Warum wir uns ekeln

Pfui Spinne!

Warum ekeln wir uns? © CDC/IMSI MasterClips

Würmer, Maden, Spinnen, vergammelnde Leichen, faules Fleisch und eiternde Wunden empfinden wir als eklig. Verdorbene Speisen lassen uns würgen und unangenehmen Gerüchen weichen wir lieber aus. Und das nicht ohne Grund: Viele eklige Dinge bedrohen unsere Gesundheit, weil sie giftig sind oder Krankheiten übertragen können.

Aber warum ekeln wir uns auch vor harmlosen Insekten, vor dem Geruch von Schweiß oder vor unserem eigenen Urin? Kommen da uralte Ängste unserer Vorfahren hoch, oder haben wir uns den Ekel einfach nur grundlos anerzogen? Warum gibt es Dinge, die alle Menschen schon von Kindheit an als ekelhaft empfinden, andere dagegen sind nur in einigen Kulturkreisen unangenehm, in anderen gehören sie zum normalen – nicht ekligen – Alltag?

Kerstin Fels
Stand: 13.05.2005

Nützlicher Ekel

Vanille und faule Eier

Würden Sie ein Glas Milch trinken, in das zuvor eine Kakerlake getaucht wurde? Natürlich nicht, es könnte ja sein, dass auf diese Weise Krankheitserreger in das Getränk gelangen. Aber wenn die Küchenschabe zuvor keimfrei gemacht wurde? Viele Menschen ekeln sich auch dann vor der Milch und würden sie genauso wenig zu sich nehmen, wie sie aus einem gereinigten Urinbecher trinken würden.

Ekel gehört neben Freude, Ärger, Trauer, Furcht und Überraschung zu den Basisemotionen des Menschen. Diese sechs Emotionen können in allen Kulturkreisen im Gesichtsausdruck anderer erkannt werden. Bereits Neugeborene, die noch keine Reaktionen auf bestimmte Reize gelernt haben, reagieren auf den Geruch von Vanille mit Lächeln, auf den von faulen Eiern mit Ekel.

Tatsächlich werden viele Substanzen in allen Kulturkreisen verabscheut. Zu den Spitzenreitern auf der Ekelliste gehören Fäkalien und andere Körperausscheidungen, schlechte Hygiene und offene Wunden. Das macht Sinn, denn auf diese Weise werden Substanzen gemieden, die einem gefährlich werden könnten. In Fäkalien lauern Parasiten und Gifte, schlechte Hygienebedingungen und offene Wunden fördern die Übertragung von Krankheiten.

Außerdem werden zähflüssige Substanzen wie Schleim und viele Tierprodukte als ekelerregend empfunden. Pflanzen dagegen können zwar wegen eines bitteren Geschmacks gemieden werden, rufen aber seltener Ekelgefühle hervor. Verdorbenes Fleisch etwa gehört mit zu den am stärksten abgelehnten Substanzen, ein Verhalten, das uns davor bewahrt, an den giftigen Stoffwechselprodukten der darin lebenden Bakterien zu sterben.

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Ekel ist demnach ein evolutionär entstandenes Gefühl, das bereits unsere Vorfahren vor Schaden bewahrte. Wer sich von Fäkalien und faulem Fleisch fernhielt, hatte bessere Überlebenschancen und somit eher die Möglichkeit, die eigenen Gene weiterzugeben. Ein ungutes Gefühl beim Anblick von Nahrung, in der sich Maden tummeln oder die von Schimmel überdeckt ist, bedeutete einen Überlebensvorteil.

Deshalb empfinden wir noch Ekel oder Angst vor Dingen und Situationen, die heute keine oder keine so große Gefahr mehr darstellen. So ist die Angst vor Höhen oder vor der Dunkelheit weiter verbreitet als die heutzutage sehr viel gerechtfertigtere Furcht vor Autos, Steckdosen oder Herdplatten. Darum meiden wir auch die Kakerlaken-Milch, selbst wenn wir wissen, dass das Insekt keimfrei war. Aus dem selben Grund würden wir nicht unbedingt aus einer Bettpfanne essen, selbst wenn diese nie benutzt wurde und unser evolutionäres Erbe hält uns auch davon ab, eine Suppe zu essen, in die wir vorher selber gespuckt haben.


Stand: 13.05.2005

Wie uns Ekel vor Gift bewahrt

Hauptsache süß

Amerikanische Soldaten gelten nicht unbedingt als zimperlich – und doch haben US-Piloten, die es im Zweiten Weltkrieg in die Wildnis verschlagen hatte, lieber gehungert, als Insekten oder Kröten zu essen. Sie wussten, dass diese Tiere essbar und nicht giftig waren, dennoch siegte ihr Ekelgefühl über den Hunger.

Wenn wir uns ekeln, ist die Nase gerümpft, die Nasenlöcher sind verengt und die Zunge wird im geöffneten Mund nach vorne verschoben – ähnlich wie beim Erbrechen. Und tatsächlich bringt uns Ekel vor allem dazu, bestimmte Dinge nicht zu essen, auszuspucken oder zu erbrechen.

Ekelobjekt Schlange © IMSI MasterClips

Das ist für den Allesfresser Mensch sehr wichtig, denn je größer das Nahrungsspektrum, desto größer ist auch die Gefahr, giftige Substanzen aufzunehmen. Für die frühen Jäger und Sammler war es daher besonders günstig, süß schmeckende Speisen als angenehm, bittere Kost dagegen als eher unangenehm zu empfinden. In süßer Nahrung stecken viele Kalorien, giftige Pflanzen warnen oft durch bittere Substanzen vor der von ihnen ausgehenden Gefahr. Auch heute noch sieht man es unserem Speiseplan an, dass wir uns so verhalten, als seien Zucker, Salz und Fett Mangelware.

Vor allem bei Kindern und Kleinkindern zeigt sich, wie sehr einfach zu deutende Geschmäcker geschätzt werden. Süßes liegt sehr viel höher im Trend als schwer einzuordnende Nahrungsmittel wie Oliven oder Senf. Außerdem zeigen sie oft eine starke Neophobie, vermeiden also Nahrung, die sie noch nicht kennen. Oft werden von Unbekanntem erst mal kleine Happen probiert, außerdem immer nur ein neues Nahrungsmittel gleichzeitig. Dieses Verhalten minimiert die Gefahr, tödliche Mengen von Gift zu sich zu nehmen. Was als ungefährlich eingestuft wurde, wird dann gern und oft gegessen. Nur Eltern bringt es zum Staunen, wenn Kinder wirklich jeden Tag nach Spaghetti mit Tomatensoße verlangen.

Für viele ekelhaft: Fischgeruch © IMSI MasterClips

Der Ekel vor bestimmten Geschmacksstoffen oder Gerüchen (z.B. faule Eier) ist zwar angeboren, ganz festgelegt sind Vorlieben und Abneigungen aber nicht. Innerhalb der ersten zwei Lebensjahre werden wir für unsere weiteren Nahrungsvorlieben geprägt. Einmal natürlich durch das Nahrungsangebot, andererseits lernen wir von den Eltern, was wir essen dürfen und was nicht. So stellt es für Kleinkinder zunächst keine Problem dar, Erde, Regenwürmer oder – im Experiment – simulierten Hundekot zu essen. Erst durch die Reaktion der Eltern lernen Kinder, diese „Nahrungsmittel“ zu meiden und als abstoßend zu empfinden.

In verschiedenen Kulturen gibt es daher zwar Abneigungen, die allen gemeinsam sind (z.B. faules Fleisch), aber durchaus auch Unterschiede. Hindus essen kein Rindfleisch, Juden kein Schweinefleisch und bevor Sushi als schicke Liefestyle-Speise seinen Siegeszug nach Westen antrat, war roher Fisch auch nicht überall beliebt. Neben dem räumlich unterschiedlichen Nahrungsangebot werden diese kulturellen Vorlieben und Abneigungen von Anthropologen als Symbole des Zusammenhalts gedeutet. Täglich wird so beim Essen demonstriert, wer zur Gruppe gehört und wer nicht.

Während die Toleranz gegenüber rohem Fisch in den westlichen Industrienationen gestiegen ist, sank dagegen die Bereitschaft, sich tote Tiere anzusehen oder gar selber zu schlachten. Obwohl der Fleischkonsum innerhalb der letzten 150 Jahre deutlich angestiegen ist, verschwanden die Etappen auf dem Weg von der Kuh zum Hamburger immer mehr aus unserem Blickfeld. Paradoxerweise empfinden wir nun den Anblick von toten Tieren wie Fischen oder Fasanen oder einem Spanferkel immer häufiger als ekelhaft und bevorzugen bis zur Unkenntlichkeit verfremdete Fischstäbchen, Chicken-Nuggets oder Würstchen.

Dazu wurde die Auswahl an als genießbar eingestuften Tieren stark eingeschränkt. Vor dem 19. Jahrhundert galten noch Igel, Marder, Fischotter, verschiedene Vogel- und Insektenarten als Delikatesse. Heute gilt der Verzehr von Insekten, die sehr gut verträglich sind und in vielen Ländern ganz selbstverständlich auf dem Speiseplan stehen, eher als eine Art Mutprobe in deutschen Fernsehshows.


Stand: 13.05.2005

Schwangerschaftsübelkeit als Schutzmechanismus

Erbrechen für das Kind

Eine schwangere Frau hat es nicht leicht: Nicht nur, dass sie sich in unförmige Umstandskleider zwängen muss, auf Alkohol und Tabak verzichten sollte und nicht selten eine andauernde Müdigkeit verspürt – hinzu kommt dann oft auch noch die sprichwörtliche morgendliche Übelkeit.

Frau mit Säugling © IMSI MasterClips

Auch wenn fast jede Frau in der Schwangerschaft damit zu kämpfen hat, ist die Übelkeit doch sehr unterschiedlich ausgeprägt. Bei einigen Frauen tritt sie nur morgens auf, bei anderen kontinuierlich oder in Wellen den ganzen Tag über. Bei einigen bleibt es bei der Übelkeit, bei anderen führt sie mehrmals am Tag zum Erbrechen. Außerdem ist der Geruchsinn bei Schwangeren viel stärker ausgeprägt.

Das kann sogar dazu führen, dass bisher angenehme Gerüche wie der verwendete Weichspüler oder das Lieblings-Parfum nun als abstoßend und ekelhaft empfunden werden. Schuld an diesem Zustand ist das Schwangerschaftshormon Human-Chorion-Gonadotropin (HCG), aber welchen Sinn macht diese Überempfindlichkeit?

In einer Studie mit 400 befragten Schwangeren fanden Forscher heraus, dass vor allem Kaffee (32,25%) und Fleisch (31%) Übelkeit verursachten, gefolgt von Alkohol (19,75%) und Gemüse (11%). Zudem wurde vielen beim Geruch von frittiertem oder gegrilltem Fleisch schlecht und sie mieden gezielt besonders bittere und scharfe Lebensmittel.

Diese Nahrungsmittel decken sich überraschend gut mit denen, in denen sich die größte Menge an Gift befindet. Die amerikanische Forscherin Margie Profet folgerte daraus, dass es sich bei der Übelkeit um einen Schutzmechanismus handelt, durch den eine Schädigung des Fötus vermieden wird. Durch das Übergeben verhindert der Körper, dass die Giftstoffe in den Blutkreislauf und damit zu dem Kind gelangen.

Für diese Hypothese sprechen noch andere Fakten. So erleiden 10,4 Prozent der Frauen, die nicht unter Übelkeit litten, eine Fehlgeburt, aber nur 3,8 Prozent der Schwangeren, denen regelmäßig übel war. Zudem tritt die Schwangerschaftsübelkeit etwa zwei bis vier Wochen nach der Empfängnis auf – das ist exakt der Zeitpunkt, an dem die Organbildung am Fötus gerade in vollem Gange ist und dieser daher am empfindlichsten gegenüber Giftstoffen ist. Um die 14. Woche ist die sensible Phase der Organentwicklung vorbei – zu diesem Zeitpunkt verschwindet auch meist die Übelkeit.

Das Phänomen der Schwangerschaftsübelkeit kommt in allen Kulturkreisen vor – und das anscheinend schon immer. Aufzeichnungen belegen, dass auch die alten Römer das Phänomen kannten: sie empfahlen einen Saft aus Limonen und Zimtwasser zur Linderung.


Stand: 13.05.2005

Die tut doch nichts

Spinnenphobie

Iiih, eine Spinne! Wer sich vor Spinnen ekelt oder gar fürchtet, dem helfen gutgemeinte Ratschläge wie „Die tut doch nichts“, „Das sind ganz nützliche Tiere“ oder „Die hat vor dir mehr Angst als du vor ihr“ herzlich wenig. Die Betroffenen wissen schließlich selber, dass ihnen eine normale Kreuzspinne nichts anhaben kann – dennoch ruft bei einigen selbst das Bild einer Spinne schon Angstgefühle hervor.

Ekelobjekt Spinne © IMSI MasterClips

Menschen mit Tierphobien leiden unter einer Furcht vor bestimmten Lebewesen, haben also eine spezifische Phobie. Besonders häufig werden Spinnen, Insekten, Schlangen, Ratten, Pferde oder Hunde als Angst einflößend empfunden. Diese Tierphobien erscheinen selten erst beim Erwachsenen, in der Regel treten sie bereits bei Kindern auf und sind im Erwachsenenalter noch immer vorhanden.

Wie aber entstehen diese meist unbegründeten Ängste? Ein Hundebiss in der frühen Kindheit kann natürlich ein Auslöser für eine Phobie vor Hunden sein, auch wenn sich höchstens 50 Prozent der Betroffenen an ein konkretes Ereignis erinnern können. Sicher werden aber die wenigsten schmerzhafte Erfahrungen mit Ratten, Schlangen oder Spinnen gemacht haben.

Gerade bei Spinnen-Phobikern leidet in 40 Prozent der Fälle ein Elternteil (meist ist es die Mutter) ebenfalls an einer Furcht vor den Achtbeinern. In diesem Fall kann es sein, dass die Eltern diese Angst auf die Kinder übertragen, diese lernen also durch die Reaktion der Mutter (oder des Vaters), sich vor Spinnen zu fürchten. Die Phobie kann allerdings auch Veranlagung sein, oder aber eine Kombination aus beidem. Bei Schlangen, die in unseren Breitengraden nicht gerade täglich den Weg kreuzen, kann die Angst auch alleine durch elterliche Warnungen oder die Medien entstehen, ohne dass die Betroffenen jemals eine echte Schlange gesehen haben.

Eine weitere Möglichkeit für die Entstehung einer Tierphobie ist eine Reizkoppelung. Sobald jemand Schmerzen oder einen Panikanfall erleidet und zufällig ist auch ein bestimmtes Tier dabei, kann dieses zu einem Erinnerungsreiz werden. Beim Anblick des Tiers wird die Angst aus diesem Augenblick wieder wach, obwohl das Tier selber ja unbeteiligt und nicht Auslöser dieser Furcht war.

Frühere Experimente zeigten, dass Kleinkinder eine Angst vor Hunden entwickelten, wenn sie beim Anblick des Hundes gleichzeitig erschreckt wurden. Später reichte dann der bloße Anblick des Hundes aus, um diese Angstreaktion hervorzurufen. Diese eher zweifelhafte Methode wird heute natürlich nicht mehr angewandt.

Von Phobien mal ganz abgesehen werden dennoch Spinne, Würmer oder Tausendfüßler von vielen Menschen als eklig empfunden, Hunde dagegen nicht. Möglicherweise ist auch hier noch eine Angst unserer Vorfahren verankert, schließlich gibt es sehr wohl giftige Spinnen und Tausendfüßler, so dass es durchaus einen Vorteil dargestellt haben könnte, diese Tiere zu meiden. Die meisten Spinnen jedoch sind lediglich für Insekten giftig und können uns kaum gefährlich werden, selbst wenn sie mit ihren Kieferklauen unsere Haut durchdringen können. Nur wenige Arten, etwa die Schwarze Witwe oder die Sydney Funnel-web Spider können mit ihrem Gift dem Menschen etwas anhaben.

Auch wenn in bestimmten Gegenden, etwa in Brasilien, Spinnen ein ähnlich großes Problem darstellen wie Giftschlangen, wird die Bedrohung durch die Achtbeiner nicht selten durch die Medien aufgebauscht. Von Horrorgeschichten wie Spinnen aus der Yuccapalme, die unter der Haut der unwissenden Käufer tausende von Eiern ablegen, mal abgesehen: Häufig werden Symptome der Lyme-Krankheit, von Herpes simplex oder Diabetes zunächst fälschlicherweise als „möglicher Spinnenbiss“ gedeutet.

Wer es leid ist, beim Anblick einer Spinne in Panik auszubrechen, kann sich einer Konfrontationstherapie unterziehen. Hier werden unter Aufsicht eines Fachmanns furchteinflößende Situationen simuliert, entweder mithilfe echter Spinnen oder über virtuelle Spinnen, die mit einem Cyber-Helm wahrgenommen werden. Bei 20 Prozent der Teilnehmer zeigt diese Therapie allerdings keinen Erfolg – sie werden weiterhin zum Staubsauger zu greifen, um eine Spinne zu entfernen.


Stand: 13.05.2005

Was macht Ratten ekelhaft?

Punk-Lieblinge und Kanalbewohner

Als Ende der siebziger Jahre die Punk-Bewegung aufkam, hätten sich ihre Anhänger auch niedliche Kätzchen, Hamster oder Eichhörnchen auf die Schulter setzen können, sie wählten aber Ratten. Neben zerrissenen Kleidern, mangelnder Körperhygiene und selbst verstümmelnden Piercings eigneten sich diese Tiere, die bei anderen Menschen Ekel hervorrufen, wohl am besten zur Erzielung von Schock-Effekten.

Yersinia pestis © CDC

Ratten als Kuscheltiere?

Aber warum werden gerade Ratten von vielen Menschen als eklig empfunden? Sie haben keine übermäßige Anzahl kleiner, krabbelnder Beine wie Spinnen und Insekten, keine glibberige Haut wie Kröten oder Frösche und von ihnen ist kein giftiger Biss zu erwarten wie von Schlangen. Im Gegenteil, Ratten sind warm, haben ein kuscheliges Fell und runde Knopfaugen. Warum also Hamster, Meerschweinchen und Mäuse, aber keine Ratten?

Vielleicht ist es ja der lange, nackte Schwanz. Einige Ratten-Experten sind der Meinung, dass Ratten mit einem buschigen Eichhörnchen-Schwanz als gelehrige Haustiere geschätzt würden. Tatsächlich ruft der scheinbar unbehaarte – in Wirklichkeit ist er mit vielen kurzen Haaren versehen – Rattenschwanz bei einigen Menschen Assoziationen mit Regenwürmern oder Schlangen und somit Ekelgefühle hervor. Kann aber das alleine der Grund sein? Nacktmulle etwa sind am ganze Körper unbehaart und gelten sicherlich nirgends als Schönlinge – Ekel verursachen sie aber kaum.

Getreide-Diebe

Klar, unsere Vorfahren hatten allen Grund, beim Anblick von Ratten und Mäusen nicht in Jubelrufe auszubrechen. Bereits vor 6.000 Jahren lagerten die Menschen in Palästina und Syrien geerntetes Getreide als Vorrat für schlechte Zeiten in Getreidespeichern. Auch im Mittelalter war der Kornspeicher das am besten bewachte Gebäude der Stadt. Kein Wunder, wenn Insekten, Ratten und Mäuse, die an die hart erarbeiteten Vorräte gingen, damals als Konkurrenten bekämpft wurden.

In die riesigen Silos aus Beton oder Stahl, in denen heute das Getreide über computergesteuerte Hightech-Ausrüstungen in abgedichteten Behältern überwacht wird, gelangt heute keine noch so schlaue Ratte. Auch die Anzahl der Personen, die tatsächlich schon einmal eine Ratte im Vorratsschrank entdeckt hat, dürfte in den Industrienationen eher gering sein.

Der schwarze Tod

Als bedeutender Vorratsschädling wird uns die Ratte vermutlich nicht mehr gefährlich werden, aber als Überträger von Krankheiten? Was im Mittelalter, als Millionen von Menschen an der Pest – dem schwarzen Tod – starben, lange Zeit nicht bekannt war, weiß heute jedes Kind: Ratten übertragen die Pest. Die Krankheit wird zwar nicht direkt von den Nagern, sondern von Rattenflöhen übertragen, die sich nach dem Tod der Ratte einen neuen Wirt suchten, sichtbar als todbringende Unglücksboten waren aber die Ratten.

Ekelobjekt Ratte © IMSI MasterClips

Die Pest hat heute an Bedeutung verloren, Ratten werden jedoch noch immer als Verbreiter gefährlicher Krankheiten angesehen. Der letzte Fall, in dem eine Erkrankung tatsächlich von einer Ratte übertragen wurde, liegt in New York bereits über 25 Jahre zurück, trotzdem müssen Ratten und Mäuse nach dem Infektionsschutzgesetz (früher Bundesseuchengesetz) bekämpft werden. Es passt einfach zu gut zusammen, dass Tiere, die in unserem Abfall und Exkrementen leben, unhygienisch und gefährlich sind. Der Ekel, den wir vor der Kanalisation empfinden, wird so auf die Ratten übertragen.

Natürlich ist das Infektionsschutzgesetz nicht völlig überholt: Wie andere Tiere auch übertragen Ratten Fleckfieber, Tollwut oder Maul- und Klauenseuche. In den USA erkranken Menschen immer wieder an Dengue-, Lassa- und Gelbfieber. Die Hantaviren, die diese Krankheiten verursachen, werden durch aufgewirbelten Ratten-Kot eingeatmet. Aber eben nicht nur Ratten – auch Mäuse und Fledermäuse übertragen die Viren.

Der Ruf der Ratten bleibt dennoch schlechter als der anderer Nagetiere. Oft genug stellten sie früher zusammen mit Spinnen auf Plakaten vor politischen Wahlen böse Kräfte dar, die das Heimatland angriffen. Und nicht umsonst werden in Frankreich unliebsame Personen als „ratons“ bezeichnet.


Stand: 13.05.2005

Widerliche Biochirurgen bei der Arbeit

Nur her mit den Maden

William Stevenson Baer staunte nicht schlecht, als zwei schwer verwundete Soldaten mit offenen Wunden eingeliefert wurden. Es war der Erste Weltkrieg und die beiden hatten eine ganze Woche lang völlig unversorgt mit ihren Verletzungen auf dem Schlachtfeld in Frankreich gelegen. Verwundert bemerkte der amerikanische Orthopäde, dass die Wunden sauber zu heilen schienen, obwohl sie von Maden nur so wimmelten.

Fliegenmaden © IMSI MasterClips

Baer war schnell überzeugt von der Nützlichkeit der Fliegenmaden und setzte diese Behandlungsmethode auch später als Professor für Chirurgie fort und stellte dabei unter anderem fest, dass es notwendig war, sterile Tiere zu verwenden. Seine Maden-Behandlung war sehr erfolgreich aber nicht besonders neu. Schon im amerikanischen Bürgerkrieg erkannte der Feldarzt J.F. Zacharias die Nützlichkeit der Maden. Bei den Maya-Indianer und den australischen Aborigines wurden infizierte Wunden auch schon auf diese Weise geheilt.

Ein Sekret, das alles kann

Fliegenmaden, die sich in offenen Wunden tummeln, sind nun wirklich kein schöner Anblick. Wie kommt es, dass gerade diese Methode so viele Vorteile hat? Das Geheimnis liegt in dem Verdauungssekret der Tiere. Es wird auf die Wunde sezerniert und die eiweißabbauenden Bestandteile greifen ausschließlich totes Gewebe an. Die abgestorbenen Bestandteile werden verflüssigt und so schonend von dem lebenden Gewebe gelöst. Die Maden nehmen diese Nährlösung dann auf.

Das Larvensekret hat aber noch weitere Funktionen: Es wirkt wundreinigend, wundheilungsfördernd und antimikrobiell – ein wahres Wundermittel. Die Behandlung ist für den Patienten absolut schmerzfrei, er nimmt nur ein leichtes Kitzeln wahr, wenn die Maden über die gesunde Haut kriechen. Oft kann nur auf diese Weise eine Amputation verhindert werden. Nach drei bis vier Tagen haben die Larven ihr Gewicht vervielfacht und werden mit Kochsalzlösung abgespült.

Der Ekel bleibt

Klingt trotzdem ganz schön eklig, oder? Kein Wunder, dass die Madenbehandlung mit dem Einsatz von Penicillin und anderen Antibiotika ab 1940 schnell wieder in Vergessenheit geriet. Allerdings kam es zu Beginn der Neunziger Jahre zu den ersten Resistenzen, die zeigten, dass die Wunderwaffe Antibiotika nicht ewig halten würde. Nun war die antibakterielle Wirkung der Fliegenmaden wieder sehr gefragt. Die Therapie wurde in den Vereinigten Staaten wieder entdeckt und breitete sich von dort nach Europa aus.

Heute sind sterile Fliegenlarven durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als Fertigarzneimittel klassifiziert, die Behandlung ist kostengünstiger als herkömmliche Methoden und wird von Krankenkassen übernommen.

Als einziges Problem bleibt der Ekel, denn Maden werden mit Fäulnis und Tod assoziiert. Befragungen von Patienten zeigten, dass diese sich vor allem davor fürchteten, die Larven könnten sich in das Gewebe nagen und über ein Gängesystem so immer weiter in den Körper eindringen und diesen von innen auffressen. Diese Befürchtungen sind unbegründet. Erstens besitzen die Maden gar keine beißenden Mundwerkzeuge, die in der Lage wären, so weit durch menschliches Fleisch zu dringen, zweitens brauchen sie Sauerstoff und wären daher gar nicht in der Lage, in tiefen Gängen unter der Haut des Patienten zu überleben.

Nichts zu sehen – gut so

Aber wie das so ist mit dem Ekel – rationale Argumente helfen wenig, ihn vollständig zu überwinden. Ein neues Verfahren soll daher die Behandlung für skeptische Patienten erträglicher machen. Die Larven gelangen dabei gar nicht mehr in unmittelbaren Kontakt mit der Wunde, sie werden durch eine mit Gaze abgeschlossene Kammer vom Gewebe getrennt. Durch diese Gazeschicht sickert das Sekret und löst die abgestorbenen Wundbestandteile auf. Die bewegungsunfähigen Maden nehmen die Nährlösung dann auf, sobald diese durch die Gaze quillt. Der Patient bemerkt davon nicht viel mehr als einen undurchsichtigen Verband, den er um die Wunde trägt.


Stand: 13.05.2005

Ekel vor dem Egel

Dr. Ringelwurm beißt zu

Ein glitschiger Blutegel bewegt sich langsam über die Haut. Dann saugt er sich mit den Saugnäpfen an seinen beiden Körperenden fest. Vorne, im Mundsaugnapf, befinden sich drei Kiefer, die ein wenig an einen Mercedesstern erinnern. Mit diesen Kiefern, von denen jeder etwa 80 Kalkzähne trägt, beißt er sich fest und raspelt sich durch die Haut seines Opfers. Mit wellenförmigen Bewegungen seines dunklen Körpers saugt der Ringelwurm nun Blut, bis er satt ist.

Blutegel im medizinischen Einsatz © MMCD

Dieses Ereignis verbindet man eher mit einer Szene aus einem Horrorfilm, bei dem der Held durch ein modriges Gewässer voller Alligatoren, Egel und Piranhas schwimmt, als mit einer seriösen und modernen Behandlungsmethode. Kein Wunder, dass viele Menschen vor der Blutegel-Therapie zurückschrecken. Einerseits rufen Würmer generell Ekelgefühle hervor, tummeln sie sich doch in verwesenden Leichen und befallen als Parasiten den menschlichen Darm. Die Befürchtung, ein Egel könne einem Menschen eine riesige Menge Blut aussaugen, ist jedoch unbegründet. Gerade mal sechs bis zehn Milliliter Blut braucht ein Egel zum Sattwerden, erst nach sechs Monaten muss er dann die nächste Mahlzeit zu sich nehmen.

Lebende Apotheken

Kleine lebende Apotheken werden die Blutegel indes von ihren immer zahlreicheren Bewunderern genannt. Und das durchaus zurecht: Durch einen Biss des Tiers wird die Blutgerinnung an der Bissstelle gehemmt, das Immunsystem stimuliert, der Schmerz gelindert und Thrombosen aufgelöst. Einige der nützlichen Substanzen seines Speichels sind Hirudin (macht das Blut dünnflüssiger), Histamin (erweitert die Blutgefäße in dem betreffenden Bereich) und Eglin (wirkt entzündungshemmend).

Daher ist die Behandlung mit Blutegeln mehr als nur ein Aderlass im Kleinen. Da durch den Speichel des Tieres das Blut dünnflüssiger wird und gleichzeitig weniger schnell gerinnt (in der Natur stellt der Egel so sicher, dass seine Nahrungsquelle nicht vorschnell versiegt), nutzen Blutegel überall da, wo Eindickungen oder Verlangsamung des Blutstroms auftreten. Durch die Substanzen des Egel-Speichels wird der Stau beseitigt und das alte Blut wird abtransportiert, bevor es sich entzünden kann.

Krampfader, Thrombosen, verschiedene Entzündungen, rheumatische Erkrankungen, und sogar Kopfschmerzen und Gürtelrosen kann Dr. Blutegel auf diese Weise behandeln. Auch bei abgetrennten Fingern kann der Egel helfen: Beim Wiederannähen kommt es oft zu einem Blutstau in den Venen – der angenähte Finger droht abzusterben. Der Biss des Ringelwurms setzt Blut- und Lymphfluss wieder in Gang und kann so diese Gefahr abwenden.

Blutegel: Die Rückkehr

Kein Wunder, dass die Tierchen schon vor 3.000 Jahren im Orient erfolgreich zur Therapie eingesetzt wurden. Nach Europa kamen die Blutsauger erst im ersten Jahrhundert v. Chr., wo sie „krankmachende Körpersäfte“ entfernten. Ende des 19. Jahrhunderts kamen die kleinen Helfer dann richtig in Mode. In ihrem Eifer setzten die Ärzte dann bis zu 100 Egel auf einmal auf einen Patienten. Diese große Menge konnte dann doch schon mal zu einem gefährlichen Blutverlust und dem Tod des Kranken führen. Dadurch kam die Therapie in Verruf, außerdem passte sie später dann nicht mehr so recht zu den neuen, fortschrittlichen Methoden.

Heutzutage erlebt der Einsatz der „kleinen Apotheken“ wieder eine Renaissance, in Deutschland werden jährlich etwa 300.000 bis 400.000 Egel zu medizinischen Zwecken eingesetzt. Dabei werden die Tiere nicht aus irgendwelchen Teichen gefischt, sondern eigens zu diesem Zweck gezüchtet.

Doch es wird auch schon an Alternativen gearbeitet, die empfindlichen Patienten den Ekel-Schock durch die saugenden Würmer ersparen sollen. Wissenschaftler der University of Wisconsin-Madison haben dazu einen künstlichen Blutegel entwickelt: ein Gerät, dass mechanisch Blut absaugt und dabei Heparin als Gerinnungshemmer in die Wunde einleitet. Eigentlich ja ziemlich überflüssig, aber Ekel ist eben doch ein starkes Gefühl, das nicht jeder überwinden kann.


Stand: 13.05.2005

Körpergerüche waren nicht immer verpönt

Wie das duftet

„Die Menschen stanken nach Schweiß und nach ungewaschenen Kleidern; aus dem Mund stanken sie nach verrotteten Zähnen, aus ihren Mägen nach Zwiebelsaft und an den Körpern, wenn sie nicht mehr ganz jung waren, nach altem Käse und nach saurer Milch und nach Geschwulstkrankheiten.“ Das Paris des 18. Jahrhunderts, das Patrick Süskind in seinem Roman „Das Parfüm“ schildert, scheint ein recht geruchsintensiver Ort gewesen zu sein.

Riecht ekelhaft: Abfall © MMCD

Klar, die Kanalisation hatte menschliche Fäkalien noch nicht unter die Erde verbannt und der Pferdemist der zahlreichen Kutschen tat sicher sein übriges – allein an den schlechteren hygienischen Bedingungen lag es sicher nicht, dass es mehr stank als heute. Die Menschen hatten damals eine ganz andere Ekeltoleranz.

Auch wenn die Empfindung von Ekel angeboren ist, was wir als eklig empfinden, entscheidet in vielen Fällen die Erziehung. Kleinkinder lassen sich noch nicht von dem Geruch von Hundekot abschrecken – erst wenn ihre Mütter ihnen sagen, das sei „Pfui“, lernen auch sie, einen Ekel vor Fäkalien zu entwickeln.

Was eklig ist und was nicht, änderte sich dabei im Laufe der Geschichte. Als die Pest in Europa wütete, befürchteten die Menschen, die Krankheitserreger könnten über Poren in die Haut eindringen. Folglich wuschen sie sich nicht mehr, um die Poren so zu schützen. Statt mit Wasser und Seife reinigten sich die Menschen mit Tüchern und Puder. Am Ende des Mittelalters wurde dem Geruch sogar ein Schutz vor Krankheiten nachgesagt – ein strenger Körpergeruch stand stellvertretend für strotzende Gesundheit. Einige Parfums dieser Zeit enthielten sogar tierische und menschliche Fäkalien.

Andere Zeiten, andere Sitten: Während es vor ein bis zwei Generationen noch üblich war, die Unterwäsche einmal pro Woche zu wechseln, gilt man heute schon als unhygienisch, wenn man nicht jeden Tag duscht oder kein Deo benutzt. Schweißgeruch ist einer der verpöntesten Gerüche überhaupt, die meisten empfinden ihn als eklig.

Hier hat der Ekel keinen biologischen Sinn mehr, denn der Geruch anderer Menschen enthält viele brauchbare Informationen, die wir unbewusst wahrnehmen. So kann unsere Nase über den Schweiß anderer Menschen herausfinden, ob dieser Angst hat, in welchem Gesundheitszustand er sich befindet und ob er gerade sexuell erregt ist. Nicht nur das: Im Tierreich geben Duftstoffe Auskunft über die Zusammensetzung des Immunsystems. Bildet sich ein Paar mit sehr unterschiedlichen Komponenten, werden die Nachkommen mit einem besonders breiten und wirkungsvollen Schutz-Spektrum ausgestattet.

Vieles spricht dafür, dass auch wir Menschen unseren Partner unbewusst danach aussuchen, mit wem wir die Kinder mit dem besten Immunsystem zeugen können. Zumindest wenn diese Information nicht durch das Deo überdeckt wird.


Stand: 13.05.2005

Faszination und Ekel

Der heilige Mistkäfer

Das schleimige Monster kommt aus der Kanalisation hervor gekrochen und beginnt sein Unwesen. Mit einer Mischung aus Ekel und Faszination können die Kinozuschauer kaum den Blick von der Leinwand wenden. Auch von Hagens Körperwelten-Ausstellung hätte vermutlich nicht denselben Besucheransturm erlebt, wenn die Exponate einfach nur aus Plastik nachgeformt gewesen und niemals mit echten Leichen in Berührung gekommen wären.

Urin: Ekelhaft oder heilend? © IMSI MasterCLips

Was eklig ist, übt gleichzeitig auch eine gewisse Faszination aus. Während Kleinkinder ihre Exkremente noch als Geschenk betrachten und sie stolz den Eltern vorführen, haben wir in der Regel spätestens mit fünf Jahren gelernt, dass Kot und Urin eklig sind und weder berührt noch ausgiebig thematisiert werden.

Das war nicht immer so: Louis XIV trug angeblich eine Windel, weil es sich als Sonnenkönig nicht schickte, hastig in Richtung Klo zu eilen. Die anderen Gäste entleerten sich derweil mitunter in die Ecken des Saales. Versailles hat damals vermutlich nicht gerade nach Veilchen gerochen. Urin wurde bei afrikanischen Völkern gegen Insektenstiche aufgetragen und in arktischen Gegenden statt Wasser zum Waschen verwendet. Zahlreiche anthropologische Studien belegen zudem einen häufigen Zusammenhang zwischen rituellen Handlungen und der Verwendung von Exkrementen. Schon bei den Ägyptern galt schließlich der kotfressende Skarabäus als heilig.

Sind wir also Opfer einer übertrieben hygienischen Erziehung, die sämtliche Ausscheidungen des Körpers zu Unrecht als ekelhaft verbannt? Ganz zu Unrecht sicher nicht: bevor Ignaz Philipp Semmelweiss sich für mehr Hygiene aussprach, starben zahlreiche Frauen im Kindbett – heute unvorstellbar. Durch ein gewisses Maß an Hygiene wird so die Ausbreitung zahlreicher Krankheiten erfolgreich unterbunden, denn auch wenn das Essen des eigenen Kots medizinisch unbedenklich ist, sind nicht entsorgte Fäkalien ein Tummelplatz für eine Vielzahl von Infektionskrankheiten.

Skarabäus © IMSI MasterClips

Ungefährlich, ja sogar nützlich, ist auch der eigene Urin – zumindest wenn keine Erkrankung der Harnwege oder der Niere vorliegt. Getrunken, eingerieben, als Wickel oder beim Gurgeln soll Eigenurin wahre Wunder wirken bei Halsschmerzen, Neurodermitis, Warzen, Entzündungen oder Grippe. Einige der 2.000 Inhaltsstoffe des Urins werden auch in der Schulmedizin verwendet. Urea (Harnstoff) wird – synthetisch hergestellt – als entzündungshemmendes Mittel in Hautsalben verwendet. Östrogen aus dem Urin trächtiger Stuten findet in Hormonpräparaten zur Behandlung von Wechseljahrenbeschwerden Verwendung.

Das Trinken des eigenen Urins erfordert jedoch häufig die Überwindung einer Ekel-Hemmschwelle. In Deutschland machte die Journalistin Carmen Thomas die Urintherapie 1993 populär. Über 100.000 Zuschriften und über eine Million verkaufte Exemplare ihrer Bücher brachte ihr das Thema ein. Die Faszination am Ekel leistete zu diesem Erfolg sicherlich einen Beitrag…


Stand: 13.05.2005