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Medizin

Keine Allergien durch Impfung

Studie widerlegt erneut gängige Behauptung von Impfgegnern

Machen Impfungen Kinder anfällig für Allergien? © Yangna/ iStock.com

Unbegründete Skepsis: Impfungen erhöhen das Allergie-Risiko bei Kindern nicht. Dies untermauert nun erneut eine Studie. Die Forscher hatten dafür oftmals ungeimpften Nachwuchs von Anthroposophen mit konventionell erzogenen Kindern verglichen. Dabei zeigte sich insgesamt zwar eine geringere Anfälligkeit für Allergien in der Anthroposophen-Gruppe. Diese kommt aber durch andere mit diesem Lebensstil zusammenhängende Faktoren zustande – und nicht durch fehlende Impfungen, wie die Auswertung offenbarte.

Impfungen sind eine der wichtigsten Waffen der Medizin. Ihnen verdanken wir, dass potenziell tödliche Krankheiten wie Pocken, Tuberkulose, Diphterie oder Kinderlähmung bei uns so gut wie ausgerottet sind. Trotzdem gibt es immer wieder Eltern, die Bedenken gegenüber den Schutzimpfungen haben. Sie befürchten unter anderem, die Vakzine könnten Allergien auslösen. Wie begründet ist diese Angst?

Tatsächlich enthalten moderne Impfstoffe nur noch wenige potenziell allergieauslösende Antigene – viel weniger, als Kinder im normalen Alltag ohnehin ausgesetzt sind. Auch einige groß angelegte epidemiologische Studien konnten in der Vergangenheit keinen Zusammenhang zwischen Impfraten und der Häufigkeit von Allergien finden.

Anthroposophen-Kinder im Blick

Allerdings gibt es einzelne Untersuchungen, die zu gegenteiligen Ergebnissen kommen. So scheinen Kinder aus anthroposophisch lebenden Familien seltener an Allergien zu leiden. Diese Familien lassen ihren Nachwuchs oftmals nicht impfen. Aber ist dies wirklich die Ursache für dessen Unempfindlichkeit gegenüber allergen wirkenden Stoffen? Dieser Frage sind nun Wissenschaftler um Johan Alm vom Karolinska-Institut in Stockholm nachgegangen.

Für ihre Studie begleiteten sie insgesamt 466 Kinder, die entweder streng anthroposophisch oder eher konventionell erzogen wurden. Außerdem waren auch Kinder darunter, deren Lebensweise nur teils dem Anthroposophen-Prinzip folgte. Die Forscher beobachteten ihre jungen Probanden von der Geburt bis zum fünften Lebensjahr und nahmen regelmäßig Blutproben von ihnen. Diese untersuchten sie dann auf Antikörper gegen gängige Lebensmittel und Allergene aus der Luft wie zum Beispiel Pollen.

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Keine Korrelation mehr

Bei der Auswertung zeigte sich: Zunächst schien es wirklich einen Zusammenhang zwischen einer niedrigen Impfquote und einem geringen Risiko für Allergien zu geben – insbesondere während des ersten Lebensjahrs. Dies änderte sich jedoch, als Alm und sein Team neben anderen bekannten Allergie-Risikofaktoren auch Einflussgrößen herausrechneten, die mit einem anthroposophischen Lebensstil zusammenhängen. So werden Kinder aus solchen Familien beispielsweise häufig länger gestillt und vorwiegend vegetarisch ernährt.

Die zuvor beobachtete Korrelation verschwand dadurch, wie die Wissenschaftler berichten. Die 54 Kinder, die im Alter von fünf Jahren noch komplett ungeimpft waren, hatten nun kein anderes Allergie-Risiko als jene Kinder, die alle empfohlenen Schutzimpfungen erhalten hatten.

Andere Ursache?

„Diese Ergebnisse sind wichtig. Denn sie liefern keinerlei Beleg für die Behauptung, dass es eine Verbindung zwischen Allergien und Impfungen geben könnte“, sagt Alm. „Stattdessen muss es etwas Anderes in der anthroposophischen Lebensweise geben, dass die relativ niedrige Allergie-Prävalenz verursacht. Worum es sich dabei handelt, wissen wir noch nicht – werden dies in Zukunft aber näher untersuchen.“ (E Clinical Medicine, 2018; doi: 10.1016/j.eclinm.2018.10.005)

(Karolinska Institut, 08.11.2018 – DAL)

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