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Geowissen

Setzt Asien verbotene Ozonkiller frei?

Messungen enthüllen verdächtige Zunahme von Trichlorfluormethan in der Atmosphäre

Irgendwo in Ostasien scheint jemand gegen das Montreal-Protokoll zu verstoßen - er setzt illegal das Treibgas Trichlorfluormethan frei. © HG: NASA

Illegale Emissionen: Irgendwo in Ostasien wird offenbar ein verbotenes FCKW-Treibgas produziert und freigesetzt. Messungen belegen, dass seit 2012 vermehrt Trichlorfluormethan aus dieser Region in die Atmosphäre gelangt. Das Treibgas gehörte zu den drei schlimmsten „Ozonkillern“ und wurde 1987 im Montreal-Protokoll verboten. Wird die neue Emissionsquelle nicht gefunden und gestoppt, könnte dies die Heilung der Ozonschicht stark verzögern, warnen die Forscher im Fachmagazin „Nature“.

Noch in den 1980er Jahren wurden massenhaft Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) als Kühl- und Treibmittel eingesetzt. Als dann klar wurde, dass diese Verbindungen die Ozonschicht massiv zerstören, wurde ihre Produktion und Freisetzung durch das Montreal-Protokoll verboten. Seither haben Forscher zwar einige zuvor unbekannte „Ozonkiller“ detektiert, dennoch erholt sich die Ozonschicht – wenn auch langsam.

Einer der drei Top-Ozonkiller

Doch jetzt scheint es Unternehmen zu geben, die das Montreal-Protokoll unterlaufen. Denn ausgerechnet die Emissionen eines der drei Top-Ozonkiller der 1980er Jahre, des Trichlorfluormethans, steigen wieder. Noch heute stammen ein Viertel allen Chlors in der Stratosphäre aus diesem FCKW. Weil die ozonzerstörenden Verbindungen nur langsam abgebaut werden, bilden sie noch immer ein atmosphärisches Reservoir.

Wie sich der Abbau dieser FCKW-Reste in der Stratosphäre entwickelt hat, haben nun Stephen Montzka von der US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und sein Team überprüft. Dafür werteten sie Daten von drei Messnetzen aus, die die Konzentrationen von FCKW und ihren Abbauprodukten in der Atmosphäre ständig überwachen.

Knick in der Abbau-Kurve

Das Ergebnis: Bis 2002 sank die Menge an Trichlorfluormethan in der Stratosphäre relativ zügig ab. Weil nur noch wenig neue Emissionen erfolgten, wurde das Treibgas mit steigender Rate abgebaut – wie erwartet. Doch ab 2002 änderte sich dies: Erst stagnierte die Abbaurate fast zehn Jahre lang, um dann ab 2012 sogar drastisch langsamer zu werden. „Der Abbau ist nun 50 Prozent langsamer als noch in der Zeit von 2002 bis 2012“, berichten die Forscher.

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Antarktisches Ozonloch im Herbst 2017: WIe schnell sich diese Lücke im irdischen Schutzschilod schließt, hängt auch von der Einnhaltung des Montreal-Protokolls ab. © NOAA

Doch was steckte dahinter? Montzka und sein Team machten sich auf die Suche nach den Ursachen. Ihre erste Vermutung: Womöglich hatten sich atmosphärische Strömungen oder andere natürliche Prozesse verändert, die den FCKW-Abbau beeinflussen. Doch eine solche Veränderung der Dynamik müsste sich auch in den Werte anderer Treibgase widerspiegeln – und das war nicht der Fall.

Auffällig auch: Die Konzentrationen des Trichlorfluormethans auf der Nord- und Südhalbkugel sind in den letzten Jahren immer weiter auseinander gedriftet. In Süden nahmen sie zügiger ab als im Norden – ohne dass dafür eine natürliche Ursache feststellbar war, wie die Forscher berichten.

Kommen die Emissionen aus Ostasien?

Für die Forscher ist damit klar: Die Ursache ist menschengemacht. Es strömt neues Treibgas in die Atmosphäre. „Wir kommen zu dem Schluss, dass die Freisetzung von Trichlorfluormethan seit 2012 wieder gestiegen ist“, konstatieren sie. „Diese Emissionen müssen von einer neuen Produktion des Treibgases herrühren.“ Allein von 2014 bis 12016 seien aus dieser Quelle mehr als 14.000 Tonnen pro Jahr hinzugekommen.

Wer diese neuen FCKW-Emissionen produziert, ist bisher unklar, Montzka und sein Team vermuten die Quelle aber in Ostasien. Irgendjemand dort scheint eklatant gegen das Montreal-Protokoll zu verstoßen. „Wir geben der globalen Gemeinschaft hiermit ein Warnzeichen und sagen: Hier geht etwas vor“, sagt Montzka. Wenn die Quelle dieser illegalen Trichlorfluormethan- Emissionen nicht schnell gefunden und gestoppt werde, könnte dies die Heilung der Ozonschicht drastisch verzögern. (Nature, 2018; doi: 10.1038/s41586-018-0106-2)

(University of Colorado at Boulder, 18.05.2018 – NPO)

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