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Gesellschaft

Was sind Franchises und warum trotzen sie der Krise

Geschäftsmodelle

Junge Frau in einem Restaurationsbetrieb
© stock.adobe.com, @BullRun DATEI NR.: 420446988

Die letzten Jahre waren für den Wirtschaftsstandort Deutschland schwierig. Die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, Energieverknappung und Lieferengpässe sind nur einige der Probleme, welche Deutschland mittlerweile in die Rezession geschickt haben. Viele Branchen sind schwer angeschlagen und verzeichnen kaum Wachstum, aufgrund von Umsatzrückgängen und Kostenanstiegen. Doch die Stimmung der Franchiseverbände ist gut, der Franchise Klima Index des Deutschen Franchiseverbandes verzeichnet im ersten Halbjahr des Jahres 2023 einen Anstieg um 7 Prozent auf 133 Prozent. Doch was sind die Ursachen für die optimistische Stimmung und wird sie anhalten?

Um diese Punkte realistisch einschätzen zu können, bedarf es einem grundlegenden Knowhow. Wie funktioniert dieses Konzept und was sind die Vor- und Nachteile für das Franchiseunternehmen als auch für den Franchisenehmer?

Bei einem Franchise wird eine Partnerschaft zwischen einem Franchisegeber und einem Partner eingegangen. Beide Partner sind rechtlich selbständige Firmen, sie nutzen allerdings dieselbe Marke. Der Partner kann so auf das erprobte Konzept sowie die Wirkmacht der Marken setzen, im Gegenzug verpflichtet er sich zur Einhaltung von gewissen Regeln und zahlt eine Gebühr.

Am besten lässt sich das am Beispiel McDonalds erklären. Rund 94 Prozent der Restaurants in Deutschland werden von Franchisepartnern als selbständige Unternehmen geführt. Für die Gründung eines Standortes muss der Partner je nach Größe und Ausstattungssumme eine gewisse Investitionssumme und Eigenkapital bereitstellen.

Die Einstiegsgebühr in das Franchise liegt bei 46.000 Euro. Es fallen weiterhin Werbegebühren beziehungsweise Pachtgebühren sowie laufende Gebühren an. McDonalds liefert weiterhin vorgaben, was das Menü und die Zutaten angeht, damit die Burger, egal ob im Saarland oder in Berlin, ähnlich schmecken. So wird die Marke McDonalds gestärkt, aber auch dem Franchisenehmer Arbeit abgenommen, da viele Vorgaben das Erstellen eines eigenen Konzeptes unmöglich aber auch unnötig machen.

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Vorteile für das Franchiseunternehmen

Die Vorteile für das Franchiseunternehmen sind vielfältig:

  • Schnelle Expansion
  • Aufteilung der Kosten
  • Risiko liegt sowohl beim Unternehmen als auch beim Partner
  • Partner sind motivierter als Angestellte

Da die Kosten für die Expansion aufgeteilt sind, können Partner und Franchisegeber leichter neue Standorte erschließen. Insbesondere wenn ein neues Land als Markt erschlossen werden soll, können so Filialen mit unglaublicher Geschwindigkeit flächendeckend entstehen. Da nur ein Teil des Risikos bei dem Unternehmen liegt, sind auch experimentellere Standorte ohne allzu große Verluste möglich. Da ein Franchisenehmer bei wirtschaftlichem Erfolg auch persönlich Gewinne erzielt, hat er auch eine höhere Motivation diesen Erfolg zu erreichen. Ein Angestellter kann nur in seltenen Fällen mit Boni rechnen, die Gefahr des Quiet Quitting ist auch im Management hoch.

Nachteile für das Franchiseunternehmen

Es gibt allerdings auch ein paar Nachteile:

  • Aufbau eines funktionierenden Konzeptes und einer Verwaltung
  • Es dauert etwas bis sich die Finanzierungen auszahlen
  • Potentielle Beschädigung des Rufes durch Partner

Bevor sich ein Unternehmen zu einem Franchiseunternehmen entwickeln kann, sind natürlich erst einmal eine starke Marke und ein etabliertes Konzept notwendig. Ein Franchise, das niemand kennt oder dessen Konzept unklar ist, ist für Partner uninteressant. Doch selbst wenn diese Hürden genommen sind, muss noch eine Zentrale eingerichtet werden, die die Beratung, Schulung und Finanzierungen verwaltet. Je nachdem wie viele Partner existieren, sind diese Verwaltungen mit einigem an Arbeitslast beschäftigt und damit auch mit einigem an Personal auszustatten.

Da der Franchisegeber nur einen Teil der Finanzierung per Gebühren einnimmt, kann es dauern, bis die Einnahmen die Refinanzierung decken. Eine ausreichende Liquidität ist daher Voraussetzung, um ein Franchise zu starten.

Ein Partner einer Restaurantkette, der es beispielsweise mit den Hygienevorschriften nicht so genau nimmt, kann schnell in den Schlagzeilen landen und den Ruf und die Marke des Unternehmens stören. Den wenigsten Leuten ist bewusst, in welcher Form ein Franchise überhaupt Einfluss auf den Partner nehmen kann und dass diese Partner eventuell überhaupt existieren. Häufen sich solche Mängel lokal oder zeitlich, können die Auswirkungen mitunter verheerend sein.

Geschäftsmann am Verhandlungstisch beim Leisten einer Unterschrift
© stock.adobe.com @fizkes DATEI NR.: 308176037documentations after negotiations with lawyers and financial advisors at office. Successful businessmen making commercial deal at meeting.

Vorteile für den Franchisenehmer

Die Vorteile für den Partner sind:

  • Rückgriff auf erprobte Konzepte
  • Wiedererkennungswert durch etablierte Marke
  • Unterstützung und Ansprechpartner beim Franchisegeber
  • Geteiltes Risiko
  • Niedrigere Investitionssummen

Natürlich profitiert der Partner ebenso wie das Unternehmen vom geteilten Risiko, bei einer komplett eigenständigen Firmengründung haftet er zu 100 Prozent. Auch die Aufteilung der Finanzierungskosten sorgen dafür, dass sich mit weniger Geld ein Geschäft eröffnen lässt. Wer die nötigen Voraussetzungen erfüllt, kann so schnell den Weg Richtung Selbstständigkeit einschlagen.

Durch den Wiedererkennungswert der Marke ist ein gewisser Kundenstamm beinahe zu erwarten. Gerade Marken mit starkem Ruf sorgen so für fast schon garantierte Umsätze. Auch wird von überregionalen Marketingkampagnen profitiert, in die kein eigenes Geld fließen muss, da diese meist vom Franchiseunternehmen gestartet werden.

Durch Schulungen und Unterstützungen kann selbst ein unerfahrener Unternehmer auf einem fremden Gebiet Fuß fassen, sofern er die nötigen Mittel hat. Da die Konzepte auch schon erprobt sind, gibt es wenig Grund sich nach der Implementierung mit Änderungen, sofern diese überhaupt möglich sind, auseinander zu setzen.

Nachteile für einen Franchisenehmer

Für den Partner gibt es aber auch Nachteile:

  • Abhängigkeit von der Marke
  • Fremde Geschäftsidee
  • Regelmäßige Gebühren

Die Abhängigkeit von der Marke kann von Vorteil, aber auch von Nachteil sein. Sollte das Franchiseunternehmen durch schlechte Presse Schaden nehmen, so leidet auch das eigene Geschäft darunter, unabhängig davon, ob die Mängel auch bei ihm auftreten. Sollte ein anderer Franchisenehmer in der Region ein schlechtes Image haben, fällt auch das auf ihn zurück.

Da es sich um ein nicht selbst entwickeltes Konzept handelt und der Franchisegeber immer Vorgaben für den Auftritt und die Geschäftsidee gibt, muss sich ein Partner gewissen Regelungen unterwerfen. Er ist nicht ganz sein eigener Herr, aber ein Angestellter ist er auch nicht. Selbst wenn er gute Ideen hat, können ihm die Verwirklichung dieser untersagt werden.

Auch wenn ein gewisser Kundenstamm garantiert ist, sind auch monatliche Gebühren vorgeschrieben. Je nachdem können diese durchaus in der Summe bis zu 10 oder sogar 15 Prozent betragen, etwa wenn noch Marketinggebühren dazukommen. Diese werden im Gegensatz zu einem Kredit jedoch nie vollständig abbezahlt, sondern bleiben für immer Teil der Bilanzen.

Mann bei der Abrechnung an einem Laptop
© stock.adobe.com, @Monkey Business DATEI NR.: 334732108

Gründe für den Optimismus der Branche

Die Unternehmen sind sich einig, dass die Stärken des Franchise einen großen Vorteil in der momentanen Lage bieten. Da die Unternehmen auf Flexibilität und eine starke Vernetzung zwischen Franchisegebern und -nehmern setzen und zuversichtlich sind, dass ihre starken Marken ihnen helfen werden, die Krisen zu überstehen, blicken die Franchiseunternehmen überwiegend optimistisch in die Zukunft.

Laut Selbstauskunft gehen nur 5 Prozent der Systemvertreter von einem Verlust an Marktanteilen aus, während 70 Prozent mit teils deutlichen Zuwächsen rechnen. Ob sich diese Voraussichten Bewahrheiten werden, wird sich erst noch zeigen müssen, aber schon jetzt setzt sich die Franchisewirtschaft durch diesen optimistischen Blick von anderen Geschäftsmodellen ab.

Ausblick auf die Zukunft

Doch ob sich dieser positive Ausblick auch in Zukunft noch fortsetzen wird, bleibt zumindest fraglich. Der Internationale Währungsfonds hat etwa aufgrund der immer noch schwachen Konjunktur die Wirtschaftsprognose um 0,3 Prozent gekürzt. Und auch wenn sie für die Zukunft wieder mit einem Wirtschaftswachstum rechnen, die Prognosen für Deutschland mussten in den letzten Prognosen stetig nach unten korrigiert werden.

Sollte die deutsche Rezession weiter andauern und die Konjunktur nicht anziehen, werden auch die Franchiseunternehmen die Folgen zu spüren bekommen. Es bleibt daher zu hoffen, dass die Regierung mit den richtigen Maßnahmen auf die Krisen reagieren wird. Doch bis es so weit ist, schadet es nicht, wie die Franchiseverbände mit einem positiven Ausblick der Zukunft entgegenzusehen.

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