Weißes Gold im Zwielicht?

Salz

Salzkristalle © Verein Deutsche Salzindustrie

Jahrtausendelang war Salz einer der seltensten und begehrtesten Rohstoffe auf der Erde. Wer Salz besaß, hatte Macht, um Salz entbrannten blutige Kriege, Salz machte aus einfachen Kaufleuten reiche und einflussreiche Handelsbarone.

Aus dem Luxusartikel von einst ist mittlerweile ein Massenprodukt geworden, das aber noch immer für unser alltägliches Leben unentbehrlich ist. Längst dient das Kochsalz nicht mehr nur als Würz- oder Konservierungsstoff für Lebensmittel, auch aus Produkten wie PVC, Farben oder Waschmitteln ist es nicht mehr wegzudenken.

Seit einiger Zeit jedoch ist der Mythos vom weißen Gold nicht mehr ungetrübt. Manche Mediziner warnen vor schlimmen gesundheitlichen Folgen durch den angeblich übermäßigen Salzkonsum und fordern eine drastische Änderung unseres Ernährungsverhaltens…

Dieter Lohmann
Stand: 02.06.2003

Mythos Salz

Vom Luxusartikel zum Massenprodukt

Indien im Jahr 1930. Die Bevölkerung ächzt nicht nur unter dem Joch des Britischen Empires, auch der Salzmangel macht der Bevölkerung stark zu schaffen. Schon vor Jahren haben die Ausländer die Kontrolle über das aus dem Meer gewonnene Salz übernommen. Sie belegen es mit einer horrenden Steuer, die es für den „normalen“ Inder kaum erschwinglich macht. Große Teile der Bevölkerung leiden bereits unter den Folgen der Salzaskese.

Salzhaufen © Verein Deutsche Salzindustrie

Am 12. März bricht Mahatma Gandhi deshalb mit seinen Anhängern zum berühmten Marsch ans Arabische Meer auf, um dort selbst Salz zu sammeln und das britische Monopol zu kippen. Unterwegs schließen sich Gandhi immer mehr Menschen an, die sich gegen die verhasste Kolonialmacht auflehnen wollen. Das Salz wird dabei zum Symbol für den friedlichen Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung. Die Briten schlagen jedoch den Aufstand brutal und blutig nieder, Gandhi sowie 50.000 seiner Landleute landen im Gefängnis. Trotzdem wird der Salzmarsch zum Fanal, das das Ende der britischen Herrschaft einläutet.

Nicht nur in Indien, überall auf der Welt hat das Salz (Natriumchlorid) in seiner mehr als 3.000 Jahre währenden Geschichte Stoff für kriegerische Auseinandersetzungen geliefert. Das „weiße Gold“ war lange Zeit ein Mangelprodukt und wurde deshalb zum Teil sogar in Gold aufgewogen. Die Menschen nutzten es damals, um ihre Speisen zu würzen, Lebensmittel haltbar zu machen oder, wie im alten Ägypten, um ihre Toten darin zu baden.

Salzkristall © Verein Deutsche Salzindustrie

Der begehrte Rohstoff stammte zunächst fast ausschließlich aus dem Meer, erst später kamen auch salzhaltige Quellen und das Steinsalz, das in riesigen Lagerstätten bis zu 1.000 Meter tief in der Erde lagert, hinzu. Der Salzhunger der Menschen überall auf der Welt war so stark, dass von jeher ein schwunghafter Handel mit Salz betrieben wurde. Die Lage an einer der berühmten Salzstraßen der Antike oder des Mittelalters machte aus ehemals unscheinbaren Orten reiche Handelszentren.

Heute erinnern Städtenamen wie Salzburg, Brot und Salz als Geschenk oder das Wort Salär, das aus dem lateinischen Wort für Salz abgeleitet ist, an die große Bedeutung, die der Rohstoff früher hatte.

Salzbergwerk © Verein Deutsche Salzindustrie

Mittlerweile werden Jahr für Jahr weltweit 200 Millionen Tonnen Salz gewonnen, knapp sieben Prozent davon allein in Deutschland. Salz ist zu einem Massenprodukt geworden, das längst nicht mehr nur im Haushalt gebraucht wird. Auch die chemische Industrie und zahlreiche Gewerbebetriebe sind auf das Natriumchlorid (NaCl)angewiesen.

Die Salzflut hat aber scheinbar auch ihre Schattenseiten. „Wir essen zu salzig!“ warnen einige Mediziner seit Jahren und fordern eine strenge Salzdiät, einen weitgehenden Verzicht auf Chips, Matjes, Wurst oder andere Salz- und Kalorienbomben. Für sie ist ein Übermaß an NaCl unter anderem eine der entscheidenden Ursachen für den Bluthochdruck, unter dem heute allein in Deutschland weit über 16 Millionen Menschen leiden. Doch ihre Thesen sind nicht unumstritten.

„Salz ist unter allen Edelsteinen, die uns die Erde schenkt, der Kostbarste“ – hat der berühmte Gelehrte Justus von Liebig einmal gesagt. Liegt er mit seinem Urteil über das Salz richtig oder ist das „weiße Gold“ mittlerweile zu einem Killer mutiert, der Menschen krank macht und unserem maroden Gesundheitssystem endgültig den Rest gibt?


Stand: 02.06.2003

Natriumchhlorid

Baustein des Lebens

Meer © NOAA

Als vor mehreren Milliarden Jahren im Salzwasser der Urozeane die ersten einfachen, lebensfähigen Organismen entstanden, war noch nicht absehbar, dass die Evolution irgendwann einmal uns Menschen als so genannte Krone der Schöpfung hervorbringen würde.

Doch selbst dieser anscheinend so perfekt konstruierte Homo Sapiens hat es bis heute nicht geschafft, sich vom Medium Wasser zu lösen. Je nach Lebensalter besteht auch der moderne Mensch zu 45 bis 75 Prozent aus H2O. Das Wasser befindet sich sowohl in den Zellen selbst als auch um diese herum, im Extrazellulärraum.

Und auch das Salz ist bis heute ein unverzichtbarer Baustein des menschlichen Lebens geblieben. Während innerhalb der Zellen kaum Kochsalz zu finden ist, handelt es sich bei der Flüssigkeit im Extrazellulärraum und speziell dem Blutplasma im Grunde genommen um Salzwasser. Neun Gramm NaCl pro Liter werden hier gemessen – immerhin noch etwa ein Drittel der durchschnittlichen Konzentration im Meerwasser.

Arztbesuch © Verein Deutsche Salzindustrie

Bei schweren Blutverlusten nach Unfällen oder bei Infusionen können Mediziner den Patienten deshalb eine sogenannte physiologische Kochsalzlösung verabreichen, um die gestörte Wasserbilanz des Körpers wieder auszugleichen.

Meer © NOAA

Um leben zu können, müssen im menschlichen Körper Wasser und Salz sowohl in ausreichenden Mengen als auch in einem bestimmten Verhältnis zueinander vorhanden sein. Damit das so bleibt, verfügt der menschliche Körper über ein fein abgestimmtes Regulationssystem mit den Nieren als Taktgeber. Durch Veränderungen an den Stellgrößen des Regelkreises, wie Hormonausschüttungen oder die Salzkonzentration im Urin, können Salz- oder Wassermangel bzw. -überschuss ausgeglichen werden, um optimale Bedingungen für die Körperfunktionen zu garantieren.

Kochsalz spielt nicht nur eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des Wasserhaushaltes des Menschen, auch für die Weiterleitung von aufgenommenen Umweltreizen im Nervensystem, bei der Bildung von Magensäure oder als Bestandteil des Knochensystems ist das Kochsalz unersetzbar. Dabei kommt jedoch meist nicht das Salz als Ganzes zum Zuge sondern eine seiner beiden „Untereinheiten“…


Stand: 02.06.2003

Im Gitternetz des Salzes

Liaison zwischen Ionen

Schon der Name Natriumchlorid legt nahe, dass es sich beim Salz nicht um ein chemisches Element handelt, sondern um eine Verbindung. Dabei liegen die beiden Untereinheiten des Kochsalzes, Chlor, ein giftiges Gas, und Natrium, ein aggressives Metall, in Form von elektrisch geladenen Teilchen vor, die man nach dem griechischen Wort für „Wandern“ auch Ionen nennt.

Diese Ionen sind unterschiedlich geladen, das Chlor negativ (Cl-) und das Natrium positiv (Na+) und ziehen sich deshalb nach den Gesetzen der Elektrostatik gegenseitig an. Die Verbindung, die daraus entsteht, das Natriumchlorid, zeigt dabei keine der unangenehmen Eigenschaften der zugrunde liegenden Elemente.

Chemische Struktur von Salz © Verein Deutsche Salzindustrie

Die Anziehungskräfte sorgen dafür, dass zahlreiche Na- und Cl-Ionen eine enge Liaison eingehen und sich zusammenlagern. Dabei entsteht das stabile Ionengitter das für das feste Kochsalz typisch ist. Da die beiden Ionenarten, die das Gitter aufbauen, unterschiedlich schwer sind, besteht Kochsalz rein vom Gewicht her zu 60 Prozent aus Chlor und nur zu 40 Prozent aus Natrium.

Um das Ionengitter zu knacken, muss sehr viel Energie aufgewendet werden. So ist eine Temperatur von 800 °C nötig damit sich Kochsalz mit der Zeit verflüssigt. Dennoch gibt es eine andere, viel einfachere Möglichkeit Salz aufzulösen und zwar – wie jeder, der einmal gekocht hat weiß – durch den Zusatz von Wasser. Dabei spielt es keine große Rolle ob das Wasser warm oder kalt ist. So lösen sich in 100 Milliliter kochendheißem Wasser maximal 39,1 Gramm Natriumchlorid, bei 0 °C sind es immerhin noch 35,6 Gramm bis das Gemisch gesättigt ist.

Wie aber kann das Wasser das Ionengitter des Salzes sprengen? Und woher stammt die Energie, die dafür notwendig ist? Der Grund dafür sind die chemischen Eigenschaften des Wassers. Wenn sich Salz in H20 auflöst, lagern sich die Wassermoleküle, die einen negatives und ein positives „Ende“ besitzen, an die elektrisch geladenen Ionen des Kochsalzgitters an und umzingeln diese regelrecht. Bei dieser Hydratation wird genügend Energie frei, um das Kochsalzgerüst zu zerstören und die Ionen frei beweglich zu machen. Im Gegensatz zum festen Kochsalz leitet der so entstehende Salz-Wasser-Mix elektrischen Strom gut.


Stand: 02.06.2003

Von Papillen, Geschmacksknospen und dem Impact Factor

Salzig gleich lecker?

Zu einem ordentlichen Fernsehabend gehören neben einem kuscheligen Sofa und dem jeweiligen Lebensabschnittspartner auch leckere Getränke und Knabbereien. Ganz oben in der Gunst der Verbraucher stehen dabei meist gutgewürzte Artikel wie Chips, Salzstangen oder Kräcker.

Zwar hat das Image dieser Salz- und Kalorienbomben in letzter Zeit durch den Nachweis von Acrylamid in stärkehaligen Produkten ein bisschen gelitten, doch noch immer kann kaum jemand wirklich widerstehen, wenn die Tüte erst einmal geöffnet ist.

Warum jedoch sind es gerade salzige Produkte, die viele Menschen schwach werden lassen und manchmal beinahe zu einer Gier nach Chips oder ähnlichem führen? „Schuld“ daran sind neben dem Geruchssinn, der beim Heißhunger auf Lebensmittel meist eine entscheidende Rolle spielt, Schmeckpapillen auf der Zunge und im Inneren der Mundhöhle. Sie nehmen das Signal „salzig gleich lecker“ auf und leiten es an das Gehirn weiter.

Jede dieser Papillen besteht aus einer grabenartigen Vertiefung, in der sich in wässeriger Umgebung die Geschmacksstoffe sammeln, und zahlreichen Geschmacksknospen. Die bis zu 20 Sinneszellen in diesen Knospen nehmen die Geschmacksreize auf und leiten sie über Nervenfasern zum Gehirn weiter.

Salzig, süß, bitter und sauer…

Der Mensch hat etwa 2.000 solcher Geschmacksknospen. Dennoch können sie gerade mal vier Geschmacksqualitäten unterscheiden. Neben salzig gehören dazu noch süß, bitter und sauer. Obwohl jede Sinneszelle grundsätzlich nicht nur auf einen Stoff reagiert, haben sie doch in der Regel besondere „Vorlieben“ entwickelt. Am Zungengrund werden vor allem bittere Stoffe wahrgenommen, die Aufnahmeorgane für süß befinden sich an der Zungenspitze und die Sinneszellen für sauer und salzig liegen auf dem Zungenrücken und vor allem an den Zungenrändern.

Allein die Tatsache, dass salzig zu den Grundgeschmacksarten gehört legt nahe, dass der Hunger nach Salz keine Erfindung von Chips- oder Salzstangenherstellern ist, sondern existentielle Grundbedürfnisse des Körpers deckt. Die Lust auf Salziges ist, dies haben Wissenschaftler herausgefunden, angeboren, sie wird aber erst im Rahmen der ersten Lebensmonate richtig ausgebildet.

Warum jedoch tut jede gute Hausfrau und jeder gute Hausmann nicht nur auf Fleisch oder Eier eine Prise Salz, sondern auch in Kuchen oder Plätzchen? Dies liegt daran, dass Salz als eine Art natürlicher Geschmacksverstärker wirkt, der den typischen Eigengeschmack der verschiedenen Lebensmittel noch verstärkt. Ernährungswissenschaftler sprechen dabei von einem sogenannten „Impact Factor“, der auch darauf zurückzuführen ist, dass die meisten Geschmackssinneszellen der Zunge auf Salz reagieren.


Stand: 02.06.2003

Wie schädlich ist Kochsalz?

Zwischen Salzmangel und Salzdiät

Moderne Salzkriege werden heute meist nicht mehr zwischen Staaten ausgefochten, die um Salzlagerstätten kämpfen, sondern zwischen rivalisierenden Medizinern und Ernährungswissenschaftlern. Während ein Teil der Fachleute eine strenge Salzaskese predigt und vor den Gefahren eines übermäßigen Salzgenusses warnt, halten andere die Hysterie, die um das Thema Salz seit knapp 50 Jahren erzeugt wird, für völlig überzogen. Ihrer Meinung nach liegt der momentane durchschnittliche Salzkonsum in der Bevölkerung in normalen Größenordnungen und hat für gesunde Normalbürger keinerlei negative Folgen.

Essen wir zu salzig?

Gemüse © ARS / USDA

Die Anti-Salzkampagne ist – wie so vieles andere auch – in den 1970er und 1980er Jahren von Amerika zu uns über den großen Teich geschwappt. Damals hatte der US-Forscher Lewis Dahl bei Untersuchungen an Laborratten gezeigt, dass übermäßiger Salzkonsum zu hohem Blutdruck führen kann. Salzaskese, so der Forscher weiter, sei dagegen ein hundertprozentiger Garant für signifikante Blutdrucksenkungen.

Diese im Tierversuch gewonnenen Ergebnisse konnten bisher beim Menschen trotz zahlreicher Studien nicht im selben Umfang nachgewiesen werden. Das mag unter anderem daran liegen, dass Dahl bei seinen Experimenten, den Ratten Salzmengen verabreichte, die Kritiker für völlig überdosiert halten. Hoch gerechnet auf menschliche Verhältnisse müsste jede Versuchsperson ein halbes Kilo NaCl pro Tag mit der Nahrung aufnehmen, um dem selben „Salzstress“ ausgesetzt zu sein, wie die Nager in der Dahlschen Untersuchung.

Salzkonsum in Deutschland

Von solchen Mengen sind wir in Deutschland jedoch noch weit entfernt. Wie Mediziner ermittelt haben, liegt der durchschnittliche Salzkonsum in Deutschland bei etwa acht Gramm pro Kopf und Tag. Einig sind sich die Wissenschaftler, dass mindestens drei Gramm Kochsalz innerhalb eines Tages aufgenommen werden müssen, um die Salz-Verluste über den Urin, die Tränenflüssigkeit oder den Schweiß wieder auszugleichen. Wie hoch die optimale Salzaufnahme ist, ist jedoch bisher noch immer unbekannt.

Immerhin haben neuere Untersuchungen ergeben, dass eine salzarme Ernährung etwa bei einem ein Drittel aller Bluthochdruckpatienten zu niedrigeren Werten führt. Mediziner raten solchen salzsensitiven Patienten zu einer NaCl-Aufnahme von maximal sechs Gramm pro Tag.

Salzdiät und ihre Folgen

Wenn schon positive Folgen von Salzabstinenz für den Normalbürger nicht endgültig wissenschaftlich belegt sind, so kann doch ein salzarmes Leben und Essen doch nicht schaden, oder? Leider falsch. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Verzicht auf Speisesalz beispielsweise bei Schwangeren und älteren Menschen schlimme Folgen haben kann.

Untersuchung im Labor © ARS/USDA

So fanden niederländische Forscher 1999 heraus, dass bei werdenden Müttern die Blutdruckwerte bei salzarmer Ernährung deutlich höher lagen als bei normaler Zubereitung der Speisen. Forscher um M. Leshem berichteten in der Zeitschrift „Neuroscience and Behavioral Reviews“ im gleichen Jahr darüber, dass eine Salzdiät bei trächtigen Ratten dazu führte, dass die Rattenkinder lebenslang einen erhöhten Salzhunger zeigten.

Ältere Menschen dagegen, die ohnehin unter einem niedrigen Durstgefühl leiden, neigen bei salzärmerer Ernährung dazu noch weniger zu trinken und sind dann schneller von einer Austrocknung des Körpers bedroht. Natriummangel kann darüberhinaus vor allem bei den Über-60-Jährigen zu schweren Gehirnerkrankungen führen.

Und für noch eine andere Zielgruppe kann NaCl-Askese böse Folgen haben: Vegetarier. Da pflanzliche Lebensmittel in der Regel sehr natriumarm sind, muss das lebensnotwendige Kochsalz in ausreichender Menge über die Speisewürze in den Körper gelangen…


Stand: 02.06.2003

Wie der Rohstoff Salz entstand

Das Meer ist der Schlüssel…

Ein großer Teil des Salzes, mit dem wir heute Salzstangen bestücken, Mahlzeiten zubereiten oder die Straße streuen, ist mehrere Hundert Millionen Jahre alt. Die Steinsalzlagerstätten im Bereich des Neckar oder im Berchtesgardener Land, aber auch in den USA, Kanada oder in Russland findet, sind beim Austrocknen von Ozeanen in verschiedenen Phasen der Erdeschichte entstanden.

Steinsalzlagerstätten in Deutschland © Verein Deutsche Salzindustrie

Schauplatz „Europa“ zur Zeit des Zechstein vor mehr als 250 Millionen Jahren: Die Kontinente sind aufgrund der Plattentektonik noch ganz anders auf der Erdkugel verteilt als in der Jetztzeit. Ein gewaltiges Meer erstreckt sich über große Teile der heutigen Länder England, Polen, Dänemark und Deutschland.

Trocken und heiß ist es seit einiger Zeit. Kein Wunder, dass der Meeresspiegel sinkt und der riesige Ozean unter den extremen Bedingungen langsam anfängt auszutrocknen. Vor allem in den weitgehend vom freien Wasser abgeschlossenen Meeresarmen verdunstet immer mehr H20 und mit der Zeit lagern sich Salze auf den trockenfallenden ehemaligen Ozeanböden ab.

Aufgrund der geringen Wasserlöslichkeit fallen zuerst Kalk und Dolomit aus dem Wasser aus, dann Anhydrit und Gips, schließlich Steinsalz und am Ende die Edelsalze. Im Laufe der Jahrtausende wachsen so charakteristische Schichtungen heran, die zusammen erstaunliche Mächtigkeiten von 60 Metern oder mehr erreichen können. Sand, Staub und überlagernde Gesteinsschichten verschließen die Salzlager sicher und konservieren sie bis in die heutige Zeit.

Im Meeresarm verdunstet an der Wasseroberfläche reines H20, während vom freien Ozean salzhaltiges Wasser nachströmt. Mit der Zeit steigt die Salzkonzentration im Bassin immer weiter an. Ein sinkender globaler Meeresspiegel oder ein Anheben der Barre führen schließlich dazu, dass der Meeresarm ganz vom Ozean abgetrennt wird und mit der Zeit austrocknet. Dabei lagern sich gewaltige Mengen an Salz ab. © Verein Deutsche Salzindustrie

Soweit das fiktive Szenario. Doch gerade die Mächtigkeit der heutigen Salzlagerstätten gibt den Forschern Rätsel auf: Denn ein Meer, das eine solche Schicht hinterlassen könnte, müsste bei einem Salzgehalt von 3,5 Prozent, wie er heute in den Weltmeeren durchschnittlich gemessen wird, fast 4.000 Meter tief gewesen sein. Mittlerweile haben Geowissenschaftler unter der norddeutschen Tiefebene sogar Salzdepots mit mehr als 1.000 Meter Mächtigkeit entdeckt. Welche Ausmaße muss dann erst der Ozean gehabt haben, der für solche gigantischen Steinsalzlager verantwortlich war?

Wissenschaftler vermuten deshalb, dass bei der Entstehung solcher Megalager noch andere Faktoren eine Rolle spielten, darunter beispielsweise ein natürlicher Salzkonzentrationsprozess in den betroffenen Meeresarmen. Wenn, so die Theorie der Forscher, das langsam austrocknende Becken nicht vollständig von der Frischwasserzufuhr abgeschnitten ist, könnte kontinuierlich salzhaltiges Wasser in das Bassin einströmen, während über der Wasseroberfläche reines Wasser verdunstet. Der Salzgehalt im Meeresarm würde dadurch im Laufe der Zeit immer weiter ansteigen.

Irgendwann könnte dann ein Anheben von untermeerischen Landmassen oder ein Absinken des globalen Meeresspiegels dafür sorgen, dass das Bassin schließlich doch völlig vom offenen Ozean getrennt wird. Aufgrund der enormen Salzkonzentration im Wasser würde dann beim Austrocknen des Meeresarms viel mehr Salz abgelagert als unter normalen Umständen.


Stand: 02.06.2003

Die Anfänge der Salzeuphorie

Von den alten Ägyptern bis ins Mittelalter

Die vorchristlichen Jäger und Sammler auf der Erde hatten es gut: Sie mussten sich über ihren Salzhaushalt im Körper noch keine Gedanken machen. Ihren Kochsalzbedarf deckten die verschiedenen tierischen Produkte, von denen sie sich in der Hauptsache ernährten, einfach und vollständig.

Salz © Verein Deutsche Salzindustrie

Erst als der Mensch seßhaft wurde und mehr und mehr zum Getreide- und Gemüseanbau überging, wurde das Thema Salzmangel akut. Pflanzliche Lebensmittel sind in der Regel äußerst natriumarm und der Bedarf an Kochsalz stieg deshalb vor einigen tausend Jahren rapide an. Schon vor mehr als 3.000 Jahren war der Rohstoff Salz daher ein begehrtes Handelsobjekt. Salz galt als Gottesgabe und war – weil selten – auch als Geschenk für Könige und Herrscher heiß begehrt.

Woher stammte das Salz?

Die Küstenbewohner hatten es damals relativ leicht, an das weiße Gold zu gelangen. Das Meer lieferte den begehrten Rohstoff in Hülle und Fülle. Durch das Anlegen von Salzteichen oder Salzgärten, die es bereits lange vor der Römerzeit gab, ließ sich der Ertrag noch weiter steigern. Im Inland waren lediglich Salzseen wie das Tote Meer, Salzwüsten oder salzhaltige Quellen Lieferanten für den begehrten Rohstoff. Die Menschen benutzten das Salz in erster Linie um ihre faden Speisen aufzupeppen oder Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Käse oder Gemüse haltbar zu machen.

Schon bald entwickelten sich deshalb überall auf der Welt feste Handelsrouten, auf denen das Objekt der Begierde per Schiff oder auf dem Rücken von Pferden oder Eseln ins Landesinnere gebracht wurde. Entlang der Salzstraßen schossen prosperierende Städte aus dem Boden, die fast ausschließlich vom Salzhandel lebten. Könige, Fürsten und Herrscher sicherten sich ebenfalls ihr Stück am „Salzkuchen“, indem sie Wege- oder Anlegezölle einführten oder schlicht und einfach pauschal eine Salzsteuer erhoben.

Das erste Salzbergwerk der Erde

Etwa um 1.000 vor Christus nahm nahe Hallstatt, im österreichischen Teil der Alpen, das vermutlich erste Salzbergwerk der Erde seinen Betrieb auf. Warum man damals ausgerechnet in der Einöde mit Bronzepickeln bewaffnet Stollen in die Erde trieb, ist noch immer unbekannt. Um an das weiße Gold zu gelangen, mussten die Bergleute zunächst einmal eine viele Meter dicke Stein- und Geröllschicht durchlöchern. Die unterirdischen Vortriebsgänge sicherten sie mit selbst erdachten und gezimmerte hölzernen Stüttzpfeilern.

Das für die damalige Zeit sehr waghalsige Unternehmen musste auch große logistische Probleme überwinden. Sämtliche Lebensmittel für die Arbeiter, Baumaterial und andere Hilfsmittel waren nicht vor Ort vorhanden und wurden auf holprigen Wegen herbeigeschafft. Auch der Abtransport des Untertage gebrochenen Salzes war mühsam und zeitaufwändig.

Vom Bergwerk zur Sole

Doch das Mega-Projekt in vorchristlicher Zeit hat sich trotz alledem für die Iniatoren und Sponsoren – wer immer sie auch waren – rentiert. Mehr als 500 Jahre war das Bergwerk mindestens in Betrieb und versorgte nicht nur Hallstatt und die umliegenden Orte mit Salz, sondern auch große Teile Südeuropas. Hallstatt entwickelte sich mit der Zeit zu einem der wichtigsten Zentren des Salzhandels.

Etwa um 400 vor Christus enden die Berichte über das Salzbergwerk in Hallstatt. Was danach passierte, ist unbekannt. Erst Mitte des 13. Jahrhunderts taucht der Ort wieder in den schriftlichen Quellen als Salzstandort auf. Zu dieser Zeit wurden dann aber vor allem salzhaltige Quellen als Grundlage für die Gewinnung benutzt. Mit großen Siedepfannen erhitzte man das salzhaltige Gemisch – die Sole – und erhielt nach dem Verdampfen des Wassers das feste Endprodukt.


Stand: 02.06.2003

NaCl sorgt für Macht und Reichtum

Der Siegeszug von Sole und Steinsalz

Mit der Zeit nutzten die Siedebetriebe, die so genannten Salinen, immer mehr von Menschenhand erzeugte Sole für die Salzgewinnung. Um die Sole zu produzieren, wurden künstliche Kammern und Höhen in unterirdische Salzlagerstätten gehauen, in die man Süßwasser einleitete. Das Wasser löste dort aus dem umliegenden Gestein nach und nach das Salz heraus. War die Lösung endlich konzentriert genug, wurde sie in die Salinen geleitet, wo sie nach bewährter Methode weiter verarbeitet wurde.

Limitierende Faktoren bei der Salzproduktion waren im Mittelalter vor allem die Konzentration der Sole und der Nachschub an Heizmaterial zum Verdampfen des Salz-Wassergemisches. Quellen mit einem Salzgehalt von 20 Prozent, wie es sie beispielsweise in Bad Reichenhall gab, waren selten. Nur diese lieferten jedoch ein Kilogramm Salz oder mehr beim Sieden von fünf Liter Sole.

Um die gleiche Menge Kochsalz zu gewinnen, musste anderswo doppelt so viel minderwertige Sole verdampft werden. Kein Wunder, dass dort die Menge an verfügbarem Heizmaterial manchmal mit dem Bedarf nicht mehr Schritt halten konnte. Über zum Teil kilometerlange Rohrleitungen aus Eichenholz wurde die Salzgewinnung dann in Regionen ausgelagert, wo noch genügend Brennholz zur Verfügung stand. Riesige Waldgebiete fielen auf diese Weise im Laufe der Zeit der Salzgewinnung zum Opfer.

Steinsalz © Verein Deutsche Salzindustrie

Der Förderung von Steinsalz begannen die Salzexperten erst im 19. Jahrhundert wieder vermehrt Aufmerksamkeit zu widmen. Den Startschuss gab im Jahr 1812 König Friedrich. Er ließ im württembergischen Jagstfeld nach vorherigen geologischen Untersuchungen eine Probebohrung durchführen in der Hoffnung, auf eine gewaltige Salzlagerstätte zu stoßen.

Nach gut drei Jahren mühevoller Arbeit entdeckten die Wissenschaftler und Techniker in 116 Meter Tiefe zunächst eine Schicht mit hochkonzentrierter Sole. Wenige Monate später drang der Bohrer dann 142 Meter unter der Erdoberfläche, wie von den Experten prognostiziert, in ein großes Steinsalzlager vor.

Ermutigt durch diesen Erfolg begann schon bald überall im deutschsprachigen Raum die Suche nach ergiebigen Steinsalzlagerstätten. Fündig wurde man unter anderem in der Nähe von Stassfurt in Preußen, wo bei Bohrungen Mitte des 19. Jahrhunderts ein gewaltiges Reservoir entdeckt wurde. Schon bald begann dort auch der bergmännische Abbau des Salzes, der der Region im Laufe der Zeit europaweite Bedeutung als Salzlieferant und großen Reichtum brachte.

Damit war endgültig die Ära des Steinsalzes eingeläutet. Es war viel schneller und billiger zu gewinnen als das Siedesalz und der Salzmarkt wurde in kurzer Zeit mit großen Mengen des weißen Goldes „überschwemmt“. Viele der ehemals lukrativen Salinen standen vor dem Ruin und mussten ihre Tore schließen…


Stand: 02.06.2003

Salzgewinnung heute

Massengut durch moderne Technik

Unterirdischer Salzabbau © Verein Deutsche Salzindustrie

Die moderne, industrielle Salzgewinnung hat sich zu einem Hightech-Unternehmen entwickelt, das mit den primitiven Anfängen der Salzgewinnung nur wenig gemein hat. Noch immer jedoch wird Natriumchlorid sowohl bergmännisch in Form von Steinsalz, aus Sole oder direkt aus dem Meerwasser gewonnen.

Meeressalz

Im letzteren Falle ist das Kochsalz allerdings häufig eher ein – wenn auch begehrtes – Abfallprodukt der Meerwasserentsalzungsanlagen, die immer häufiger zur Süßwasserversorgung eingesetzt werden. In vielen trockenheißen Regionen der Erde gibt es zudem auch heute noch Salzgärten an Küsten und Salzseen. In ihnen verdunstet mithilfe der Sonne Meerwasser bis schließlich nur noch Salz in den Bassins übrigbleibt, das dann „geerntet“ werden kann.

Steinsalz

Um an das Steinsalz zu gelangen, werden bei vielversprechende Lagerstätten meist zwei gewaltige senkrechte Schächte bis zu 1.000 Meter tief in die Erde getrieben. Sie dienen dazu, Mensch und Geräte in die Tiefe zu transportieren und im Gegenzug das abgebaute Salz ans Tageslicht zu bringen. Weit mehr als 1.000 Tonnen Salz gelangen dabei heute stündlich weitgehend ohne menschliches Zutun an die Erdoberfläche. Die Schächte sorgen aber auch für die Belüftung des Salzbergwerkes.

Stollen im Salzbergwerk © Verein Deutsche Salzindustrie

Zwischen diesen Verbindungen zur Oberwelt legen die Bergleute zum Teil kilometerlange Verbindungsstrecken an. Rechts und links von diesen Hauptstollen entstehen zahlreichen Abbaukammern, die am Ende viele Hundert Meter lang und bis zu 40 Meter hoch sein können. Die eigentliche Salzernte in diesem verzweigten unterirdischen Tunnelsystem erfolgt in der Regel durch Bohren und Sprengen.

Das so gewonnene Steinsalz wird mit riesigen Großgeräten wie Frontschaufelfahrladern, Hydraulikbaggern oder Muldenkippern abtransportiert. Manche dieser „Godzillas der Unterwelt“ können 50 Tonnen Salzbruch auf einmal transportieren. Anschließend wird das Steinsalz zerkleinert und schließlich per Förderband zu den nach oben führenden Schächten gebracht.

Sole

Bohrung in einer Steinsalzlagerstätte © Verein Deutsche Salzindustrie

Auch das Anzapfen von natürlichen Solereservoiren spielt bei der Kochsalzgewinnung heute noch immer eine Rolle. Allerdings ist dieses Salz-Wassergemisch meist zu dünnfür eine wirtschaftliche Siedesalzgewinnung und muss durch künstliche Salzzugabe erst Salinen-tauglich gemacht werden.

Heute wird deshalb Sole meist von der Erdoberfläche aus über angebohrte Steinsalzlagerstätten gewonnen. Dazu werden zwei Rohre mit unterschiedlichem Durchmesser ineinander gesteckt und bis zu 1.000 Meter tief in das Bohrloch eingepasst. Im Zwischenraum zwischen den beiden Rohren wird Süßwasser unter hohem Druck in die Tiefe gepumpt, wo es das Steinsalz auflöst. Die hochkonzentrierte Sole strömt danach im inneren Rohr wieder nach oben und steht zur Nutzung in den Salinen bereit. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von „kontrollierter Bohrlochsolung“.

Wie lukrativ die Salzgewinnung in den modernen Salinen letztlich ist, hängt wie im Mittelalter vom Energieverbrauch und der Konzentration der Sole ab. Nachdem die künstliche Sole mittlerweile meist einen optimalen NaCl-Gehalt von 26,4 Prozent besitzt, gilt es beim Verdampfen möglichst wenig Energie zu verschwenden. Deshalb werden zum Sieden oft geschlossene Anlagen eingesetzt. Häufig sind dabei ganze Ketten von Verdampfern hintereinander geschaltet, in denen bei Temperaturen zwischen 50 und 150 °C Salz gewonnen wird.

Reinigung oder Verunreinigung?

Egal woher das Salz letztlich stammt, bevor es zur Verwendung in Industrie, Haushalten oder Gewerbetrieben gelangt, muss es erst noch aufbereitet und gesäubert werden. Damit das Salz am Ende auch schön aus dem Streuer rieselt, wird es jedoch anschließend wieder künstlich verunreinigt. Zusätze wie Carbonate, Hexacyanoferrat oder Kielsesäure sorgen dafür, dass das Salz nicht verklumpt und größere „Unfälle“ auf das Frühstücksei gelangt.


Stand: 02.06.2003

Die Vielfalt des Salzes

Soda, Chlor und Natronlauge

Fast 200 Millionen Tonnen Kochsalz werden im Jahr weltweit produziert und verarbeitet. Nur ein Bruchteil davon, etwa drei Prozent, landet auf den Tellern der Verbraucher. Den Großteil verbraucht die chemische Industrie, wobei das Salz zur Herstellung von mehr als 10.000 verschiedenen Produkten eingesetzt wird.

Vielfalt der Salzprodukte © Verein Deutsche Salzindustrie

Wasch- und Reinigungsmittel, Farbstoffe, PVC und Kunststoffe, Seife oder Cellulose – alle diese alltäglichen Gebrauchsgegenstände sind ohne den Rohstoff Salz undenkbar. Salz wird aber auch zur Konservierung von Därmen, zur Herstellung von Kraftfutter und Lecksteinen oder zur Erneuerung des Wasserenthärters in Spülmaschinen verwendet. Als Streusalz schließlich gelangt es im Winter auf unsere Straßen, ja es wird sogar bei Erdölbohrungen als Spüllauge eingesetzt.

Soda aus Kochsalz

Damit das Natriumchlorid für industrielle Zwecke nutzbar ist, muss es meist in Soda, Chlor oder Natronlauge umgewandelt werden. Noch vor rund zwei hundert Jahren war dies technisch unmöglich. Den damals dringend vor allem für Waschmittel benötigten Stoff lieferten lediglich natürliche Quellen.

Um die Sodaproduktion anzukurbeln, lobte die französische Akademie der Wissenschaften Ende des 18. Jahrhunderts deshalb einen Geldpreis für denjenigen aus, der ein Patent zur Herstellung von Soda aus Natriumchlorid entwickeln würde.

Der Chemiker Nicolas Leblanc war es schließlich, dem 1791 der große Coup gelang. Sein Verfahren bestand aus mehreren Teilschritten. Zunächst musste das Kochsalz mit Schwefelsäure erwärmt werden, wobei sich Natriumsulfat und Chlorwasserstoff bildeten. Anschließend wurde das Natriumsulfat mit Kohle und Kalk weiterverarbeitet. Über das Zwischenprodukt Natriumsulfid entstanden schließlich Soda und das Abfallprodukt Calciumsulfid.

Neue Ära der chemischen Industrie

Den Geldpreis bekam Leblanc für seine Erfindung zwar nicht, doch er gilt bis heute als derjenige, der die chemische Industrie revolutioniert und auf den Weg in eine neue Ära gebracht hat.

Vor allem in England schossen in der Folge Sodafabriken wie Pilze aus dem Boden und nahmen die Produktion auf. Sie sorgten dafür, dass der Sodapreis zu Beginn des 19. Jahrhunderts innerhalb weniger Jahre auf ein Neuntel des ursprünglichen Betrages sank. Doch nicht nur die Industrie profitierte von dem neuen Verfahren, auch für die Menschen brachte die Erfindung Vorteile mit sich. Seife und Waschmittel gehörten schon bald in jedem Haushalt zum Standard und sagten den Krankheitserregern den Kampf an. Die durchschnittliche Lebenserwartung stieg deshalb in kürzester Zeit rapide an.

Heute wird Soda in einem technisch aufwändigen Verfahren erzeugt, das auf der Nutzung von gesättigter Sole basiert, und nicht nur preiswerter ist, sondern auch ein hochwertigeres Endprodukt liefert. In seinen Grundzügen erdacht hat es der Belgier Ernest Solvay bereits in den 1860er Jahren. Neben Kochsalz benötigt man dabei für die Sodaherstellung nur noch Kalk.

Und es entstehen im Verarbeitungsprozess auch keine brisanten Abfallstoffe wie Chlorwasserstoff oder Calciumsulfid mehr, die vor rund 200 Jahren in der Nähe der Fabriken, die nach dem Leblanc’schen Verfahren arbeiteten zu einer Gefahr für Mensch und Natur wurden.


Stand: 02.06.2003