzproblem: Das Vergären von Gülle in Biogasanlagen kann darin enthaltene Antibiotika-Rückstände offenbar nicht beseitigen. Dies gilt zumindest für zwei wichtige Wirkstoffgruppen, wie eine Studie zeigt. Demnach taugt diese Form der Vorbehandlung nicht dazu, den Eintrag der Mittel in die Umwelt zu verringern – und damit der Bildung resistenter Keime entgegenzuwirken.

Das Problem der zunehmenden Antibiotika-Resistenzen wird immer gravierender – und die Landwirtschaft hat einen nicht unerheblichen Anteil daran. Denn durch Gülle aus der Nutztierhaltung gelangen regelmäßig große Mengen Antibiotika-Rückstände in die Umwelt. Dadurch steigt die Gefahr, dass sich resistente Bakterien entwickeln.

Vergären als Lösung?

Neben einem verringerten Medikamenteneinsatz könnte die Vergärung der Gülle eine mögliche Lösung für dieses Problem sein: „Es gibt verschiedene Studien, die einen Rückgang der Arzneimittel-Konzentration durch das Vergären von Gülle in Biogasanlagen beschreiben“, erklärt Astrid Spielmeyer von der Universität Gießen. Die genauen Vorgänge seien bisher jedoch nicht eindeutig bekannt.

Wie sinnvoll wäre es also wirklich, die Hinterlassenschaften von Kühen, Schweinen und Co vor dem Verteilen auf den Äckern in solchen Anlagen zu behandeln? Dies haben Spielmeyer und ihre Kollegen nun am Beispiel von Sulfonamiden und Tetrazyklinen untersucht – diese Wirkstoffe machen rund ein Drittel der in der Tiermedizin verwendeten Antibiotika aus.

Nur ein Scheineffekt

Die Experimente zeigten: Etliche Güllebehandlungsverfahren wirkten sich kaum auf die Medikamente aus. So hatten weder unterschiedliche Temperaturen, noch Säure- und Salzgehalte Einfluss auf die Antibiotika-Konzentration in der Gülle, wie die Forscher berichten. Durch die Zugabe bestimmter Feststoffe wie Maissilage ging der nachweisbare Gehalt der Mittel dagegen zwar zurück.

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„Ein derartiger Rückgang heißt aber nicht unbedingt, dass die chemischen Strukturen zerstört und unwirksam werden“, betont Spielmeyer. Der Grund: Wenn sich zum Beispiel Bestandteile der Gülle mit den Wirkstoffen verbinden, können die einzelnen Antibiotika zwar nicht mehr nachgewiesen werden, befinden sich aber trotzdem noch – stabilisiert durch die Bindung – in der Gülle oder den Gärresten.

Wieder gelöst

Genau dies bestätigte sich in weiteren Tests. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass sich die gebundenen Wirkstoffe später wieder lösen können – und es auf diese Weise zu einer erneuten Freisetzung der Antibiotika in der Gülle oder im Boden kommt. Zwar wird ihnen zufolge dabei oftmals nur ein geringer Teil wieder frei. Der Prozess könne jedoch stetig und über einen langen Zeitraum erfolgen.

Damit scheint klar: Biogasanlagen sind nicht in der Lage dazu, gängige Antibiotika aus Gülle zu beseitigen. Um den Eintrag der Mittel in die Umwelt zu verringern, sind demnach andere Strategien nötig. „Antibiotika müssen schon bei der Vergabe im Stall verringert werden, um Mensch, Tier und Umwelt zu schützen“, fordert Alxander Bonde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, die die Studie mitgefördert hat.

Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

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