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Medizintechnik

Identifizierung kritischer Punkte im Energieverbrauch von Gesundheitsimmobilien

Gesundheitseinrichtungen

Symbolbild modernes Krankenhaus
Technologische Maßnahmen und Herausforderungen bei der Energieeinsparung in Gesundheitsimmobilien. © JazzIRT, GettyImages

In einer alternden und gesundheitsbewussten Gesellschaft wie Deutschland spielen Gesundheitsimmobilien eine immer wichtigere Rolle. Da überrascht, wie wenig bis dato auf die Klimabilanz und die Energieeffizienz der Gebäude geachtet wird. Es ist dringend Zeit zum Umdenken, meint daher Gebäudetechnik-Experte Andreas Blassy von Caverion Deutschland.

Poträtfoto von Andreas Blassy, Caverion Deutschland
Andreas Blassy © Caverion Deutschland

An welchen Stellen entstehen beim Betrieb von Gesundheitsimmobilien die meisten Energieverbräuche?

Ich glaube, dass man sich die genauen Gründe dafür anschauen sollte, warum an welchen Stellen des Gebäudes die meiste Energie verbraucht wird. So können Probleme schneller an den Wurzeln gepackt werden – auch wenn dies mit Kosten verbunden ist. Insbesondere bei hochsensiblen und hochkomplexen Gebäuden wie Krankenhäusern ist eine Energieanalyse zwingend notwendig.

Für Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser, Pflegeheime, Forschungseinrichtungen oder Pharmabetriebe gilt das insbesondere wegen hoher Hygienestandards und Redundanzen.

Abläufe zur Regelung von Kälte und Lüftung, aber auch bei der Bereitstellung von Dampf- und Warmwasser verbrauchen die meisten Energien in Gesundheitsimmobilien. Je nach Ausstattungsgrad ist der Stromverbrauch für Geräte und IT ebenfalls ein hoher Kostenfaktor.

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Ineffizient werden diese Prozesse dann, wenn zu viel Leerlauf entsteht, die Anlagen ungeregelt organisiert sind oder die Bereitstellung von Energie ineffizient und mit zu viel Verlusten abläuft.

Gibt es Prognosen darüber, welche Energieträger in der Branche am meisten genutzt werden?

Beispielsweise Krankenhäuser erhalten ihre Energiezufuhr vordergründig durch Nah- und Fernwärmenetze. Nachwärmenetze besitzen den Vorteil von geringen Energieverlusten und auch Fernwärme liefert in der Regel zuverlässig Energie.

Doch leider wird 2023 noch ein signifikanter Anteil der Gesundheitsimmobilien durch fossile Energieträger betrieben. Beispielsweise Blockheizkraftwerke (BHKWs) laufen in vielen Fällen ausschließlich mit Gas. Ölressourcen kommen als Back-ups in vielen Betrieben noch hinzu. Meiner Meinung nach sollten diese Energieträger langfristig gar keinen Platz mehr haben. Hier gilt es aber ökonomisch sinnvolle Lösungen zu finden. Kontraargumente gegenüber Maßnahmen für mehr Energieeffizienz laufen zu oft und unberechtigterweise auf den Faktor Kosten hinaus.

Welche technischen Maßnahmen helfen für einen energieeffizienten Betrieb von Krankenhäusern oder anderen Gesundheitseinrichtungen?

Am Anfang steht immer die gründliche Bestandsanalyse: Wo entstehen die meisten Energieverluste? Welche Eingriffe können starke Energieineffizienz möglichst umfangreich ausgleichen?

Erst danach werden die wesentlichen Entscheidungen implementiert, die bis in die Herzkammer eines Gebäudes reichen.

Dazu gehört vor allem die Anpassung der Regelungstechnik, Hydraulik verbessernde Maßnahmen sowie die Installation von Messtechnik und im Anschluss idealerweise die Implementierung von Gebäudeleittechnik und ein digitales Energiemonitoring.

Ist dieser Prozess abgeschlossen, müssen nachgelagert regenerative Energieträger in der Breite ausgebaut werden. Jedoch gibt es hier keine Blaupause. Wer hier mit pauschalen Lösungen kommt, spielt falsch.

Energiemonitorings, Energiemanagement und weitere Analysen zeigen dem Abnehmer der Leistung final konkret auf, welche Energiemengen eingespart wurden und wie kosteneffizient die Maßnahme vonstattengeht. Des Weiteren verhindern sie einen weiteren Anstieg. Selbst ein perfekt optimiertes und energieeffizientes Gebäude steigert seine Energiekosten jedes Jahr um bis zu fünf Prozent, wenn nicht laufend ein effektives Energiemonitoring mit begleitenden Maßnahmen durchgeführt wird.

Auf welche Probleme stoßen Sie in der Umsetzung von energieeffizienter Gebäudetechnik am häufigsten?

Langsame und komplexe Entscheidungsprozesse erschweren die Arbeit von Gebäudetechnikern an Gewerbeimmobilien. Parallel stärken auf den ersten Blick hohe Investitionen für einen nachhaltigen Umbau des Gebäudebetriebs die Vorbehalte von Betreibern der Objekte.

Entscheider sind aufgrund von begrenzten Budgets leider noch zu einschränkt und zögern aufgrund des finanziellen Aufwands. Das obwohl die ökologischen und ökonomischen Kosten höher ausfallen, je länger der Transformationsprozess in Gebäuden hinausgezögert wird.

Hinzukommen lückenhafte Dokumentationen und alte Techniken von Gesundheitsgebäuden, die einen schnellen Modernisierungsprozess enorm verkomplizieren. Ergänzend hierzu kommt, dass auch viele Facility-Management-Dienstleister – externe sowie interne – noch nicht verstanden haben, dass das Thema Energieeffizienz nicht von den Objektleitern „nebenbei“ mit erledigt werden kann. Hierzu braucht es Spezialisten.

Welche Rolle spielt das Thema Kosten?

Tatsächlich sprechen wir immer noch über das Zünglein an der Waage. Entscheider tuen sich aber keinen Gefallen, wenn Maßnahmen im Sinne der Energieeffizienz auf die Zukunft geschoben werden. Je länger wir heute warten, desto größer der wirtschaftliche und klimatische Schaden. Energieeffizienz-Maßnahmen rentieren sich immer – nur der Faktor Zeit variiert.

Sind Gesundheitsimmobilien denn auf einem guten Weg zu mehr Nachhaltigkeit? Oder erkennen Sie noch deutliches Verbesserungspotenzial?

Ich sehe eindeutig Verbesserungspotential in dieser Angelegenheit. Gesundheitsimmobilien werden heute noch zu fossil und zu energieineffizient betrieben. Das muss sich ändern, damit wir unseren Ambitionen in puncto nachhaltiger Wirtschaft gerecht werden wollen.

Erst langsam steigt das Verständnis für Energieeffizienz und auch das so der Wert eines Gebäudes steigen kann. Schade ist jedoch, dass Investitionen zur Implementierung der dringend benötigten Gebäudetechnik nur langsam bewilligt werden. Betreiber der öffentlichen Gebäude, denen zusätzlich das hauseigene Personal mit technischem Verständnis fehlt, bekommen leider nicht den Raum, den sie eigentlich zur Lösung des Problems benötigen. Ihnen fehlt auch die Möglichkeit, kurzfristig eigene Entscheidungen zu treffen. Eine maximal frei zu vergebende Summe von zum Beispiel 5.000 Euro pro Maßnahme ist eher ein Hindernis. Sollten wir uns hier nicht weiterbewegen, werden wir in Zukunft große Probleme mit Energieeffizienz behalten.

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