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Umwelt

Bisphenol A: Ersatzstoff ist genauso schädlich

Bisphenol S wirkt bei Fischembryonen ebenfalls als endokriner Disruptor

Zebrafisch-Eier und eine Fischlarve: Sie reagieren auf Bisphenol S ähnlich wie auf Bisphenol A. © Zebrafish Lab/ UCLA

Von wegen harmlos: Auch wenn auf einem Plastikgegenstand „frei von Bisphenol A“steht, kann er gesundheitsschädlich sein. Denn der inzwischen häufig eingesetzte Ersatzstoff Bisphenol S hat ebenfalls eine hormonähnliche Wirkung, wie US-Forscher bei Experimenten mit Zebrafischen feststellten. Der Ersatzstoff löste bei den Fischembryonen die gleichen Folgen aus wie Bisphenol A. Er sei daher keineswegs harmlos, betonen die Forscher im Fachmagazin „Endocrinology“.

Der Plastik-Zusatzstoff Bisphenol A (BPA) gilt als endokriner Disruptor – als Chemikalie, die hormonähnlich wirkt und deshalb störend in die hormonellen Regelkreise des Körpers eingreift. Bei männlichen Tieren führt die Chemikalie zu einer Verweiblichung, sie kann ihr Verhalten verändern und möglicherweise sogar das Autismus-Risiko von Kindern fördern.

Ist der Ersatzstoff unschädlicher?

Wegen der zunehmenden Bedenken und ersten Verboten von Bisphenol A in Produkten für Kinder, haben Kunststoffhersteller damit begonnen, nach Ersatzstoffen für das Bisphenol A zu suchen. Einige ersetzen es bereits durch das chemisch sehr ähnliche Bisphenol S (BPS) und werben damit, „frei von Bisphenol A“ zu sein.

Ob der Ersatzstoff Bisphenol S unschädlicher als Bisphenol A ist, haben nun Forscher unter Leitung von Nancy Wayne von der University of California in Los Angeles untersucht. Für ihre Studie setzten sie Zebrafischeier geringen Mengen von BPA oder BPS aus. Die Konzentrationen entsprachen in etwa denen, wie sie auch in Gewässern gefunden werden, wie die Forscher berichten.

Bisphenol A (oben) und der eng verwandte Ersatzstoff Bisphenol S im Vergleich. © gemeinfrei

Messbare Wirkungen

Das Ergebnis: Sowohl Bisphenol A als auch der Ersatzstoff Bisphenol S wirkten sich messbar auf die Embryonalentwicklung der Fische aus. „Die Zeit bis zum Schlüpfen der Larven aus den Eiern verkürzte sich, die Embryonen entwickelten sich in Gegenwart von BPA oder BPS schneller als normal“ berichtet Wayne. Beide Chemikalien beeinflussten dabei das Östrogen-System der Tiere und auch deren Schilddrüsenhormone.

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Gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der für die Reproduktion zuständigen Gene und Nervenzellen in den Fischembryonen. Nach Ansicht der Wissenschaftler spricht dies dafür, dass diese Stoffe das Fortpflanzungssystem der Fische überstimulieren – auch beim Menschen steht Bisphenol A im Verdacht, bei Mädchen eine vorzeitige Pubertät auszulösen.

„Keine echte Alternative“

Nach Ansicht der Forscher sprechen ihre Ergebnisse dafür, dass Bisphenol S ebenfalls als endokriner Disruptor wirkt. „Wir haben viele der von Bisphenol A bekannten Effekte nun auch bei Bisphenol S beobachtet“, sagt Wayne. „BPS ist daher keineswegs harmlos.“ Plastikprodukte mit Bisphenol S statt mit Bisphenol A herzustellen sei daher keine echte Alternative. „Das macht diese Produkte nicht sicherer“, betont Wayne.

Einige Studien an Zellkulturen hatten zwar zuvor nahegelegt, dass Bisphenol S weniger stark in den Östrogenhaushalt eingreift als sein naher Verwandter BPA. Doch die Ergebnisse von Wayne und ihren Kollegen zeichnen ein anders Bild. Demnach könnte Kunststoffhersteller hier den Teufel eher mit dem Beelzebub austreiben. „Unsere Ergebnisse sind beängstigend und wichtig“, betont Wayne. (Endocrinology, 2016)

(University of California – Los Angeles Health Sciences, 02.02.2016 – NPO)

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