Was die Astrobiologie über Außerirdische verrät

Wie sehen Aliens aus?

Insektenartige Monster, schmächtige Männchen mit großen Augen oder körperlose Lichtwesen – diese Aliens kennen wir aus vielen Science-Fiction-Filmen und Romanen. Aber wie realistisch sind diese Vorstellungen von Außerirdischen? Wenn es im Kosmos andere intelligente Lebensformen gibt, wie sähen sie dann aus? Wären sie uns ähnlich oder vielleicht sogar so anders, dass wir sie nicht einmal als Leben erkennen würden?

Mit dieser Frage beschäftigen sich Astrobiologen schon lange. Sie versuchen zum einen, die Rahmenbedingungen einzugrenzen, unter denen Leben auf fremden Welten überhaupt entstehen kann. Zum anderen aber erforschen sie, welche Formen von Lebewesen unter den verschiedenen Bedingungen solcher Exoplaneten annahmen könnten. Dabei sind ihre Ergebnisse zwar oft spekulativ, aber dennoch weit mehr als nur Was-wäre-wenn-Gedankenspiele.

Denn nur wenn wir eine grobe Ahnung haben, wie außerirdisches Leben aussieht und „tickt“, haben wir auch eine Chance, es ausfindig zu machen oder eines Tages vielleicht sogar mit ihm in Kontakt zu treten.

Nadja Podbregar
Stand: 01.08.2014

In welcher Umwelt könnten Aliens existieren?

Heimat

Heiße Gasriesen, gefrorene Eiswelten, Wasserplaneten ohne Landmassen – inzwischen haben Astronomen unzählige Varianten fremder Welten im All entdeckt. Die meisten von ihnen haben mit unserer Erde nur wenig gemeinsam. Auf den ersten Blick sind sie zu kalt, zu heiß, zu trocken oder zu gasförmig, um Leben, wie wir es kennen, zu beherbergen.

Ein Erdzwilling genau in der habitablen Zone seines Sterns - solche Planeten galten lange als einzig lebensfreundlich. © Lynette Cook

Nicht nur in lebensfreundlicher Umgebung

Denn nach Ansicht vieler Forscher ist die Entstehung von Leben dort am wahrscheinlichsten, wo es flüssiges Wasser und milde, nicht zu stark schwankende Temperaturen gibt. Günstig wäre zudem ein Magnetfeld, das die Organismen vor der harten Strahlung des Weltraums abschirmt und eine Atmosphäre, die ihnen ein Atem gas zur Verfügung stellt. Das würde bedeuten, dass Aliens am ehesten auf erdähnlichen Planeten in der habitablen Zone ihres Sterns vorkommen müssten.

Inzwischen allerdings haben Entdeckungen auf unserem eigenen Planeten klargemacht, dass dieses Bild einer lebensfördernden Umgebung viel zu eng gefasst ist. „Je mehr wir über die Vielfalt des Lebens auf der Erde lernen, desto mehr erweitern wir unsere Definition des Lebens und wie es in scheinbar feindlichen Umwelten existieren kann“, kommentiert Diana Northup von der University of New Mexico diesen Wandel.

Bizarres Wesen - aber vollkommen irdisch: eine Wasserassel © gemeinfrei

Irdische „Aliens“

So existieren beispielsweise Flechten selbst in den eisigen Trockentälern der Antarktis, wo die Temperaturen weit unter Null liegen und flüssiges Wasser rar ist. Unzählige Mikroben leben kilometertief im Gestein der Erdkruste, im Dauerdunkel, großer Hitze und Druck und komplett ohne Sauerstoff. Sie gewinnen ihre Energie und Nahrung stattdessen aus dem Gestein, Schwermetallen und Wasserstoff, Stickstoff oder Methan. Im Ozean wiederum hat sich eine ganze Lebenswelt an hydrothermalen Schloten entwickelt – auch hier im Dauerdunkel und in großer Hitze. Spezielle Enzyme helfen diesen Organismen dabei, ihren Stoffwechsel aufrechtzuerhalten, ohne dass ihre Eiweiße durch die Hitze denaturiert werden.

Und selbst harte Strahlung muss nicht unbedingt das Aus für Leben bedeuten, wie „Conan das Bakterium“ beweist. Diese Mikrobe, Deinococcus radiodurans, übersteht problemlos radioaktive Strahlung in Dosen, die zehntausendfach über dem für Menschen tödlichen liegen. Sein Überlebenstrick: Besonders leistungsfähige biochemische Reparaturmechanismen sorgen dafür, dass die Strahlenschäden an seinem Erbgut und anderen Biomolekülen so schnell wieder repariert werden wie sie entstehen.

Ein irdischer Alien: Das Bakterium Deinococcus radiodurans verträgt selbst harte radioaktive Strahlung. © Oak Ridge National Laboratory

Wenn schon bei uns solche Extremisten existieren, warum nicht auch auf Planeten und Monden mit ähnlich extremen Umweltbedingungen? Klar ist auf jeden Fall eines: Jeder Organismus, wie fremdartig er auch sei, wird an seine jeweilige Umwelt angepasst sein. Sie wird seine Physiologie, seine Lebensweise und auch sein Aussehen prägen. Wenn Astrobiologen erforschen, wie Aliens aussehen könnten, beginnen sie daher immer damit, deren Welt zu bauen. Denn kennen sie die Heimat der Außerirdischen, können sie auch – bis zu einem bestimmten Grad – vorhersagen, welche Merkmale diese haben.

Nadja Podbregar
Stand: 01.08.2014

Wie sehen Außerirdische auf einem Erdzwilling aus?

Baupläne

Für Hollywood scheint es klar: Außerirdische Wesen ähneln entweder übergroßen Insekten oder Reptilien oder sie sind zweibeinige Humanoide, die hier und da ein paar Anhänge, Runzeln oder Wülste tragen. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass Aliens uns tatsächlich in gewissem Maße ähnlich sehen?

Der Umwelt prägt, was in ihr lebt. Wie also sähe Leben auf einem Planeten wie Gliese 667 Cc aus? © ESO/L. Calçada (CC-by-sa 3.0)

Über diese Frage streiten sich Planetenforscher, Biologen und Paläontologen nach wie vor: Einige, wie der Paläontologe Simon Conway von der University of Cambridge halten zweibeinige, primatenähnliche Aliens sogar für sehr wahrscheinlich – zumindest, wenn sie auf einem der Erde halbwegs ähnlichen Planeten leben. Sein Argument: Weil die Umwelt die Evolution prägt und weil sich hier bei uns zweibeinige Primaten als die dominante, intelligente Art durchgesetzt haben, könnte dies auch woanders so sein.

Konvergente Evolution auf Exoplaneten?

In der Biologie gibt es unzählige Beispiele für solche unabhängig voneinander entstandenen Parallelentwicklungen: Wer sich schnell durchs Wasser bewegen will, entwickelt einen stromlinienförmigen Körper und Flossen. Haie und Delfine sehen sich daher ziemlich ähnlich, obwohl das eine ein Fisch und das andere ein Säugetier ist.

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Ähnliches gilt auch für die grundlegenden Baupläne von Landtieren: „Einiges hat sich auf der Erde viele Male entwickelt, wie Herzen, Augen oder segmentierte Gliedmaßen“, erklärt der britische Reproduktions-Biologe Jack Cohen. So ist es naheliegend, dass Wesen auf einer beleuchteten Welt Augen entwickelt haben, um sich optisch zu orientieren. Vor allem räuberische, ihre Beute jagende Organismen hätten dann vermutlich mindestens zwei davon, die so angeordnet wären, dass sie räumliches Sehen erlauben.

Warum zu viele Beine ungünstig sind

Um sich an Land fortzubewegen, sind Beine oder Ähnliches nicht unpraktisch. Weil die Natur mit aber solchen teuren Körperanhängen sparsam umgeht, haben die meisten Organismen mit einem Innenskelett nur vier davon. Das reicht zum Laufen, fliegen und in unserem Falle sogar, um zwei davon als Multifunktions-Werkzeuge einzusetzen. Insekten und andere Gliederfüßer benötigen ein paar mehr, um ihren sperrigen Außenpanzer zu tragen und im Gleichgewicht zu halten. Aber zu viele solcher Anhänge oder Organe sind kontraproduktiv: Sie kosten mehr Energie, sind anfällig für Verletzungen.

Augen und segmentierte Gliedmaßen erleichtern die Bewegung an Land - und haben sich daher allein auf der Erde vielfach unabhängig entwickelt. Hier am Beispiel einer Schabe. © freeimages

Aliens hätten daher wahrscheinlich nur dann zusätzliche Augen oder Gliedmaßen, wenn es ihnen in ihrer Umwelt handfeste Vorteile bringen würde. Weil das Leben auf einem fernen Erdzwilling ähnlichen physikalischen, chemischen und ökologischen Bedingungen ausgesetzt ist, wäre dies nach Ansicht einiger Astrobiologen unwahrscheinlich. Sie vermuten, dass sich das Leben auf einem erdähnlichen Planeten auch erdähnlich entwickeln würde. Die Hollywood-Aliens der humanoiden oder insektoiden Varianten wären demnach möglicherweise gar nicht so unrealistisch.

Aber was, wenn die Heimat der Außerirdischen völlig anders ist als die Erde?

Nadja Podbregar
Stand: 01.08.2014

Aliens auf Eiswelten und Riesenplaneten

Kalt und schwer

Wir befinden uns auf einem Exoplaneten ähnlich dem Saturnmond Titan: Die Temperatur liegt bei mehr als 100 Grad unter Null, Licht gibt es nur wenig und statt Wasser existieren hier Wolken, Seen, Eisschollen und selbst Regentropfen aus Methan und Ethan. Wegen der eisigen Kälte laufen chemische Reaktionen hier extrem langsam ab. Wer hier lebt, der täte dies ebenfalls im Zeitlupentempo.

Der Titan hat Seen, Eis, Regen und Vulkane - aber alles auf Basis von Kohlenwasserstoffen statt Wasser. © NASA/JPL-Caltech/ USGS

Dennoch, grundsätzlich spricht wenig dagegen, dass es auch auf solchen Welten Lebewesen gibt. Allerdings sähen sie deutlich anders aus als wir und auch ihr Stoffwechsel liefe auf einer völlig anderen Grundlage. Denn bei uns bildet das Wasser die Basis unserer Physiologie: Unsere Biomoleküle, Zellen und nahezu alle Vorgänge des Körpers finden in wässriger Umgebung statt. Dieses Lösungsmittel erst lässt Ionen entstehen und ermöglicht damit Nervensignale und andere wichtige Reaktionen. Das Ganze funktioniert nur deshalb, weil das Wasser bei den in und um uns herum herrschenden Temperaturen flüssig ist.

Eisige Riesen-Einzeller

Auf einem titanähnlichen Planeten wäre Wasser permanent gefroren, es scheidet als Lösungsmittel für biochemische Reaktionen daher aus. Aber es gibt Methan und Ethan. Beide Kohlenwasserstoffe kommen unter den Titanbedingungen flüssig, fest und gasförmig vor und sind zudem noch reichlich vorhanden. Es ist daher durchaus denkbar, dass es irgendwo Aliens gibt, deren Stoffwechsel auf diesen Verbindungen basiert.

Auf titanähnlichen Eisplaneten könnten Aliens trägen Riesenamöben ähneln. © Cymothoa exigua / CC-by-sa 3.0

Dies hätte vermutlich auch Auswirkungen auf ihr Aussehen: Denn das Methan-Ethan-Gemisch des Titan hat eine viel geringere Oberflächenspannung als Wasser. Das aber bedeutet, dass jede einzelne Zelle dort sehr viel größer werden könnte als bei uns, wie der Astrobiologe Dirk Schulze-Makuch von der Washington State University erklärt. „Ich stelle mir deshalb Felsbrocken große Mikroben vor, die auf einem solchen Planeten über die Oberfläche kriechen und Kohlenwasserstoffe aufsaugen“, so der Forscher.

Superkräfte oder kleine Männchen?

Ebenfalls eher groß, aber extrem kräftig und stabil gepanzert müsste ein Organismus sein, der auf einer Supererde oder einem anderen größeren Planeten lebt. Denn er würde sonst von der höheren Schwerkraft zerquetscht oder könnte sich zumindest kaum von der Stelle bewegen. Seine größere Muskelkraft würde ihn hier auf der Erde vermutlich zu einem wahren Superhelden machen. Aber auch das Herz und Kreislaufsystem des Aliens müsste an die hohe Schwerkraft angepasst sein, denn es ist mehr Kraft nötig, um das Blut in höher gelegene Körperteile zu pumpen.

Die "kleinen grünen Männchen" wären zumindest in ihrer Statur der geringen Schwerkraft des Mars angemessen. © Frank Vincentz / CC-by-sa 3.0

Ein solcher Außerirdischer hätte vermutlich eine eher gedrungene Gestalt und würde eher auf vier oder mehr Beinen laufen als nur auf zweien. In der hohen Schwerkraft würde zudem schon ein Sturz aus relativ geringer Höhe viel schwerwiegendere Folgen haben als auf der Erde. Deshalb könnten Aliens solcher Welten eher langgestreckten, flach über dem Boden krabbelnden Asseln oder Tausendfüßern ähneln. Je kürzer der Weg zum Boden, desto geringer die Verletzungsgefahr.

Umgekehrt wäre ein Außerirdischer von einem masseärmeren Planeten eher schmächtig. Die „kleinen, grünen Männchen“ vom Mars passen zumindest in dieser Hinsicht gut ins Bild: Der Rote Planet ist nicht nur kleiner als die Erde, seine Schwerkraft ist auch nur gut ein Drittel so hoch wie die unsrige. Ein Marsmensch wäre daher wahrscheinlich tatsächlich zierlicher als wir – wenn es ihn denn gäbe.

Nadja Podbregar
Stand: 01.08.2014

Könnte es Außerirdische auf Gasplaneten geben?

Adern aus Glas

Ein anderes Extrem wären Bewohner eines Planeten wie der Venus oder eines heißen Gasriesen, wie sie um fremde Sterne häufig vorkommen: Hier ist der Druck auf der Oberfläche extrem hoch, außerdem ist es heiß: „Die Venus ist wirklich ein höllischer Ort“, sagt Andrew Ingersoll vom California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena. „Wenn man durch die ätzenden Säurewolken auf die Oberfläche gelangen würde, wäre es dort heiß wie in einem Ofen und Wasser gibt es auch nicht.“

Glühend heiß, hoher Druck und kein Wasser: Die Oberfläche der Venus bietet eher höllische Bedingungen. © NASA

Säuretröpfchen und Wolkenwelten

Astrobiologen halten es daher eher für unwahrscheinlich, dass sich Leben in einem solchen „Ofen“ entwickeln kann. Anderes aber sieht es mit der Atmosphäre eines solchen Planeten aus: In den 50 Kilometer über der Oberfläche schwebenden Wolken der Venus beispielsweise herrschen milde 30 bis 70 Grad und ein Druck ähnlich wie auf der Erdoberfläche. Schwebstoffe liefern potenzielle Nährstoffe und selbst Wasser findet sich hier – wenn auch in Form konzentrierter Schwefelsäure.

„Wenn man sich anschaut, was Leben im weitesten Sinne benötigt, dann könnten die Wolken der Venus tatsächlich ein lebensfreundliches Habitat sein“, sagt David Grinspoon vom South West Research Institute in Boulder. Immerhin sind auch von der Erde Mikroben bekannt, die selbst in ätzender Säure überleben. Und auch in den Wolkentröpfchen der Atmosphäre unseres Planeten leben Bakterien.

Theoretisch könnte es auf Planeten mit ähnlichen Wolkenhabitaten sogar mehrzellige Organismen geben. Sie besäßen dann vielleicht eine Haut aus säurefesten Polymeren gegen die ätzenden Säuretröpfchen und Adern aus Glas, über die Flüssigkeit durch ihren Körper zirkuliert. Lange Schwebfortsätze oder einer Art Segel könnten ihnen helfen, auf der richtigen Höhe zu bleiben.

In der Atmosphäre der Venus oder den hohen Schichten von Gasplaneten könnte Leben entstehen. © freeimages

Harte Strahlung als Energiequelle

Ein Problem könnte allerdings die harte Strahlung in diesem luftigen Habitat sein. Denn je nachdem, wie hoch in der Gashülle die Wolken liegen und wie das Strahlenspektrum des Sterns aussieht, wären Lebewesen dort weniger gut gegenüber energiereichen Strahlen abgeschirmt. Wie aber schon das Bakterium „Conan“ zeigt, gibt es auch hier Möglichkeiten, sich entsprechend anzupassen. Im Falle der Venus könnten nach Ansicht der Astrobiologen sogar aus der Schwefelsäure gewonnene Verbindungen als Sonnenschutz dienen.

Und vielleicht nutzen die Wolkenbewohner die Strahlung sogar zu ihrem Vorteil, wie Grinspoon glaubt: „Eine für eine Lebensform tödliche Strahlung kann für eine andere der Lunch sein“, so der Forscher. Vielleicht haben die außerirdischen Wolkenbewohner eine Art Fotosynthese für kurzwellige Strahlung entwickelt und gewinnen so ihre Energie.

„Unvorstellbare Chemien, Formen und Größen“

Bisher haben Astronomen zwar noch keine Spuren solcher wolkenbewohnender Aliens entdeckt. Doch zumindest im Falle der Venus wollen sie zumindest gezielt nach ihnen suchen. Grinspoon und seine Kollegen Louis Irwin und Dirk Schulze-Makuch haben schon vor Jahren bei der NASA einen Vorschlag für eine Probensammelmission zur Venus eingereicht. Für sie ist klar: Wenn es Wolkenbewohner auf der Venus gibt, dann werden wir sie irgendwann finden.

In jedem Falle zeigen diese Überlegungen, dass Außerirdische auf Planeten mit ganz anderen Bedingungen als auf der Erde auch entsprechend anders aussehen und anders funktionieren könnten. Oder wie es der Astronom Carl Sagan formulierte: „Sie könnten auf dem Land, im Meer oder in der Luft leben. Sie könnten unvorstellbare Chemien, Formen, Größen, Farben, Anhänge und Ansichten besitzen. Wir erwarten gar nicht, dass sie genau dem Weg folgten, der zur Evolution des Menschen führte.“

Nadja Podbregar
Stand: 01.08.2014

Wovon ernährt sich ein intelligenter Außerirdischer?

Warum ET ein Fleischfresser ist

Wenn es in Hollywood-Filmen um Aliens geht, dann sind diese meist intelligent und technisch hoch entwickelt – nicht selten sogar viel weiter als wir Menschen. Kein Wunder. Denn auch wenn es schon ganz nett wäre, eine Mikrobe auf einem fremden Planeten zu finden – eigentlich suchen wir Menschen vor allem nach einem: intelligenten Wesen im All.

Was ließ unsre fernen Vorfahren, wie hier einen Australopithecinen, intelligenter werden? Nach Ansicht vieler Forscher spielte die Ernährungsweise eine wichtige Rolle. © 1997 / CC-by-sa 3.0

Für Astrobiologen eng damit verbunden ist die Frage, wie Intelligenz entsteht. Was muss ein Lebewesen für Merkmale und Verhaltensweisen besitzen, damit es im Laufe einer Evolution die Fähigkeit zu höherem Denken entwickelt? Gesetzt den Fall, SETI würde jemals das Signal einer fremden Zivilisation empfangen, wer wäre dann am anderen Ende? Zumindest einige Hypothesen lassen sich nach Ansicht der Forscher dazu durchaus aufstellen.

Kein friedliches Gemüse

So würde ein intelligenter Alien vermutlich seine Energie und Nahrung nicht unbedingt direkt aus Licht oder einer anderen allgegenwärtigen Quelle gewinnen. Das klingt zunächst seltsam, ist aber im Prinzip logisch, denn die Futtersuche ist eine der treibenden Kräfte der Evolution. Wer wie die irdischen Pflanzen einfach nur herumsteht und sich bei Licht, Wasser und Nährstoffen bedient, muss nicht sonderlich intelligent sein. Seine Nahrung ist nicht schwer zu finden oder zu erlegen.

Auch ein weidender Pflanzenfresser wie beispielsweise ein Zebra oder eine Kuh benötigen nur begrenzte Denkfähigkeiten: Sie leben normalerweise in einer Umwelt, in der ihre Nahrung den Boden weiträumig bedeckt. Ähnliches gilt für blätterfressende Tiere in einem Wald. „Man muss nicht sonderlich schlau sein, um ein Salatblatt zu erbeuten“, erklärt die Biologin Lynn Rothschild vom Ames Research Center der NASA.

Im Film "Alien" sind die Außerirdischen räuberisch und gleichzeitig Brutparasiten. © Steve Lacey / CC-by-sa 2.0 gen

Aasfresser und Räuber sind schlauer

Anders sieht dies bei Lebewesen aus, deren Nahrung entweder nur zu wechselnden Zeiten und Orten verfügbar ist, wie beispielsweise reife Früchte oder Aas. Sie müssen sich zumindest merken können, wo die gerade beste Futterstelle oder der Kadaver liegt. Es ist daher kein Zufall, dass gerade die ziemlich cleveren Papageien Fruchtfresser sind. Und unsere Primatenvorfahren könnten einmal als Aasfresser angefangen haben: Sie ergänzten ihre zunächst vorwiegend pflanzliche Kost mit Fleisch, wenn sie es zufällig fanden.

Noch anspruchsvoller ist das Leben als Raubtier: Wer andere Tiere jagt, muss nicht nur beweglich, stark und geschickt sein, er muss auch genügend Intelligenz besitzen, um seine Beute aufzuspüren und in der Jagd zu erlegen. „Raubtiere sind daher meist intelligenter, denn sie müssen ihre Beute ausmanövrieren und austricksen können“, sagt Rothschild. Astrobiologen gehen daher davon aus, dass ein intelligenter Außerirdischer eher ein Fleisch- oder Allesfresser ist als ein Weidegänger – oder dass zumindest seine Vorfahren räuberisch lebten.

Das allerdings bedeutet, dass intelligente Aliens vielleicht nicht unbedingt ein langsames, friedliches Gemüt haben. Sie könnten stattdessen durchaus blutrünstige Instinkte besitzen – ähnlich wie wir Menschen auch. Aber selbst dann muss das nicht heißen, dass sie nur Morden im Sinn haben. Denn im Laufe der kulturellen Entwicklung haben auch wir Menschen gelernt – zumindest meistens – unsere Aggressionen im Zaum zu halten. Einer weiter entwickelten Alien-Zivilisation könnte dies noch besser gelungen sei als uns.

Nadja Podbregar
Stand: 01.08.2014

Wie erkennen wir Intelligenz bei einem Alien?

Meta-Mind

Wie hoch ist die Chance, einen intelligenten Außerirdischer zu finden? Und wie würde er aussehen und leben? Wäre es theoretisch sogar denkbar, dass ein denkfähiger Alien so klein ist, dass wir ihn gar nicht als solchen erkennen? Auch zu diesen Fragen haben die Astrobiologen schon einige Theorien entwickelt – und dabei festgestellt, dass es gar nicht so einfach ist, Intelligenz zu erkennen, wenn sie anders verpackt daher kommt als bei uns.

Intelligente Architetkten? Termiten errichten Bauwerke, deren Komplexität den unsrigen kaum nachsteht. © Veennema 7 CC-by-sa 3.0

Wo versteckt sich Intelligenz?

„Wir haben bisher keine sonderlich gute Arbeit dabei geleistet, anderes intelligentes Leben auf unserem eigenen Planeten zu erkennen“, konstatiert Biologin Denise Herzing von der Florida Atlantic University in Boca Raton. So gilt meist als intelligent, was eine komplexe Kommunikation besitzt, Werkzeuge baut und nutzt, abstrahieren kann und in einer komplexen sozialen Gesellschaft lebt.

Aber wie weit das kognitive Potenzial von Affen, Krähen, Ratten, Termiten oder Delfinen tatsächlich reicht, wissen wir eigentlich nicht. Und ob diese Tiere in ferner Zukunft auch große Zivilisationen schaffen könnten, wenn es den Menschen beispielsweise nicht gäbe – auch darüber können wir nur spekulieren.

Dennoch gibt es zumindest einige Merkmale, die ein intelligenter Außerirdischer wahrscheinlich besitzt. Viele Astrobiologen gehen davon aus, dass ein denkfähiger Alien eine gewisse Mindestgröße bräuchte – eine intelligentes, aber mikroskopisch kleines Wesen wäre schlicht zu klein, um genügend Gehirn oder andere komplexere neurologische Strukturen zu besitzen. Mindestens Hundegröße sollte es daher schon sein.

Die "Borg" aus der Serie Star Trek besitzen ein kollektives Bewusstsein. Erst die Schwarmintelligenz macht sie erfolgreich. © Marcin Wichary / CC-by-sa 2.0 gen

Sozial und Meta-Intelligent?

Allerdings: Die komplexen Bauten der Termiten hier auf der Erde zeigen, dass auch deutlich kleinere Wesen Planvolles vollbringen können und komplexe Staaten bilden können. Bei ihnen ist zwar jedes einzelne Tier eher dumm, aber aus ihrem Zusammenwirken entsteht eine Meta-Intelligenz. „Ich kann mir bei Außerirdischen durchaus etwas wie eine Termiten- oder Ameisenkolonie vorstellen, die richtig intelligent ist“, sagt Astrobiologe Dirk Schulze-Makuch von der Washington State University.

Aber selbst wenn es keine Meta-Intelligenz oder eine Art gemeinsames Bewusstsein wie bei den Borg aus der Serie „Star Trek“ gibt, ist der intelligente Alien höchstwahrscheinlich kein Einzelgänger oder Einsiedler. Er wird Teil einer sozialen Gemeinschaft sein. Denn der enge Umgang mit Artgenossen erfordert ständiges Mitdenken, eine Form der Kommunikation und eine feine Antenne für soziale Signale. Im Laufe der Zeit sorgt diese geistige Herausforderung dafür, dass die Intelligenz wächst. Es ist daher kein Zufall, dass auch auf der Erde die schlauesten Tiere in sozialen Gruppen leben – uns eingeschlossen.

Nadja Podbregar
Stand: 01.08.2014

Fortpflanzungs-Strategien von Aliens

Haben Außerirdische Sex?

Um das Thema Fortpflanzung kommt auch ein Außerirdischer nicht herum. Denn soll seine Art auf Dauer überleben, muss sie sich reproduzieren und so sicherstellen, dass es auch in Zukunft Vertreter ihrer Sorte gibt. Es liegt daher nahe, dass auch Außerirdische dieses Grundbedürfnis erfüllen müssen – wenn auch nicht notwendigerweise auf eine uns vertraute Art. Immerhin gibt es auch in diesen Punkten schon auf der Erde reichlich bizarre Lösungen.

Diese kopulierenden Weinberg-Schnecken sind Männchen und Weibchen auf einmal: Zwitter. © Jangle1969/ CC-by-sa 3.0, wikipedia

Munterer Geschlechterreigen

Ein Blick in die Natur zeigt, dass eine geordnete Reproduktion mit zwei Geschlechtern keineswegs die einzige Lösung ist, um sich fortzupflanzen. So kennen viele irdische Pilze zahlreiche verschiedene Geschlechter, äußerlich scheinbar gleich, verschmelzen dabei nur bestimmte Zelllinien miteinander. Auf einer fremden Welt könnte es daher durchaus ebenso polysexuell zugehen. Optische Merkmale oder vielleicht der Geruch würden dann verraten, ob man gegenseitig kompatibel ist.

Manche Fische und wirbellose Tiere legen sich gar nicht erst auf ein Geschlecht fest, sondern wechseln es einfach im Laufe ihres Lebens ihr Geschlecht. Viele Schnecken sind dafür gleich Männchen und Weibchen auf einmal: Zwitter. Bei einigen Reptilien wird das Geschlecht des Nachwuchses durch Umwelteinflüsse bestimmt, beispielsweise durch die Temperatur der Eier. Für Außerirdische könnte dies bedeuten, dass sie gezielt Geschlechterplanung betreiben und regulieren, wie viele von welchem Geschlecht geboren werden.

Nachwuchs per Knospung

Ein Außerirdischer könnte sich aber genauso gut fortpflanzen, ohne dass es bei ihm überhaupt verschiedene Geschlechter gibt. Er könnte beispielsweise seine Nachkommen per Knospung produzieren, wie es Schwämme, Plattwürmer und viele Pflanzen tun. Dazu würde es genügen, an einer Körperstelle einen Klumpen undifferenzierter Zellen zu besitzen, die darauf programmiert sind, zu einer neuen Version seiner selbst heranzuwachsen.

Seescheiden, hier vor Osttimor, vermehren sich durch Knospung. © Nick Hobgood / CC-by-sa 3.0

Eine solche an einem herumhängende Kopie wäre allerdings bei einer sehr beweglichen und aktiven Alien-Art ziemlich hinderlich und auch verletzungsgefährdet. Praktischerweise gäbe es daher vielleicht eine Art Haltevorrichtung am Alienkörper, die den spießenden Mini-Alien festhält, solange er noch nicht fertig zum Abschnüren ist. Oder aber der Außerirdische müsste eine Reproduktionspause einlegen, in der er herumliegt, bis seine Kopie fertig und abgetrennt ist.

Eine andere, ebenfalls asexuelle Lösung wäre die Parthenogenese, wie sie Ruderfußkrebse, aber auch viele Mikroben praktizieren: Dabei entsteht der Nachwuchs ganz normal durch Zellteilung oder im Falle eines Mehrzellers durch eine Art Eizelle. Dafür ist aber weder eine vorherige Verschmelzung der Elternzellen oder von Ei und Samen erforderlich. Stattdessen ist der Ausgangspunkt auch hier eine undifferenzierte Stammzelle.

Ohne Sex kein ET?

Allerdings: Eine Fortpflanzung ganz ohne Sex hat erhebliche Nachteile. Nicht wegen des fehlenden Vergnügens, sondern er aus rein evolutionärer Sicht. Denn die sexuelle Vermehrung sorgt dafür, dass das Erbgut verschiedener Individuen neu kombiniert wird. Dies aber eröffnet die Chance für schnelle Veränderungen von Merkmalen und Anpassungen. Unter anderem deshalb gilt Sex als eine der Triebkräfte der Evolution.

Hätte es diese Erfindung der Natur auf der Erde nicht gegeben, dann wäre das Leben möglicherweise noch immer nicht viel weiter gekommen als zu Einzellern oder ersten simplen Mehrzellern. Ähnliches würde auch für intelligente Außerirdische gelten, sagen Astrobiologen: Wenn sie von einem Planeten stammen, der nicht viel älter ist als die Erde, dann war bei ihrer Evolution höchstwahrscheinlich Sex im Spiel – wenn nicht bei ihnen selbst, dann mindestens bei einigen ihrer Vorfahren.

Nadja Podbregar
Stand: 01.08.2014

Wo finden wir technisch höher entwickelte Außerirdische?

Fremde Zivilisationen

In den meisten Science-Fiction-Romanen und Filmen sind die Aliens nicht nur intelligent, sie sind auch Teil fortgeschrittener Zivilisationen. Oft sind sie uns in ihrer kulturellen und technischen Entwicklung weit voraus. Wie aber kann man sich eine solche außerirdische Zivilisation vorstellen? Und unter welchen Bedingungen könnte sie sich entwickeln?

Auch eine außerirdische Zivilisation verändert ihre Umwelt, hier Bauten der Ewoks aus "Star Wars". © Cory Doctorow / CC-by-sa 2.0 gen

Manipulation der Umwelt

Dummerweise kennen wir bisher nur irdische Zivilisationen und Hochkulturen, die Suche nach Antworten ist daher zwangsläufig eingeschränkt: Aber möglicherweise lässt sich auch von ihnen etwas über Aliens und ihre Kulturen lernen. Ein erster Anhaltspunkt: Am Beginn von Kulturen steht die Fähigkeit, seine Umwelt gezielt zu verändern und zu prägen. Menschen roden Wälder, legen Äcker an und bauen Städte, um unsere Bedürfnisse nach Nahrung und Wohnraum zu decken.

Auch bei einer außerirdischen Zivilisation liegt es daher nahe, dass sie ihre Umwelt in größerem oder kleinerem Rahmen manipulieren kann. Das aber macht es wahrscheinlich, dass der Körper der Außerirdischen Greiforgane oder ähnliches besitzt, mit denen beispielsweise Werkzeuge gehalten oder Materialien bewegt werden können. Ein Oktopus-Bauplan wäre in dieser Hinsicht sicher günstiger als der eines Wurms oder Delfins.

Bis Aliens Ufos bauen können, muss auch ihre Kultur sich technisch erstmal so weit entwickeln. © Cory Doctorow / CC-by-sa 2.0 gen

Faktor Zeit

Jede irdische Zivilisation durchläuft zudem typischerweise verschiedene Phasen: Steinzeit-Kulturen mit simpler Technologie und einfachen Materialien lernten irgendwann, neue Materialien herzustellen. Bronze, Eisen und später Stahl wiederum ermöglichten die Entwicklung neuer Technologien und Fertigkeiten, neue Verkehrsmittel erweitern den Horizont geografisch und kulturell. Eine solche Entwicklung benötigt eine gewisse Zeit. Auf der Erde dauerte es Milliarden Jahre, bis aus der ersten Zelle halbwegs intelligente Mehrzeller entstanden. Und unsere Vorfahren benötigten dann noch einmal hunderttausende von Jahren, um von der Steinzeit zur Hightech-Gesellschaft zu werden.

Natürlich muss die Evolution auf einem fremden Planeten nicht zwangsläufig im gleichen Tempo ablaufen wie bei uns. Dennoch liegt der Schluss nahe, dass eine hochentwickelte Zivilisation eher im Orbit um einen alten, langlebigen Stern entstehen kann als um einen planetaren Jungspund, der erst wenige Millionen Jahre existiert. Unter anderem deshalb gelten eher massearme Sterne wie unsere Sonne als vielversprechender bei der Suche nach Leben im All. Stellare Riesen brennen schon in ein paar hundert Millionen Jahre aus und explodieren in einer Supernova – kein guter Ort für hochentwickelte Aliens.

Viele Astrobiologen glauben nicht, dass es auf einem reinen Wasserplaneten eine technisch hochentwickelte Zivilisation geben könnte. © NASA

Nicht von einer Wasserwelt

Und noch etwas prognostizieren Astrobiologen über außerirdische Zivilisationen: Wir werden sie höchstwahrscheinlich nicht auf einer reinen Wasserwelt finden. Denn die meisten unserer technologischen Fortschritte basieren auf dem Feuer: Mit ihm kochen wir Essen, schmieden und formen Metalle und erzeugen wir Stahl. Und ohne Stahl und andere Baustoffe hätte es viele unsere technischen Errungenschaften nie gegeben.

Ähnliches, so glauben einige Astrobiologen, gilt vermutlich auch für außerirdische Zivilisationen. Unterwasserwesen hätten vermutlich erheblich größere Schwierigkeiten, Teleskope, Radiosender oder Raumschiffe zu bauen – und damit die Technologien, mit denen sie mit uns in Kontakt treten könnten. „Es könnte durchaus Alien-Steinzeitwesen unter Wasser geben“, meint der US-Physiker und Buchautor Don Lincoln. „Aber Metalle zu schmelzen ist dort unmöglich.“ Es demnach tatsächlich wahrscheinlicher, dass intelligente, fortgeschrittene Aliens den kleinen grünen Männchen, Insekten oder Echsenwesen ähneln als Quallen oder Delfinen.

Nadja Podbregar
Stand: 01.08.2014