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Kosmischer Vogel mit Überraschungen

Seltene Dreifach-Kollision von Galaxien

Kosmischer Vogel mit Überraschungen © ESO

Kollisionen von Galaxien lassen Tausende neue Sterne entstehen und verändern die kosmische Landkarte über Millionen von Lichtjahren hinweg. Besonders selten ist ein Zusammenstoß gleich dreier Galaxien, wie hier vom Very Large Telscope der Europäischen Südsternwarte (ESO) eingefangen.

Die Galaxie ESO 593-IG 008, auch als IRAS 19115-2124 bekannt, liegt in einer Entfernung von 650 Millionen Lichtjahren von der Erde und galt zuvor immer als Paar von zwei wechselwirkenden Galaxien. Doch im Dezember 2007 enthüllte eine Aufnahme des NACO-Instruments am ESO-Teleskop, dass der kosmische Vogel, so der Spitzname dieser Formation, in Wirklichkeit aus gleich drei Galaxien besteht.

Die Beobachtungen im Nah-Infrarotbereich zeigten deutlich neben den beiden Spiralgalaxien eine dritte, annähernd gleich große irreguläre Galaxie mit einer extrem hohen Sternenbildungsrate. Den Kopf des „Vogels“ bildet die neuentdeckte dritte Galaxie, während die Kerne der beiden anderen Galaxien „Herz“ und „Körper“ bilden. Die „Flügel“ des Vogels reichen mehr als hunderttausend Lichtjahre ins All hinaus und entsprechen damit der Größe unserer Milchstraße. Sie entstehen durch die Ausläufer der beiden Galaxien

„Beispiele von Verschmelzungen von drei Galaxien ungefähr gleicher Größe sind sehr selten“, erklärt Petri Väisänen, Astronom vom South African Astronomical Observatory und Leiter der Studie. „Nur die Nah-Infrarotdaten des VLT machten es möglich, die Dreifach-Kollision dieses Systems zu entdecken.“

Doch nähere Beobachtungen mit dem Southern African Large Telescope und dem Weltraumteleskop Spitzer der NASA enthüllten noch mehr Überraschendes: Sie zeigten, dass ein Großteil der Infrarotstrahlung des Systems vom „Kopf“, der kleinsten der drei Galaxien, ausgeht. Zudem bewegen sich Kopf und Körper des kosmischen Vogels mit mehr als 400 Kilometern pro Sekunde – das entspricht 1,4 Millionen Kilometern pro Stunde – auseinander. Solche hohen Geschwindigkeiten sind bei Galaxienkollisionen sehr selten.

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„Es scheint, dass wir die Ereignisse gerade zum Zeitpunkt des ersten Hochgeschwindigkeits-Flugs der Kopf-Galaxie durch das System der anderen beiden Galaxien eingefangen haben”, so Seppo Mattila, Mitglied im Astronomenteam. „Die beiden Galaxien müssen sich schon früher getroffen haben, vermutlich vor ein paar hundert Millionen Jahren.“ Ein Hinweis darauf ist auch die hohe Sternenbildungsrate in der Kopfgalaxie. Sie stößt Sterne im Äquivalent von rund 200 Sonnenmasen pro Jahr aus, während die anderen beiden sich in einer eher ruhigeren Phase ihrer Entwicklungsgeschichte befinden.

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