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Zoologie

Warum sind Wespen im Spätsommer so aggressiv?

Wissenswert

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Sind Wespen wirklich so aggressiv? ©Magne Flaten /CC-by-sa 3.0

Beim Grillen im Garten begegnen einem gerade im Spätsommer häufig ungebetene Gäste. Sie schwirren umher, setzen sich auf das Essen – und wirken aggressiv. Angezogen von dem Geruch der Lebensmittel sind Wespen dann nur noch schwer zu vertreiben. Gerade Süßspeisen werden vermehrt angeflogen. Doch warum sind die Tiere zu dieser Zeit so allgegenwärtig? Und sind Wespen im Spätsommer wirklich aggressiv?

Im Spätsommer erreichen die Wespenpopulationen ihre maximale Größe, weil die Larven der Völker alle schlüpfen. Je größer die Nachfrage nach Futter, desto schwieriger wird auch die Suche nach ausreichend Nahrung. Erwachsene Wespen, die sich unter anderem von dem Zuckersaft der Larven ernährt haben, sind nun auf süße Alternativen angewiesen, um zu überleben. Da die Anzahl der Wespen im Spätsommer am höchsten ist, entsteht schnell der Eindruck, dass sie aggressiver sind. Bewiesen werden kann dies aber nicht.

Vom Auf- und Untergang

Wespen leben überwiegend in Wäldern und Wiesen und bauen ihre Nester je nach Art teils in Erdhöhlen, Baumhöhlen oder auch frei hängend. Sie sind staatenbildende Insekten, die einjährige Nester bilden. Im Frühjahr beginnt die überwinterte Königin mit der Nestgründung. Dafür befruchtet sie Eier mit Spermien aus einer Samenblase, die sie seit ihrer Paarung dem letzten Herbst mit sich trägt. Aus den Larven entwickeln sich unfruchtbare Arbeiterinnen.

Im Spätsommer schlüpfen auch Männchen und Jungköniginnen, bis das Wespenvolk im Herbst die größte Ausdehnung erreicht – es können bis zu 12.000 Tiere in einem einzigen Volk leben. Alle Wespen benötigen nun reichlich Nahrung. Das sei der Grund für die vermehrten Wespen- Besuche, so BUND- Sprecher Dirk Jansen. „Der August ist immer der Wespenmonat, die Population ist dann am größten. Daher fallen sie wohl mehr auf.“ Tatsächlich verändere sich das Verhalten der Insekten – auch anderen Experten zufolge – im Laufe des Jahres nicht: Nur die Anzahl der Wespen ist höher.

Im Spätherbst stirbt die alte Königin und das Wespenvolk löst sich auf. Bei Kälteeinbruch sterben auch die letzten Arbeiterinnen. Nur die im Spätsommer geschlüpften Jungköniginnen überwintern in vor Kälte geschützten Verstecken wie Rinden oder morschen Holz. Im nächsten Frühjahr gründet die Jungkönigin dann einen neuen Staat, indem sie mit dem Nestbau an einer anderen Stelle beginnt.

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Panisch auf Nahrungssuche

Aber warum wirken die Wespen im Spätsommer so aggressiv? Anfang des Sommers benötigen die Wespenlarven besonders viel Eiweiß. Wespen fliegen daher häufiger zu Fleisch und Wurst oder jagen Insekten – aber das essen sie nicht selbst. Sie verarbeiten es zu Brei, um ihre Brut damit zu versorgen. Ausgewachsene Wespen bevorzugen hingegen Obst und den Zuckersaft, den die Larven in dieser Zeit produzieren: „Die Larven sind der Futterspeicher des Wespenvolks“, sagt Melanie von Orlow vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

Gegen Ende des Sommers schlüpfen die Larven aber, sodass die ausgewachsenen Wespen alternative Nahrung in Form von Zucker finden müssen. Ab August suchen also alle Wespen – auch die männlichen Drohnen und die jungen Wespen- nach Süßspeisen wie Nektar, Fruchtsäften und Softdrinks. Der Kampf um ausreichend Nahrung beginnt.

Dennoch sagen Experten wie Jansen, dass die Tiere trotzdem nicht so aggressiv seien, wie man meinen könnte. Sie seien lediglich auf der Suche nach Nahrung. Dadurch entstehe der Eindruck, Wespen würden aggressiver auftreten.

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