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Umwelt

Mikroplastik im Honig nachgewiesen

Plastikteilchen aus Kosmetika und Zahncremes gelangen auch in Trinkwasser und Lebensmittel

Honigproben - 19 enthielten Mikroplastik © NDR / Susanne Schäfer

Mikroskopisch kleine Plastikpartikel finden sich heute im Meer, in Trinkwasser und selbst in Lebensmitteln: Ein Forscher hat nun in 19 Proben verschiedener Honigsorten Mikroplastik nachgewiesen, wie das NDR-Verbrauchermagazin „Markt“ berichtet. Dieser Kunststoff gelangt unter anderem aus Kosmetika, Duschgelen und Zahncremes ins Abwasser und von dort aus in Luft und Umwelt.

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In vielen Seen und auch im Ozean haben Forscher inzwischen bereits größere Mengen von Mikroplastik entdeckt – Kunststoffpartikeln von weniger als fünf Millimetern Größe. Im sogenannten Great Pacific Garbage Patch im Pazifik schwimmen bereits mehr als sechsmal mehr Plastikteilchen herum als Plankton. Und in den Großen Seen der USA liegt die Dichte dieser Partikel inzwischen bei 1.500 bis 1.700 Partikel pro 2,5 Quadratkilometer, wie US-Forscher feststellten.

Aus der Zahnpasta in die Umwelt

Die zumeist aus Polyethylen hergestellten Mikroplastik-Teilchen stammen meist aus Abwässern und gelangen über Alltagsprodukte dorthin. Sie sollen beispielsweise in Zahncremes, Duschgel oder Peelingmitteln zu einem mechanischen Reinigungseffekt verhelfen. Bei manchen Produkten beträgt der Anteil der Plastikkügelchen am Gesamtinhalt bereits bis zu zehn Prozent.

Einmal im Gewässer angelangt, bereiten die Plastikkügelchen den dort lebenden Organismen schwerwiegende Probleme: Werden sie verschluckt, sammeln sie sich im Verdauungstrakt der Tiere an und verstopfen diesen – die Tiere verhungern dabei oft mit vollem Magen. Werden sie eingeatmet, können sie die Atmung blockieren. Und viele Kunststoffe geben beim Zersetzen zudem giftige Chemikalien frei, darunter Weichmacher und Bisphenol A.

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Aber nicht nur im Wasser findet sich das Mikroplastik: Forscher vermuten heute, dass die kleinsten dieser Partikel leicht genug sind, um auch mit dem Wind verweht zu werden. „Wir können davon ausgehen, dass das Mikroplastik überall in der Atmosphäre zu finden ist“, so Gerd Liebezeit vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg. Seine Vermutung: Das Plastik gelangt über die Luft auch in Lebensmittel.

Mikroplastik in 19 Honigproben

Um das zu überprüfen, untersuchte der Forscher im Auftrag des Verbrauchermagazins „Markt“ verschiedene Honigproben auf Mikroplastik-Partikel. Und tatsächlich wurde Liebezeit fündig: In 19 untersuchten Honigen wies er Fasern und Plastikfragmente nach, in vier Proben fanden sich außerdem Plastikkügelchen. Auch in Regenwasser ist Plastikmaterial entdeckt worden, wie es in Kosmetika verwendet wird. Liebezeit fordert deshalb: „Die Verwendung von Plastikteilchen in Kosmetik- und Reinigungsprodukten sollte verboten werden.“

Das Bundesumweltamt erklärte auf Anfrage, dass bereits Forschungsaufträge vergeben worden seien, die Auswirkungen des Mikroplastiks auf die Umwelt untersuchen sollen. Die Behörde erklärte weiter, dass es eines freiwilligen zeitnahen Ausstiegs aus der Verwendung von Mikroplastik bedürfe. Die mit den Recherchen der „Markt“-Redaktion konfrontierten Hersteller der Pflegemittel räumten einen Handlungsbedarf ein. Sie kündigten an, in naher Zukunft auf den Einsatz von Plastik in ihren Produkten verzichten zu wollen.

Unilever, The Body Shop and Johnson & Johnson wollen – auch auf Druck von Umweltschutzorganisationen und Aktionsbündnissen gegen Mikroplastik – bis 2015 aussteigen, Proctor & Gamble kündigte dies für 2017 an. Wer schon jetzt einen Beeitrag für die Umwelt leisten will, kann dies sehr einfach tun: Duschgels und andere Produkte, die mit der reinigen Kraft von Micropearls und anderen Mikroplastikteilen werben, einfach nicht kaufen.

(NDR, 18.11.2013 – NPO)

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