Barriere im Belagerungszustand

Unter die Haut

Hautoberfläche © N. Podbregar

Sie ist Hülle, Verteidigungswall, Atmungsorgan, Ernährer und Anpassungskünstler zugleich: unsere Haut. Das größte Organ des Menschen ist für das Überleben so unverzichtbar wie Herz und Gehirn, gleichzeitig jedoch ist es auch unsere wichtigste Verbindung und unser „Aushängeschild“ gegenüber der Außenwelt. Und genau deshalb wollen Wissenschaft und Kosmetikindustrie immer häufiger „unter unsere Haut“.

Sie ist das einzige Organ unseres Körpers, dass vollständig von außen sichtbar ist – und wichtiger Außenposten des Nervensystems. Über die Haut spüren wir Wärme und Kälte, nehmen wir Nadelstiche wahr oder sanfte Berührungen. Die nur wenige Millimeter dicke Hülle schützt uns gegenüber aggressiven Eindringlingen von außen und sorgt gleichzeitig dafür, dass Abfallstoffe des Stoffwechsels abtransportiert werden. Sie verhindert, dass unser Körper völlig austrocknet, schirmt uns aber auch gegenüber Regen und anderen Wassereinbrüchen von außen ab.

Die Haut ist mit einer Fläche von 1,5 bis zwei Quadratmetern und einem Gewicht von zehn bis zwölf Kilogramm ein wahrer Gigant unter unseren Organen. Doch obwohl sie immerhin rund ein Sechstel unsere Körpergewichts ausmacht, sind wir uns nur selten ihrer Bedeutung und ihrer Leistungen für unseren Organismus bewusst.

Im Gegenteil. Aufmerksamkeit erhält die Körperhülle meist nur dann, wenn etwas schiefläuft: Wenn sie brennt und juckt, weil ein Sonnenbrand ihre sensibles Gleichgewicht durcheinander bringt. Wenn Pickel sprießen und unser „Aushängeschild“ zu verunstalten drohen. Oder wenn das Alter zuschlägt und die einstmals so elastische Hülle faltig und runzelig wird.

Der Kampf gegen diese „Schönheitsfehler“ ist seit Jahrhunderten Gegenstand wissenschaftlicher – und wirtschaftlicher – Neugierde und Forschung. Denn mit der Haut lässt sich – das war schon den Quacksalbern früherer Jahrhunderte klar – durchaus ein gutes Geschäft machen. Inzwischen sucht ein ganzes Heer von Forschern im Dienste der Kosmetikindustrie fieberhaft nach immer neuen Mitteln zur Verschönerung, Erhaltung und Regeneration der Haut. Doch auch die Medizin hat die Haut für sich entdeckt: Der Transport von Wirkstoffen durch die Haut bietet gegenüber den klassischen Tabletten oder Spritzen viele Vorteile.

Doch egal ob Arzneimittel oder Anti-Falten-Creme: Um zu wirken müssen sie erst einmal unter die Haut gelangen – und hier beginnt das Problem: Denn die Haut lässt sich nicht so einfach austricksen: Ihre Barriere gegen Eindringlinge wirkt auch gegen die Mittel, die ihr helfen sollen…

Nadja Podbregar
Stand: 09.07.2004

Die Epidermis und die Entwicklung der Hornhaut

Geboren um zu sterben

Das, was wir sehen, ist längst tot: Ein Großteil unserer Epidermis besteht nicht aus lebenden, sondern aus toten Zellen. Wenn wir uns im Spiegel betrachten und unseren Teint bewundern oder verfluchen, ist es die Oberhaut, die die entscheidende Rolle spielt. Sie bestimmt, ob unsere Haut glatt und leuchtend erscheint, oder stumpf und schuppig. Und auch bei der so begehrten Urlaubsbräune hat sie ein wichtiges Wort mitzureden.

Schnittbild der Haut © NCI

Alle Hautzellen der Oberhaut haben ihren Ursprung in einer einzigen Lage von dicht an dicht gepackten Basalzellen, den „Urmüttern“ aller Epidermiszellen. Sie produzieren fortwährend neue Tochterzellen, die sich aus der Basalschicht – Stratum germinativum – lösen und langsam nach oben in Richtung Hautoberfläche wandern.

Wie schnell diese Bildungszellen sich teilen, wird unter anderem von unserem Alter bestimmt, denn jede dieser „Urmütter“ trägt eine innere Uhr in sich, die für den adäquaten Takt sorgt. Bei Säuglingen und Kindern erneuert sich die Haut daher deutlich häufiger als alle 27 bis 30 Tage, bei älteren Menschen dauert es zwischen 40 und 60 Tagen, bis sich die oberste Hautschicht regeneriert.

Peeling gegen die „träge“ Haut?

Doch auch äußere Einflüsse beeinflussen die Hauterneuerung: Entfernen wir die tote Hautschicht beispielsweise durch ein Peeling, stimuliert der plötzliche Verlust der schützenden Abdeckung die Hautzellen der tieferen Schichten zu verstärkter Teilungsaktivität. Als Folge erscheint unsere Haut anschließend glatter und frischer – genau das, was wir damit erreichen wollen.

Aber dummerweise hat die Sache einen Haken: Nutzen wir diese „Verjüngungskur“ zu oft, verkehrt sich der Effekt spätestens ab einem bestimmten Alter in das Gegenteil. Statt sich brav weiter zu teilen streiken die Basalzellen“ komplett und gehen sozusagen in „Rente“. Die Ursache für dieses Phänomen ist eine genetisch programmierte Grenze, das so genannte Hayflick-Limit. Es bestimmt, wie oft sich Zellen im Laufe ihre Lebens teilen können. So haben beispielsweise Bindegewebszellen nur eine „Lebensration“ von rund 60 bis 80 Teilungen. Ist dieser Vorrat aufgebraucht, bleiben die betroffenen Zellen zwar am Leben, teilen sich aber nicht mehr und verändern in der Regel auch Form und Funktion – sie werden alt.

Endziel: Tod

Aufbau der Epidermis © NCI/Podbregar

Doch egal ob das Ergebnis einer altersgemäßen, „normalen“ Zellteilung oder einer durch Peeling stimulierten – in jedem Falle haben die in der Basalschicht produzierten Hautzellen, die Keratinozyten, einen rund 27 – 30 Tage dauernden Weg vor sich, bis sie an die Hautoberfläche gelangen und ihre Aufgabe erfüllt ist.

Nach einer durch spitze Vorsprünge der Zellmembran gekennzeichneten Jugendphase gelangen die frischgebackenen Zellen in das Stratum granulosum. Hier wird erstmals „aufgetankt“: Die reifenden Hautzellen nehmen winzige Bläschen mit speziellen Lipiden auf, die später in der Hornhaut für die richtige Klebermischung sorgen sollen.

An der nächsten Station ihrer Reise, dem Stratum lucidum, angelangt, sind die Keratinozyten bereits reichlich aus der Form: Abgeflacht und ziemlich verhornt sehen sie jetzt ihrem sicheren Tod entgegen. Plötzliche Veränderungen in der Enzymfunktion lösen erst das Ausschütten der Lipidkügelchen aus und lassen die Zelle dann absterben. Übrig bleiben kernlose, flache Hornschüppchen, eingebettet in eine fett- und wasserhaltige Kittmasse – das Stratum corneum oder die Hornhaut.


Stand: 09.07.2004

Die Hornhaut im Visier der Kosmetikindustrie

Feuchtigkeit ist Trumpf

Unter dem Mikroskop betrachtet glänzt das Stratum corneum nicht gerade durch Schönheit. Doch für viele Hautforscher – vor allem aus der Kosmetikindustrie – spielt die Hornhaut unangefochten die erste Geige im Konzert der zahlreichen Hüllschichten unseres Körpers. Denn sie entscheidet, ob eine Creme einzieht oder wirkungslos an der Oberfläche bleibt, ob die feuchtigkeitspendende Lotion wirklich gegen die trockene Haut hilft oder ob sich das sündhaft teure Antifaltengel doch als herausgeworfenes Geld entpuppt.

Hautschuppen unter dem Rasterelektronenmikroskop © NCI

Wasser als Schlüsselfaktor

Entscheidend für das jugendlich frische Aussehen unserer Hautoberfläche ist vor allem der Wassergehalt des Stratum corneum. Unter normalen Umständen besteht es zu rund 15 Prozent aus Wasser. Es wird mithilfe einer komplexen Mischung aus niedermolekularen wasserlöslichen Verbindungen, dem so genannten „Natural Moisturizing Factor“ (NMF), von den Hornzellen gebunden. Auch die in den Zwischenzellräumen eingebauten winzigen Lipidlamellen tragen dazu bei, das Wasser einzulagern und festzuhalten.

Durch harte Seifen, Lösungsmittel, Sonneneinstrahlung und auch im Laufe der normalen Alterung verliert die Hornhaut ständig einen Teil ihres Wassers. Als Folge wird sie trocken und wichtige Hautfunktionen, darunter auch der Schutz gegen Umwelteinflüsse leiden oder gehen sogar ganz verloren. Jetzt hilft nur noch Unterstützung von außen: Feuchtigkeitslotions, -gele oder –cremes sollen wieder Wasser in die Haut und damit das frische Aussehen zurückbringen. Aber wirken sie überhaupt?

Öl, Wasser und das Drumherum…

Die meisten Feuchtigkeitscremes sind im Prinzip nichts anderes als eine Mischung aus Wasser und Fetten, stabilisiert durch Bindemittel. Ergänzt wird diese Basis durch Duft- und Konservierungsstoffe, Vitamine, Kollagen und diverse vielversprechend wissenschaftlich klingende „moisturizing factors“. Je nachdem, welcher Anteil der beiden Hauptkomponenten überwiegt, spricht man von Öl-in-Wasser-Emulsionen – wenig Öl in viel Wasser – oder von Wasser-in-Öl-Emulsionen bei vorwiegend fetthaltigen Cremes.

Während früher vor allem die fettere Wasser-in-Öl-Variante vorherrschte, der Klassiker ist hier die 1911 erfundene und noch heute beliebte Nivea-Creme, sind heute die leichteren Öl-in-Wasser-Emulsionen im Trend. Sie ziehen schneller ein und hinterlassen ein „frisches“ Gefühl auf der Haut.

Doch dieser Effekt täuscht darüber hinweg, dass reine Öl-in-Wasser-Emulsionen gerade bei älterer oder ohnehin trockener Haut genau den gegenteiligen Effekt haben können. Denn die Hornhautzellen quellen zunächst durch den hohen Wassergehalt der Creme schnell auf – die Haut wirkt dadurch am Anfang glatter und straffer. Doch dieses Anschwellen stört gleichzeitig die Barrierewirkung der Hornhaut und macht sie durchlässiger. Sie wird „undicht“ und Wasser aus den tiefer gelegenen Hautschichten kann nach außen dringen und verdunsten. Als Folge verliert die Haut durch solche Cremes sogar langfristig mehr Feuchtigkeit als ohne.

Unter anderem deshalb enthalten die meisten Feuchtigkeitslotions und –cremes zusätzlich feuchtigkeitsbindende Substanzen wie Glycerin oder Harnstoff. Diese können aufgrund ihrer chemischen Struktur Wassermoleküle „festhalten“. Aber auch Wachse, Vaseline oder hydrophobe Fettsäureester werden zugesetzt, die einen wasserabweisenden Schutzfilm auf der Hautoberfläche bilden und so einer weiteren Austrocknung entgegenwirken sollen.


Stand: 09.07.2004

Transdermaler Transport von Medikamenten

Durch die Mauer

Unsere Haut wirkt für die meisten chemischen und biologischen Substanzen wie eine Backsteinmauer: Die Backsteine, die toten Hornhautzellen, blockieren die Passage von großen Molekülen, der Mörtel zwischen den Steinen, die Lipidlamellen, verhindern vor allem das Eindringen von kleineren wasserlöslichen Substanzen.

Hornhaut als Barriere © N. Podbregar

Aber genau diese Schutzmauer kann auch zum Problem werden – dann nämlich, wenn bestimmte Moleküle gezielt in tiefere Hautschichten oder sogar noch weiter in den Körper eingeschleust werden sollen. In der Medizin suchen Wissenschaftler seit langem nach Methoden, bestimmte Arzneimittel durch die Haut zu applizieren

Denn ein solches Wirkstoffpflaster kann kleine Dosen beispielsweise eines Schmerzmittels auch über einen längeren Zeitraum hinweg abgeben und damit Arzt und Patient wiederholtes Spritzen oder Schlucken von Medikamenten ersparen. Andererseits werden viele Mittel bei Einnahme als Tablette auch schon im Verdauungssystem zersetzt oder greifen die Magenschleimhaut an und wirken daher weniger effektiv, als wenn sie direkt – beispielsweise über die Haut – in den Blutkreislauf eingeschleust werden.

Die „chemische Keule“ bahnt den Weg

Funktionieren tut das aber nur, wenn die Barriere Hornhaut durch Tricks durchlässiger gemacht wird – und genau daran hapert es heute vielfach noch. Die ersten „transdermal patches“ nutzten meist chemische Lösungsmittel, um die „Mauer“ zu durchdringen. Häufig landete der Wirkstoff dabei tatsächlich erfolgreich in den tieferen Hautschichten und über die Hautkapillaren im Blut – gleichzeitig aber führten die Lösemittel zu massiven Hautirritationen.

Dennoch funktionieren einige Wirkstoffpflaster wie das Nikotinpflaster oder auch ein „Patch“ mit dem Schmerzmittel Fentanyl heute erfolgreich nach diesem Prinzip, inzwischen allerdings mit optimierten, milderen Permeabilitäts-Verbesserern. In den USA ist seit 2001 ein Verhütungsmittel zum Aufkleben auf die Haut zugelassen, ebenso wie Scopolaminpflaster gegen Reiseübelkeit oder Nitroglycerinpatches zur Behandlung von Angina pectoris. Doch dieser Hauttransport hat seine Grenzen.

Vincent Lee, Professor für Pharmazie an der Universität von Südkalifornien erklärt: „Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass Insulin vielleicht das größte Molekül ist, das auf diese Weise appliziert werden kann. Die passive Technologie ist daher wahrscheinlich adäquat für niedermolekulare Wirkstoffe, bei denen ein konstantes Konzentrationsniveau gewünscht ist.“

Mit Wärme, Strom und Mikronadeln

Um diese Begrenzung zu überwinden, testen Wissenschaftler inzwischen auch andere Tricks, um Wirkstoffe unter die Haut zu bringen. Bei diesen aktiven Verfahren sollen physikalische Reize wie Strom, Wärme oder Ultraschall das Gefüge der Hornhautzellen lockern und Lücken aufreißen, durch die das Medikament dann eindringen kann. Bis jetzt allerdings haben diese Ansätze noch nicht zu marktfähigen Produkten geführt, wie David Enscore von der Alza Corporation erklärt, die unter anderem ein Nikotin- und ein Schmerzmittelpflaster herstellt.

Als besonders vielversprechend gilt dagegen die unter anderem am Georgia Institute of Technology entwickelte Mikroinjektion: In eine kleine Polymerscheibe mit Wirkstoffreservoir sind dabei hunderte extrem dünne, hohle Nadeln eingelassen. Ihre Länge von nur 100 bis 1.000 Mikrometern reicht gerade aus, um die Hornhautschicht zu durchstoßen, dringt aber nicht bis zu den empfindlichen Nervenzellenden in der Unterhaut vor. Kombiniert mit einer Mikropumpe könnte ein solches Patch beispielsweise Schmerzmittel oder auch immunwirksame Substanzen durch die Haut transportieren. Die ersten Versuche waren so erfolgreich, dass die Wissenschaftler sich das Verfahren vorsorglich patentieren ließen. Jetzt streben sie die Marktreife an…


Stand: 09.07.2004

Hormone und Krebsmittel gehen unter die Haut

Gel statt Pflaster oder Pille

Es geht auch ohne Pflaster oder Nadeln: Machmal reicht schon ein unscheinbares Gel, um das Mittel der Wahl unter die Haut zu bringen. Beliebt ist diese Strategie unter anderem bei Hormonen. Ob als Lifestyledroge für das „Anti-Aging“, als Hormontherapie in den Wechseljahren oder als Mittel gegen Impotenz – Hormongele sind „in“.

Länger jugendlich durch Hormongele? © IMSI MasterClips

Gele für sie…

Östrogengele gegen Wechseljahresbeschwerden sind bereits seit einigen Jahren auf dem Markt und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Die durchsichtigen Lotionen werden nach dem Auftragen auf die Haut rasch in das Stratum corneum der Epidermis aufgenommen, schon nach wenigen Minuten ist an der Hautoberfläche nichts mehr von dem Gel zu sehen oder nachzuweisen.

Einmal in der Hornhaut angelangt, kommt dem Wirkstoff Estradiol seine spezielle Struktur zugute: Weil es ebenso wie die Lipide der Hornhaut bipolar ist, es einen Wasser abweisenden und einen Wasser anziehenden Pol besitzt, löst es sich ohne große Probleme in den Zellzwischenräumen des Stratum corneum. Dadurch entsteht hier ein regelrechtes Hormonreservoir, aus dem der Wirkstoff langsam, aber gleichmäßig in die tieferen Hautschichten und über die Hautkapillaren in das Blut wandert. Der Vorteil: Einmal am Tag eincremen reicht aus, um den Hormonspiegel im Blut fast kontinuierlich auf gleichem Niveau zu halten – bei Tabletten oder Spritzen ist das nicht der Fall.

…und ihn

Stark dank Testosterongel? © IMSI MasterClips

Nach ganz ähnlichem Prinzip funktioniert auch das Hormongel für den Mann: Hier ist es das männliche Geschlechtshormon Testosteron, dass über eine Lotion durch die Hornhaut geschleust wird. Gerade bei der Behandlung von altersbedingten Potenzproblemen wird das Hormongel bereits häufiger eingesetzt. Aber auch als Kraftmacher und Anti-Aging-Mittel ist es im Trend.

Unter anderem auch deshalb, weil es als besonders schonende Methode gilt. Denn da das Testosteron dabei ohne lange Umwege ins Blut gelangt, sind wesentlich geringere Konzentrationen nötig, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Zudem wird auch hier, ähnlich wie bei den Estradiolgelen für die Frau, das Hormon über die Haut gleichmäßiger an das Blut abgegeben als bei anderen Applikationsformen.

Mit Gel und Licht gegen Krebs

Ebenfalls mithilfe von Gelen, aber mit anderer Zielsetzung, arbeiten sich Wissenschaftler der Universitätshautklinik in Frankfurt am Main durch die Hornhautbarriere hindurch. Sie haben zwei Gele entwickelt, die gezielt Frühformen des Hautkrebses bekämpfen. Bei einer davon sind es spezielle Säuren, die das Stratum corneum passieren. Diese Aminolävulinsäure (ALA) und ihre Derivate werden, beispielsweise in der Basalschicht, vermehrt von Krebszellen aufgenommen und angereichert, da diese einen aktiveren Stoffwechsel haben als gesunde Zellen.

Hautkrebs © NCI

Einmal aufgenommen wandelt sich die Säure im Laufe einiger Stunden in Porphyrine um – die eigentlichen Hauptdarsteller im ganzen Geschehen. Denn jetzt passiert das Entscheidende: Die Haut wird von außen mit Rotlicht bestrahlt und die Porphyrine setzen hochaggressive Sauerstoffradikale frei, die die Tumorzelle von innen heraus zerstören. Und das, ohne die umliegenden gesunden Zellen zu schädigen.

Professor Roland Kaufmann, Direktor der Universitätshautklinik, sieht in den Hautgelen eine durchaus zukunftsträchtige Strategie: „Die neuen Behandlungsoptionen erweitern dabei ganz wesentlich unsere Möglichkeiten.“ Doch dummerweise gibt es bislang noch einen Hemmschuh für den Siegeszug der Krebsgele: „Die Cremes sind ziemlich teuer – da können schnell ein paar Hundert Euro zusammen kommen“, erklärt der Wissenschaftler. Und noch werden die neuen Therapieformen nicht von den Kassen getragen.


Stand: 09.07.2004

Hautalterung als Schicksal?

Hilfe, die Falten kommen!

Langsam, aber unaufhaltsam verändert sich unser „Aushängeschild“ Haut im Laufe des Lebens: Sie wird spröder und trockener und die ersten feinen Runzeln und Fältchen bilden sich um die Augen. Eine durchtanzte Nacht steht uns am nächsten Tag unübersehbar „ins Gesicht geschrieben“ und von straffer, glänzender Haut kann keine Rede mehr sein. Der jugendlich-frische „Lack“ ist ab. Endgültig?

Falten als Zeichen der Hautalterung © IMSI MasterClips

Auch wenn die Kosmetikindustrie uns etwas anderes glauben machen will: Gegen das Altern der Haut ist kein Kraut gewachsen. Denn für Falten, Sprödigkeit und Altersflecken ist eine biologische Uhr verantwortlich, die in jeder unserer Zellen tickt – auch in den Zellen der Haut. Nach einer bestimmten Lebensdauer ist die Zeit für einige Zellprozesse einfach abgelaufen, sie verlangsamen sich oder kommen sogar ganz zum Erliegen.

So teilen sich die Zellen in der Basalschicht der Epidermis im Alter seltener, die oberste Hautschicht erneuert sich dadurch nicht mehr so schnell und Wunden heilen oft schlechter. Die Talgdrüsen produzieren weniger Öle, dadurch wird die Haut trockener und empfindlicher. Die größten Veränderungen aber finden in der unter der Epidermis liegenden Lederhaut statt.

Raubbau am Kollagennetz

Hier bildet ein dreidimensionales Netzwerk aus Kollagenfasern, eingebettet in einer Eiweiß- und wasserreichen Grundsubstanz, das entscheidende Stützgerüst für unsere Haut. Die dicken Kollagenbündel nehmen mehr als drei Viertel der Lederhaut ein und sorgen für Elastizität und Festigkeit.

Aber auch Kollagenfasern sind nicht für die Ewigkeit gemacht. Durch Zeit, Beanspruchung und kollagenabbauendende Enzymen wie der Collagenase MMP1 zerfallen die Stützpfeiler mit der Zeit.

Spezielle Bildungszellen, die Fibroblasten, sorgen daher ständig für Nachschub und produzieren die nötigen rund 14 verschiedenen Sorten Kollagen.

Doch das sensible Gleichgewicht von Auf- und Abbau verschiebt sich mit dem Alter: Ab dem 50. Lebensjahr sinkt die Aktivität der Fibroblasten und der Kollagennachschub stockt. Als Folge erhält das Netz erste Lücken und dünnt aus. Zwar versucht die Haut, einige der Kollagenschäden zu reparieren, doch das Flickwerk ist nicht effektiv: Das Stütznetz bekommt Webfehler – und an der Hautoberfläche bilden sich Falten.


Stand: 09.07.2004

Anti-Falten-Kosmetika und ihre (Nicht-) Wirkung

Ein aussichtsloser Kampf?

„Faltenfrei dank Kollagen“, „Jetzt mit Vitamin Q10 gegen die Hautalterung“ – der Kampf gegen das Alter beschert der Kosmetikindustrie eine ihrer sichersten Einnahmequellen. Immer neue Anti-Falten-Lotions, -cremes und -gele werden auf dem Markt geworfen – und gekauft, in der Hoffnung, den unaufhaltsamen Prozess doch wenigstens bremsen zu können.

AHA, Q10 und Kollagen

Doch was ist dran an den Versprechungen? Nach Ansicht vieler Dermatologen eher wenig. Viele Anti-Falten-Cremes enthalten zwar Substanzen, die die Kollagenfasern aufquellen lassen und so die Haut straffer machen, darunter AHAs, Alpha-Hydroxylsäuren oder auch das beliebte Coenzym Q10. Doch dieser Effekt hält nur kurze Zeit an und wirkt höchstens gegen mikroskopisch kleine Runzeln, nicht aber gegen echte, tiefere Falten. Den Ursprung des Problems, die Kollagenschäden, beseitigen diese Wirkstoffe nicht.

Kollagenmoleküle © NIH

Ähnliches gilt auch für Kolllagen- oder Elastin-haltige Cremes: Sie sollen das zerstörte Stützgewebe in der Lederhaut ersetzen und die Haut „nähren“ – scheitern aber schon an der ersten Hürde, der Hornhaut. Denn sowohl Kollagen als auch Elastin sind viel zu groß, um die Schutzbarriere aus abgestorbenen Hautzellen und Fetten zu durchdringen. Als Folge bilden sie einen dichten Film auf der Haut, der zwar die ausgefransten Hornhautschuppen oberflächlich glättet, aber an den darunterliegenden Falten nichts ändert.

Retinol und Vitamin C

Etwas erfolgreicher und mittlerweile in fast jeder Anti-Falten-Creme enthalten ist dagegen Retinol, eine Form des Vitamin A. Es durchdringt die Hornhautbarriere und wirkt stimulierend auf die Zellteilung und die Kollagenproduktion. Gleichzeitig erhöht es die Elastizität und Feuchtigkeit der Haut. Doch auch dieses „Wundermittel“ hat einen Haken: Das Vitamin ist sehr instabil: Bei Licht, Wärme und Sauerstoff – genau den Bedingungen, die an der Hautoberfläche herrschen – zerfällt es leicht und löst zu allem Überfluss dann auch noch Hautreizungen aus.

Ein ähnliches Dilemma gilt für das Vitamin C: Das Antioxidanz wirkt als guter Radikalfänger und kann die kollagenproduzierenden Fibroblasten vor deren Angriffen schützen. Gleichzeitig regt es, wie Versuche an Hautkulturen im Labor gezeigt haben, die Kollagensynthese an. Doch auch Vitamin C ist instabil und zerfällt unter Sauerstoffeinfluss. Als Folge wird nicht nur jeder positive Effekt zunichte gemacht, die Wirkung verkehrt sich sogar ins Gegenteil: Statt die aggressiven Radikale zu „fangen“, fördern die Zerfallsprodukte des Vitamins noch deren Entstehung und vermehren damit im Extremfall die Schäden an Kollagen, der DNA und anderen wichtigen Strukturen. Um diesen Zerfall zu verhindern, versuchen Kosmetikhersteller die wertvollen Vitamine in Liposomen oder anderen Schutzhüllen zu „verpacken“, die ihre Fracht erst freigeben, wenn sie bereits in der Haut angelangt sind.

Testergebnis: „ungenügend“

Ob solche Tricks, mit denen die Kosmetika unter die Haut gebracht werden sollen, wirklich helfen, wollte die Zeitschrift Ökotest genauer wissen. Sie ließ im Jahr 2003 17 Anti-Falten-Cremes auf ihre Wirksamkeit testen, mit im Test waren sowohl teure Markenprodukte als auch billige „No-Names“. Das Ergebnis: Über ein „befriedigend“ kam keine der getesteten Cremes hinaus. Mehr als zwei Drittel schnitten sogar mit „ungenügend“ ab. Dauerhaft die Falten bessern oder gar beseitigen konnte keines der Mittel.


Stand: 09.07.2004

Hautschäden durch UV-Strahlung

Sonne macht Falten…

Das Altern der Haut können wir nicht verhindern, wir können es höchstens etwas abbremsen. Dabei sind es aber weniger die teuren Anti-Falten-Cremes, die Abhilfe schaffen, sondern ganz banale Vorsichtsmaßnahmen, wie Dermatologen nicht müde werden zu betonen. Ihr wichtigster Anti-Aging-Tipp: Raus aus der Sonne. Denn so schön und wohltuend die Sonnenwärme auf dem Körper und das helle Sonnenlicht für die Seele sein mögen – für die Hautzellen ist es Gift.

Falten durch Fehler im Netz

Die UVA-Strahlen dringen tief in die Haut ein und lösen hier chemische Prozesse aus, die zur Freisetzung von freien Radikalen führen. Diese sehr aggressiven Moleküle fördern die Hautalterung, indem sie das Stützgerüst aus Kollagen und Elastin angreifen und teilweise zersetzen.

Sonne: Schön, aber schädlich © IMSI MasterClips

Als Reaktion darauf produziert die Haut vermehrt Metalloproteinasen, Reparaturenzyme, die zwar das veränderte Elastin ausbessern, gleichzeitig aber das viel wichtigere Kollagen zerstören. Als Folge entstehen tiefe Löcher und Verformungen im Kollagennetz, die an der Oberfläche als Falten sichtbar werden. Zu allem Überfluss hält die zerstörerische Wirkung dieser Enzyme auch noch lange an: Studien haben gezeigt, dass schon ein 15-minütiges Sonnenbad bei hellhäutigen Menschen ausreicht, um den Metalloproteinase-Gehalt noch eine ganze Woche lang zu erhöhen.

Noch fataler ist allerdings die Wirkung der kurzwelligeren UVB-Strahlen: Sie dringen zwar nicht so tief in die Haut ein, dafür wirken sie jedoch direkt auf die Zellkerne der Epidermis und schädigen die sensible DNA. Die Folge sind Fehler bei der Zellteilung, die sowohl die Hautalterung als auch die Entstehung von Hautkrebs fördern.

Die Haut ist nachtragend

Ist der Schaden erst einmal angerichtet, ist er fast irreversibel – die Haut vergisst nicht so leicht. Im Gegenteil. Die Schäden an der DNA, aber auch an anderen Zellstrukturen addieren sich im Laufe des Lebens, wobei besonders der Sonnenbrand im Kindesalter fatale Marker zu hinterlassen scheint. 50 bis 80 Prozent der Hautschäden, so schätzen Wissenschaftler, entstehen durch zu exzessives und ungeschütztes Sonnenbaden in Kindheit und Jugend.

In einer Studie aus dem Jahr 1999 stellten amerikanische Forscher an fast der Hälfte ihrer über sechzig jährigen Probanden mittlere bis schwere Anzeichen für UV-induzierte Hautalterung fest, bei den 45 bis 49 jährigen waren es immerhin auch schon 22 Prozent der Frauen und 17 Prozent der Männer. Besonders betroffen waren dabei Menschen mit heller Haut, vor allem der Hauttypen 1 bis 3.


Stand: 09.07.2004

Vorbeugen, Vorbräunen und reparieren

…was hilft?

In einem Punkt sind sich die Hautexperten ziemlich einig: Gegen die sonnenbedingte Hautalterung, aber auch gegen den Hautkrebs, gibt es nur ein Mittel: Vorbeugen. Aber wieviel Vorsicht ist genug? Müssen wir alle die Sonne komplett meiden, wie es ein australischer Dermatologe empfiehlt, dessen Devise lautet „Nicht ausziehen und aus der Sonne gehen“? Nach Ansicht der meisten Hautexperten wäre das zwar sicher nicht verkehrt, aber Sonne in Maßen hilft auch.

Schützen hilft…

Nicht umsonst appellieren sie regelmäßig bei Beginn der Ferienzeit an die sonnenhungrigen Urlauber, sich durch Sonnencremes mit ausreichend hohem Lichtschutzfaktor zu schützen. Die besonders strahlungsintensive Mittagszeit sollte besser im Schatten verbracht oder die Haut wenigstens durch Kleidung geschützt werden. Kinder am Strand den ganzen Tag bei praller Sonne ohne T-Shirt spielen zu lassen, gilt schon lange als eine der dermatologischen Todsünden.

…Vorbräunen nicht

Viele Menschen versuchen, durch ein vorsorgliches „Vorbräunen“ im Solarium oder zuhause auf dem Balkon vor einer Reise in den Süden ihre Haut schonend auf die Strapazen vorzubereiten. Doch die vermeintliche „Abhärtung“ hilft nur wenig: Die gebräunte Haut ist durch ihren höheren Melaningehalt zwar besser vor Sonnenbrand geschützt, aber gegen Hautkrebs schützt die Bräune nicht. Schwedische Wissenschaftler haben 2002 in einer Studie gezeigt, dass krebsfördernde Verbindungen wie Dipyrimidin in vorgebräunter Haut in gleichem Maße zu finden sind wie in blasser, nicht vorgebräunter Haut.

Enzyme gehen unter die Haut

In Zukunft könnte sich das allerdings ändern. Denn Forscher der Universität Düsseldorf haben im Sommer 2003 ein Enzym entdeckt, das unter dem Einfluss von langwelligem Licht UV-Schäden an der DNA wieder rückgängig machen kann. Die aus einer Alge gewonnene Photolyase schaffte es schon nach 30-minütiger Einwirkungszeit, 45 Prozent der Schäden in menschlichen Hautzellen zu reparieren. Ließe sich dieses Enzym über eine Sonnenschutzcreme in die Haut einschleusen, wäre damit einer der größten Risikofaktoren für Hautkrebs, aber auch einer der großen „Altmacher“ der Haut ausgebremst.

Ein anderes Enzym, 2003 von Forschern der Wiener Universität für Bodenkultur entdeckt, hemmt nachweislich die aggressive Wirkung der freien Radikale. Die Superoxyd-Dismustase (SOD) ist klein genug, um als Gel in Lipidkügelchen verpackt unter die Hornhaut transportiert zu werden. Die ersten Tests dieser „Anti-Radikal-Salbe“ sind bereits erfolgreich gelaufen.


Stand: 09.07.2004

Was prägt das Aussehen unserer Haut?

Farbe, Flecken und Pigmente

Wie hell oder dunkel unsere Haut erscheint, ob wir Sommersprossen oder eine gleichmäßige Bräune entwickeln und wie viele Leberflecken wir haben, entscheidet sich in unserer Epidermis: Hier, in der Basalschicht der Oberhaut, sitzen zwischen den Hautbildungszellen die Pigmentzellen, die für die Einfärbung der Haut verantwortlich sind.

Mehr Melanin schützt ihre Haut © IMSI MasterClips

Die Melanozyten produzieren winzige Farbstoffpakete, die sie über Zellfortsätze an ihre Nachbarzellen weiterreichen. Je nachdem, welcher der beiden Hautfarbstoffe im Paket enthalten ist, variiert auch die Form und Größe dieser Pakete: Runde und glatte Melanosomen enthalten das häufigere und dominantere Eumelanin, das für braune und schwarze Pigmentierung bei Haut und Haaren sorgt. Phaeomelaninpakete dagegen sind heller rötlich-braun und unregelmäßig geformt. Sie dominieren bei dem hellhäutigen und rothaarigen Menschentyp.

Eine Pigmentzelle kann bis zu 36 Basalzellen mit solchen Melaninpaketen versorgen. Trifft ein Melanosom gerade dann an einer Basalzelle ein, wenn diese sich teilt, wird es in die Tochterzelle eingebaut. Hier sitzt der Farbstoff wie ein Miniatursonnenschirm direkt über dem Zellkern und schirmt ihn so vor der DNA-schädigenden UV-Strahlung ab.

Hautfarbe: Anzahl und Verteilung entscheidend

Egal ob jemand eine blasse, eine braune oder aber eine tiefdunkle Hautfarbe hat, die Anzahl der Pigmentzellen ist bei allen Menschen in etwa gleich. Was sich aber unterscheidet ist die Art und Menge der von ihnen produzierten Farbpakete.

Hellhäutiger Typ: Kleine Melanozyten und verklumptes Melanin © IMSI MasterClips

Bei hellhäutigen Kaukasiern beispielsweise sind die Melanosomen relativ klein und enthalten nur wenig Melanin. Innerhalb der Haut sind sie zudem nicht gleichmäßig verteilt sondern eher klumpenartig. Die Haut der Asiaten produziert etwas größere und dunklere Melanosomen, die sowohl regelmäßig auf die einzelnen Hautzellen verteilt sind, als auch zusätzlich gehäuft in bestimmten Zellgruppen eingelagert werden. Dunkelhäutige Afrikaner haben die größten und am stärksten pigmentieren Melanosomen in der Haut. Bei ihnen trägt fast jede einzelne Hautzelle ein solches Farbpaket in sich.

Flecken in der Haut

Beide erscheinen als braune Pigmentflecke in der Haut, beide gelten je nach gängigem Schönheitsideal als schmückend oder aber als lästige „Fehler“. Doch damit enden auch schon die Gemeinsamkeiten von Sommersprossen und Leberflecken.

Denn Sommersprossen entstehen – ähnlich wie die Sonnenbräune – wenn das UV-Licht der Sonne die Melanozyten der Oberhaut zu einer vermehrten Produktion von Pigmenten anregt. Bei Menschen mit einem sehr hellen Hauttyp kommt es vor, dass die Strahlung nicht alle Melanozyten gleichermaßen aktiviert, sondern nur jeweils einige nahe beieinander stehende. Als Folge dieser geklumpten Melaninproduktion entstehen die typischen hell- oder dunkler braunen Flecken auf Nase, Schultern oder Unterarmen.

Leberfleck © NCI

Leberflecken dagegen haben nichts mit ungleichmäßiger Pigmentproduktion zu tun, wohl aber mit der ungleichmäßigen Verteilung der Pigmentzellen. Oft schon von Geburt an oder im frühen Kindesalter entwickelt, kennzeichnen sie Hautstellen, an denen die Melanozyten besonders dicht in der Basalschicht sitzen. Als Folge erhalten die benachbarten Hautbildungszellen und damit auch die von diesen neu produzierten Hautzellen ständig eine „Überdosis“ Farbe.

Im Laufe des Lebens können die Leberflecken durch hormonelle Veränderungen oder Sonneneinstrahlung deutlicher, größer und dunkler werden – neu gebildet werden sie dadurch allerdings nicht. Auch wenn es oft so scheint, sind hinzukommende Leberflecke nur in sofern neu, als dass die an dieser Stelle schon immer gehäuften Pigmentzellen jetzt verstärkt Pigmente produzieren und dadurch stärker auffallen.


Stand: 09.07.2004

Warum Hautkontakt glücklich macht

Auf der Suche nach dem „Streichelfaktor“

Streicheln, Handauflegen, sanfte Massage – Hautkontakt ist einer der ursprünglichsten Kommunikations- und Kontaktwege von Menschen und Tieren. Die Haut bildet die direkteste Verbindung zu unserem Nervensystem und damit auch unserem Befinden. Der Säugling nimmt so Kontakt mit der Mutter auf, bevor er noch richtig die Augen offen hat. Fehlt diese beruhigende Gegenwart, leidet nicht nur die Psyche, auch sein Immunsystem entwickelt sich weitaus weniger stabil, wie Erfahrungen mit Frühgeborenen zeigen. Affenbabys können bei Entzug dieses wichtigen Kontaktes sogar sterben.

Glücksfaktor Hautkontakt © IMSI MasterClips

Warum dies allerdings so ist, war den Wissenschaftlern lange Zeit unbekannt. Zwar hatte man schon in den 1990er Jahren herausgefunden, dass Ratten beim Streicheln und sanften Massieren offenbar vermehrt das Glückshormon Oxytocin ausschütteten, aber welche physiologischen Mechanismen dahinter standen, blieb ungeklärt.

Erst im Jahr 2002 gelang es schwedischen Forschern, endlich dem „Streichelfaktor“ auf den Grund zu gehen. Wie die Wissenschaftler um Hakan Olausson von der Universitätsklinik in Sahlgrenska in Untersuchungen zeigten, spielt dabei ein spezielles, hauteigenes Nervengeflecht, das so genannte C-taktile- oder CT-Netzwerk eine entscheidende Rolle. Es besteht aus extrem langsam leitenden Nervenfasern, ist aber bislang ebenfalls kaum erforscht.

Den Durchbruch für die Schweden lieferte ein Test an einer Patientin, die keinerlei bewusste Berührungen spüren konnte, Streicheln aber dennoch diffus als angenehm empfand. Im Gegensatz zu den anderen, nicht funktionierenden Hautnerven sprach ihr CT-Netz auf die Berührung an. Die Signale schickten die Nervenfasern dann aber nicht an den bewussten Teil ihres Gehirns, sondern an das Gefühlszentrum. Die Patientin „merkte“ von der Berührung daher nichts, fühlte sich aber scheinbar aus heiterem Himmel wohler und entspannter.

Nach Ansicht von Olausson könnte das CT-Netzwerk nicht nur für die Übermittlung von Gefühlen und Empfindungen zuständig sein, sondern möglicherweise auch für die Ausschüttung von Glückshormonen wie dem Oxytocin. Die Untersuchungen der Forscher deuten auch darauf hin, dass nur mit Haaren besetzte Hautbereiche diese speziellen Nervenfasern besitzen. Auf das Streicheln ihrer – haarlosen – Handinnenfläche reagierte die Patientin jedenfalls nicht.

Wie und wann genau die Signalübertragung über das CT-Netz abläuft, müssen die Wissenschaftler noch weiter ergründen – keine ganz einfache Aufgabe, denn die Signale der CT-Nerven werden normalerweise so stark von denen der schnelleren Hautnerven überlagert, dass genaue Messungen fast unmöglich sind…


Stand: 09.07.2004