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Physik

Gefahr durch Schwarze Löcher im Teilchenbeschleuniger?

Komitee der Teilchenphysiker widerspricht Gefährdungsthesen

Wissenschaftler wollen mit dem leistungsstärksten Teilchenbeschleuniger der Welt dem Urknall auf die Spur kommen und neue Erkenntnisse über unser Universum gewinnen. Im Rahmen der Experimente entstehen auch Schwarze Löcher im Miniaturformat. Während ein Chaosforscher darin eine potenzielle Gefahr für die Erde sieht, hat nun das Komitee für Elementarteilchenphysik dieser These energisch widersprochen.

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Gefahr durch wachsendes Schwarzes Loch?

In diesem Sommer nimmt der Large Hadron Collider LHC am Europäischen Zentrum für Teilchenphysik CERN in Genf den Betrieb auf. Chaosforscher Professor Otto E. Rössler von der Universität Tübingen nahm dies Anfang des Jahres zum Anlass, um im IT-Magazin „Golem“ vor einer Gefahr für die Erde zu warnen. Seiner Ansicht nach könnte ein Mini-Schwarzes Loch entgegen den Erwartungen nicht zerstrahlen sondern erhaltenbleiben und dann so weit anwachsen, dass es die Erde verschlingen könne.

Gegenüber Golem erklärt er dies so: „Man will davon eine Million pro Jahr produzieren. Das sind genug, um zu sagen, dass davon eins ganz sicher nicht zerstrahlen wird. Dieses würde dann in der Erde herumkreisen und von Zeit zu Zeit mit einem Elementarteilchen, einem Atomkern oder einem Quark zusammenstoßen und es auffressen. Die Frage, die bleibt, ist, wie lange es dann dauert, bis dieses kleine schwarze Loch genügend stark gewachsen ist, um schließlich die ganze Welt aufzufressen.“

Teilchenpyhsiker widersprechen

Diesen Ansichten hat nun das Komitee für Elementarteilchenphysik (KET) jetzt noch einmal in einer Stellungnahme energisch wieddersprochen. Es sei absolut ausgeschlossen, dass am LHC Schwarze Löcher produziert werden, die die Erde verschlingen. Das KET ist die Vertretung aller Teilchenphysiker an 26 deutschen Universitäten, am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY, am Forschungszentrum Karlsruhe, an Max-Planck-Instituten und am CERN, dem Europäischen Zentrum für Teilchenphysik in Genf.

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Mini-Schwarze Löcher ungefährlich

„Die Schwarzen Löcher am LHC, über die spekuliert wird, unterscheiden sich in wesentlichen Punkten von den kosmischen Schwarzen Löchern“, so die Physiker in ihrer Stellungnahme. Letztere seien mindestens mehrere Sonnenmassen schwer, die Schwarzen Löcher am LHC hingegen wären leichter als ein Milliardstel eines Milliardstel Gramms. Aus den Grundlagen der heutigen Physik hat Stephen Hawking gefolgert, dass diese Mini-Schwarzen-Löcher innerhalb kürzester Zeit zerstrahlen sollten (Hawking-Strahlung).

Der LHC wiederhole unter experimentell überprüfbaren Bedingungen, was sich milliardenfach im Weltall abspielt: „Wir wissen zum Beispiel, dass in jeder Sekunde ungefähr 100.000 Protonen der LHC-Energie und höher als Teil der natürlichen kosmischen Strahlung auf die Erde einfallen und theoretisch Mini-Schwarze-Löcher produzieren könnten“, erklären die Forscher. „Wären diese Mini-Schwarzen-Löcher gefährlich, würde die Erde eventuell gar nicht mehr existieren. Viel öfter trifft die kosmische Strahlung auf die Sonne und andere größere Himmelskörper. Aus den kosmischen Beobachtungen folgt, dass von den eventuell am LHC produzierten Schwarzen Löchern keine Gefahr ausgeht.“

Schwarzmalerei auf Basis falsch verstandener Theorie?

Das KET betont, dass Rösslers Thesen auf bereits widerlegten Annahmen beruhen, in sich selbst inkonsistent und durch Messungen als falsch bewiesen sind. In keinem Fall würden die Mini-Schwarzen-Löcher unsere Existenz gefährden.

„Deshalb können wir garantieren, dass der LHC sicher ist“, so der KET-Vorsitzende Professor Peter Mättig.„Vielmehr erwarten wir durch den LHC einen großen Schritt in der Erkenntnis, wie die Natur aufgebaut ist und wie sich das Universum entwickelt hat.“

Rösslers Behauptungen beruhen nach Ansicht der KET-Forscher auf grundlegenden Missverständnissen der Allgemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein. So benutze er in seiner Argumentation zwar Formeln der Allgemeinen Relativitätstheorie, aber wende sie so an, dass sie im Widerspruch zu experimentellen Ergebnissen stehen. Ein Teil seiner Interpretationen sei bereits 1915 durch experimentelle Untersuchungen widerlegt worden.

(Komitee für Elementarteilchenphysik (KET), 06.08.2008 – NPO)

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