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Wie schnell ist das Schneckentempo?

Wissenswert

Im Schneckentempo vorwärts © Clipdealer

Wenn Bundesbahnzüge bummeln, Sanddünen wandern oder sich langweilige Schulstunden wie Kaugummi ziehen, dann sagen wir: Das Ganze läuft im Schneckentempo ab. Schon seit ewigen Zeiten gelten Schnecken als Symbol für Ruhe und Langsamkeit. Aber kommen die Tiere wirklich nur so gemächlich vorwärts, wie man immer meint? Wie „schnell“ sind Schnecken wirklich? „Das ist je nach Art sehr unterschiedlich“, sagt der Schneckenforscher Gerhard Haszprunar von der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

So schaffen Landschnecken wie die Bernsteinschnecke, die bei uns auf feuchten Wiesen oder in Mooren lebt, gerade mal zwei Zentimeter pro Minute. Die bekannte Weinbergschnecke dagegen legt nach Angaben von Forschern im gleichen Zeitraum immerhin 7,2 Zentimeter zurück. Und bei manchen Nachtschneckenarten wurden schon bis zu elf Zentimeter pro Minute registriert.

„Generell ist es so, dass Landschnecken viel langsamer sind als Wasserschnecken“, meint Haszprunar. So bringen es beispielsweise die in der Nordsee lebenden Wellhornschnecken nach den Messungen von Wissenschaftlern schon auf 16 Zentimeter pro Minute. Damit sind sie aber lange noch nicht führend im Schneckenreich. „Es gibt auch mehrere Gruppen von frei schwimmenden Schnecken, die sehr viel schneller sind“, sagt Haszprunar. So erreichten manche Arten aus den Gruppen Heteropoda und Pteropoda – letztere werden auch Seeschmetterlinge genannt – die für Schnecken enorme Geschwindigkeit von zwölf Metern pro Minute.

Auch Schnecken können „sprinten“

„Ob es einen Weltrekordler gibt, weiß ich selber auch nicht“, gibt Thomas Hülsken von der University of Queensland in Brisbane zu. Einige Meeresschnecken wie die Mondschnecke Neverita josephinia könnten aber auch kurze Strecken schwimmen, indem sie ihren Fuß als „Paddel“ benutzen. „Das wäre dann so etwas wie ein Sprint“, meint der Forscher.

Aber auch damit sind Schnecken im Vergleich zu anderen Tieren eher langsam – zumindest wenn man die existierenden Größenunterschiede außer Betracht lässt. Denn Feuerquallen kommen beispielsweise in einer Minute über 33 Meter weit und Tintenfische schaffen bis zu 500 Meter. Geparden legen im gleichen Zeitraum rund 1,7 Kilometer zurück und Wanderfalken schießen bei ihren Sturzflügen angeblich sogar mit über 5,6 Kilometer pro Minute in die Tiefe.

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Langsame Schnecken reagieren schnell

Doch Schnelligkeit ist bei Schnecken nicht gleich Schnelligkeit. „Die tropischen Kegelschnecken sind auf Grund ihrer schweren Schale besonders langsam, ihre Reaktion beim Jagen von Fischen, Schnecken und Würmern ist aber besonders schnell“, sagt Hülsken. Hat eine Kegelschnecke ein Opfer entdeckt, wird der Rüsselapparat langsam ausgestreckt und sie sticht dann mit einem Giftpfeil blitzschnell zu. Dieser erreiche die Beute in 200-300 Millisekunden, meint Hülsken. Ähnliches gelte für die Australische Mondschnecke Conuber sordidus. Sie fange die vorbeilaufenden Soldatenkrebse mit ihren großen Fuß geschwind ein und verspeise sie dann lebendig.

Weder reaktionsschnell, noch „gut zu Fuß“ sind dagegen die langsamsten Schnecken der Welt. Es gebe Tiere, die immer an einem Ort blieben, wie zum Beispiel die sogenannten „Wurmschnecken“ in den Korallenriffen, sagt Haszprunar. Deren Schale sehe aus wie ein Röhrenwurmgehäuse. „Diese Schnecken filtrieren mit einem Schleimnetz Plankton“, beschreibt der Forscher den Überlebenstrick der exotischen Weichtiere.

Leben auf der Schleimspur

Doch wie kommen Schnecken eigentlich überhaupt vorwärts, wenn sie nicht festsitzen oder schwimmen? „Viele Schnecken kriechen auf einem Schleimbett, das beim Kriechen als charakteristische Schleimspur zu erkennen ist“, sagt Hülsken. Die eigentliche Fortbewegung erfolge dann mittels ihres großen Fußes. Dessen Muskulatur ziehe sich in Wellenform von hinten nach vorn zusammen. Dabei hätten Teile des Fußes immer Kontakt zum Boden. Viele Meeres-Sandschnecken benutzen ebenfalls Schleim, um durch den Sand zu kriechen. „Indem sie eine Schleimhülle um ihren Körper bilden, der von vorne nach hinten ‚fließt‘, wird der Sand um sie herum geführt, während das Tier vorwärts läuft“, beschreibt Hülsken deren Fortbewegungsweise.

16.01.2014 – DLO

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