Die Schattenseite der Sonnenstrahlung

Hautkrebs

Hautkrebs
Leberfleck oder Melanom? © National Cancer Institute

Hautkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland, doch ein Großteil der Fälle wäre vermeidbar. Denn erst die UV-Strahlung der Sonne lässt das Risiko für Melanom, weißen Hautkrebs und Co in die Höhe schnellen. Weil sich die Folgen aber erst Jahre später zeigen, unterschätzen viele Menschen die Gefahr.

Jeder Sonnenstrahl geht aufs Hautkrebskonto, denn die UV-Strahlen der Sonne können in unserem Erbgut schwerwiegende Schäden anrichten. Während die meisten davon wieder repariert werden, entwickeln sich andere zu Mutationen, die Zellen entarten lassen können. Und mit jeder Minute, die wir zu viel in der Sonne verbringen, sammeln sich mehr davon an. Doch davon merken wir erstmal nichts, bis es zu spät ist und die Diagnose Hautkrebs lautet. Doch wie entsteht Hautkrebs? Und was beeinflusst das Risiko?

Weißer und Schwarzer Hautkrebs

Wenn Hautzellen entarten

Melanom, Karzinom, Hauttumor…. Der Begriff „Hautkrebs“ ist nur ein Überbegriff für die vielen verschiedenen Formen der Krebserkrankungen der Haut.

heller Hautkrebs
Für 90 Prozent aller Hautkrebsfälle ist der helle Hautkrebs verantwortlich – er ist kaum pigmentiert und fällt daher weniger auf. © OGphoto/ iStock

Steigende Zahlen

Mittlerweile betrifft jede dritte Krebsdiagnose die Haut, sodass Hautkrebs mit mehr als 200.000 Neuerkrankungen pro Jahr eine der häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland ist. Menschen, die an Hautkrebs sterben, machen allerdings nur ein Prozent aller durch Krebserkrankungen verursachten Todesfälle aus. Hautkrebs kann also in den meisten Fällen erfolgreich behandelt werden. – sofern er rechtzeitig erkannt wird.

Dennoch ist besorgniserregend, dass die Zahl der Hautkrebs-Erkrankten immer weiter ansteigt: In Deutschland hat sich nach Angaben des Robert-Koch-Instituts beispielsweise die Zahl an Diagnosen des Schwarzen Hautkrebses zwischen 1970 und 2015 verfünffacht. Die meisten Neuerkrankungen entfallen dabei auf ältere Menschen im Alter von 75 bis 79 Jahren, denn die Schäden, die beispielsweise durch zu viel Sonne entstehen, zeigen sich oft erst Jahre später.

Aber auch Frauen im Alter von 45 bis 54 Jahren erkranken auffällig oft an Hautkrebs. Es wird vermutet, dass das Schönheitsideal der gebräunten Haut hier eine Rolle spielt, da das UV-Licht der Sonne oder auch in Solarien einer der Hauptrisikofaktoren für Hautkrebs ist.

Heller Hautkrebs

Wenn man 100.000 Menschen betrachtet, werden jährlich etwa 328 von ihnen eine Hautkrebs-Diagnose erhalten. Von diesen Erkrankten wird bei etwa 290, also bei circa 90 Prozent ein sogenannter „Weißer Hautkrebs“ diagnostiziert werden. Dieser entsteht in den oberen Hautschichten und tritt oft als Hautfleck oder Knötchen auf, der eine rötliche Farbe annehmen und auch bluten kann. Häufig entwickelt sich der weiße Hautkrebs an Stellen, die besonders häufig der Sonne ausgesetzt sind, wie etwa der Kopf-Hals-Bereich.

Die beiden häufigsten Formen des Weißen Hautkrebses sind das Basalzellkarzinom und das Plattenepithelkarzinom. Charakteristisch für beide Krebsarten ist, dass die Tumore langsam wachsen und daher entdeckt werden bevor sie in umliegendes Gewebe streuen- die Heilungschancen stehen also in der Regel sehr gut.

Melanom
Ein Beispiel für den Schwarzen Hautkrebs (Melanom). © National Cancer Institute

Dunkler Hautkrebs

Die übrigen zehn Prozent erkranken an Schwarzem Hautkrebs, der auch als Malignes Melanom bezeichnet wird und durch seine Ähnlichkeit zu einem dunklen Muttermal oder einem Leberfleck schwierig zu erkennen ist. Der Tumor bildet sich aus den pigmentbildenden Melanozyten, die in der Epidermis, also in der oberen Hautschicht sitzen. Im Gegensatz zum Weißen Hautkrebs bildet das Maligne Melanom selbst bei geringer Größe häufig schon Metastasen und hat damit den höchsten Malignitätsgrad aller Hauttumore.

Im Zuge der Metastasierung lösen sich vom Primärtumor einzelne Tumorzellen und verteilen sich über das Lymphsystem oder die Blutbahn im Körper. Diese „Streuung“ in umliegendes Gewebe oder auch weiter entfernte Bereiche wird besonders gefährlich, wenn sich Tumorzellen in überlebenswichtigen Organen wie Leber und Gehirn absetzen und dort weiterwachsen. Aufgrund des verbesserten Hautkrebs-Screenings werden die Melanome aber inzwischen meist in einem frühen Stadium erkannt, sodass die Chance auf Heilung trotz der hohen Malignität meist gut steht.

Gutartig oder Bösartig?

Auch wenn der Weiße Hautkrebs harmloser ist als das Maligne Melanom, sind alle bisher genannten Hautkrebsarten immer noch bösartige Tumore, die die Fähigkeit zum schnellen Wachstum haben und Metastasen bilden können. Gutartige Hauttumore sind hingegen lokal begrenzt und entstehen durch verstärktes Wachstum eines bestimmten Gewebes. Da sie aber nicht in benachbarte Organe streuen, ist diese Tumorform normalerweise ungefährlich.

Wie man Hautkrebs erkennt und heilt

Diagnose und Therapie

Je früher ein Hautkrebs erkannt wird, desto besser wird die Chance auf Genesung. Aber wie kann man die charakteristische Hautveränderung erkennen? Und was sind die nächsten Schritte?

Leberfleck
Ist das ein harmloser Leberfleck oder gefährlicher Hautkrebs? In diesem Fall ist es nur ein Leberfleck. © National Cancer Institute

Eine knifflige Diagnose

Einen Hautkrebs korrekt zu erkennen kann eine schwierige Angelegenheit sein und stellt selbst Hautärzte vor eine Herausforderung. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass von 100 Menschen, die bei einem Hautkrebs-Screening als auffällig eingestuft werden, nur vier tatsächlich Hautkrebs diagnostiziert wird. Umgekehrt kommt es auch vor, dass potenziell entartete Hautstellen übersehen werden, vor allem beim eher unauffälligen, weil nicht dunkel pigmentierten Weißen Hautkrebs.

Inzwischen gibt es jedoch einige Technologien, die Laien und Ärzte bei der Diagnose unterstützen und diese vor allem beschleunigen sollen. So können Ärzte beispielsweise mit einer von der Fraunhofer-Gesellschaft entwickelten App verdächtige Pigmentflecken fotografieren und von einer künstlichen Intelligenz analysieren lassen.

Das KI-System vergleicht die fragliche Stelle mit anderen Hautkrebs-Daten und ermöglicht den Ärzten eine Priorisierung der verdächtigen Fälle. „Die Software trifft keine eigene Entscheidung, sondern lediglich eine auf Wahrscheinlichkeiten basierte Vorauswahl. Die eigentliche Untersuchung und Diagnose liegt immer in den Händen des zuständigen Dermatologen“, erklärt Mitentwicklerin Maria Vasconcelos vom Fraunhofer Center for Assistive Information and Communication Solutions AICOS in Portugal.

Screening für Zuhause

Ein professionelles Hautkrebs-Screening kann Leben retten und wird von den meisten Krankenkassen alle zwei Jahre bezahlt. Trotzdem sollte man sich auch selbst mit seiner Haut vertraut machen und regelmäßig nach möglichen Veränderungen beispielsweise von vermeintlichen Leberflecken schauen. Wird man fündig sollte man dies möglichst schnell überprüfen zu lassen. Für die Einschätzung eines Pigmentflecks hilft die sogenannte ABCDE-Regel. Sobald mindestens ein Aspekt auf einen Leberfleck zutrifft, wird empfohlen, diesen vom Hautarzt begutachten zu lassen, denn dann könnte es sich um ein Melanom handeln.

ABCDE-Merkmale
Die ADCDE-Regel für die typischen Erkennungsmerkmale von Hautkrebs. © ttsz/ Getty images

Asymmetrie
Der Leberfleck ist nicht rund oder oval, sondern hat eine asymmetrische und ungleichmäßige Form.

Begrenzung
Die Ränder des Leberflecks sind nicht gleichmäßig, sondern gezackt, verwaschen, ausgefranst oder uneben.

Colour
Der Leberfleck ist nicht gleichmäßig gefärbt. Er hat hellere und dunklere Bereiche und kann mit rosa, grau oder schwarz pigmentiert sein.

Durchmesser
Der Leberfleck misst an seiner breitesten Stelle mehr als fünf Millimeter.

Erhabenheit
Der Leberfleck misst in der Höhe mehr als einen Millimeter und hat eine raue oder krustige Oberfläche.

Operative Entfernung

Bestätigt sich der Verdacht auf einen bösartigen Hautkrebs-Tumor, wird dieser generell durch eine Operation entfernt. Um sicherzugehen, dass das Tumorgewebe vollständig entfernt wird, schneidet man dabei mit einem großen Sicherheitsrand. Ist das Wachstum des Tumors bereits stark fortgeschritten, muss die Operationswunde mithilfe einer Hauttransplantation verschlossen werden.

Neben der Entfernung des Haupttumors muss auch immer überprüft werden, ob der Tumor in umliegendes Gewebe oder andere Organe gestreut hat. Diese Ausbreitung von entarteten Krebszellen des Hauttumors in andere Regionen des Körpers erfolgt entweder über die Blutbahnen oder das Lymphsystem.

Wenn Hautkrebs streut…

Daher wird zunächst der sogenannte Wächterlymphknoten entfernt und auf Krebszellen analysiert. Dieser sitzt vom Tumor aus gesehen am Anfang des Lymphsystems und sollte im Falle einer Metastasierung als erster entartete Zellen enthalten. Ist dies der Fall, werden noch weitere Lymphknoten entfernt und die Behandlung gegebenenfalls mit einer Strahlentherapie ergänzt.

Dabei wird durch eine lokale Bestrahlung der Krebszellen das Erbgut der entarteten Zellen zerstört, sodass das Krebsgewebe im Idealfall vollständig abstirbt. Bei einem fortgeschrittenen Tumorstadium wird auch bei Hautkrebs zur Chemotherapie gegriffen, wobei die Erkrankten Medikamente erhalten, die das Wachstum der Krebszellen beeinträchtigen sollen.

Ist die Behandlung erfolgreich verlaufen, werden die Patienten für mindestens zehn Jahre regelmäßig auf ein Wiederkehren des Tumors kontrolliert.

Wie entsteht Hautkrebs?

Vom Sonnenstrahl bis zum Melanom

Den meisten Menschen ist klar, dass die Entstehung von Hautkrebs mit der Sonneneinstrahlung zu tun hat und dass man Leberflecke immer im Auge behalten sollte. Aber wie genau erkrankt unsere Haut eigentlich an Krebs?

Sonnenbad
Das Hautkrebs-Risiko hängt stark davon ab, welcher Hauttyp man ist. © vladans/ Getty images

Auf das Melanin kommt es an

Inzwischen ist bekannt, dass nicht alle Menschen das gleiche Risiko haben, an Hautkrebs zu erkranken, sondern dass bestimmte Faktoren die Entartung der Hautzellen begünstigen. So sind beispielsweise Menschen mit Hauttyp 1 und 2, die helle Haut, blonde oder rote Haare und Sonnensprossen haben, besonders gefährdet: Ihre Haut ist entweder zu gar keiner oder nur sehr leichter Bräunung in der Lage, weil ihre Melanozyten nur sehr wenig Melanin produzieren. Dieses dunkle Pigment sorgt für die Bräunung unserer Haut und schirmt die tiefer liegenden Zellschichten vor der schädlichen UV-Strahlung ab.

Der bei heller Haut fehlende Schutz durch das Melanin führt zu häufiger auftretendem und heftigerem Sonnenbrand, der wiederum das Risiko für die Entwicklung von Hautkrebs erhöht. Eine zu starke Sonnenbelastung vor allem in der Kindheit und Jugend führt in späteren Jahren zur vermehrten Bildung von Leberflecken, die ebenfalls als Risikofaktor gelten. Zusätzlich gelten Hautkrebs-Fälle in der Familie als Grund, seine eigene Haut genauer im Blick zu behalten.

Was strahlt da vom Himmel?

Es besteht demnach ein direkter Zusammenhang zwischen der Sonneneinstrahlung und der Entwicklung von Hautkrebs. Aber was macht die Sonnenstrahlen so gefährlich? Der Schlüsselfaktor ist der für uns nicht sichtbare, ultraviolette Anteil des Sonnenlichts, welcher deutlich energiereicher als das sichtbare Licht ist und in einem Wellenlängenbereich von 100 bis 400 Nanometer liegt. Zu diesem Bereich gehört zum einen das sehr kurzwellige UVC-Licht, welches fast komplett durch die Ozonschicht absorbiert wird und nicht zu uns durchdringt.

Ganz anders sieht es bei der energieärmeren, etwas langwelligeren UVA-Strahlung aus, von der 90 Prozent auf die Erdoberfläche gelangt und dann bis in die tieferen Schichten unserer Haut vordringen kann. Die UVB-Strahlung, von der etwa zehn Prozent die Ozonschicht passieren, liegt energetisch im mittleren Bereich und dringt nur in die oberen Schichten der Haut vor. Einige Teile der Erde wie etwa Australien bekommen allerdings deutlich mehr UVB-Strahlen ab, da dort die Ozonschicht sehr dünn ist und weniger filtert: Das Risiko an Hautkrebs zu erkranken ist dort besonders hoch.

UVA und UVB
UVA- Strahlung dringt tiefer in die Haut ein, ist aber weniger energiereich als die kurzwelligere UVB-Strahlung. © ttsz/ Getty images

Vom Sonnenstrahl zur Mutation

Die UVB-Strahlung dringt zwar nicht so tief in die Haut ein wie UVA, ist aber aufgrund seiner höheren Energie in der Lage, dort einigen Schaden anzurichten. Besonders gefährdet ist die DNA im Zellkern der Hautzellen. Sie codiert die Erbinformation durch eine spezifische Aneinanderreihung der Bausteine Guanin, Cytosin, Adenin und Thymin. Dieser Code enthält den Bauplan für Proteine, die alle Abläufe in der Zelle ausführen und kontrollieren, wie zum Beispiel das Wachstum und die Teilung der Zelle. Die Molekülbausteine sind in einem gewundenen Strang aneinandergereiht, der sich mit einem zweiten Strang zu einer Doppelhelix verbindet.

Wenn nun die UVB-Strahlung auf die Haut trifft, absorbiert die DNA die UV-Strahlung und kann durch deren hohe Energie geschädigt werden. Der wohl häufigste Photoschaden entsteht durch die strahleninduzierte Bindung zwischen zwei benachbarten Thymin- oder Cytosin-Molekülen. Eigentlich dürften diese beiden Moleküle nach dem Regelwerk der Zelle keine Bindungspartner sein. Sind sie es doch, entsteht ein Knick in der DNA-Helix und das Erbgut kann dadurch bei der Zellteilung falsch abgelesen werden.

Die so erzeugten Mutationen können zur Folge haben, dass die Mechanismen, die das Zellwachstum kontrollieren, außer Kraft gesetzt werden. Dadurch teilt sich die Zelle ungehindert und wird zu einer Krebszelle. Dies passiert aber nicht von heute auf morgen, sondern die Defekte im Erbgut summieren sich über Jahre mit jedem Sonnenbrand – und damit erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass das betroffene Gewebe zu einem Hautkrebs entartet.

Unterschätzte UVA-Strahlung

Man nahm lange an, dass nur das UVB-Strahlung diese Schäden hervorrufen kann, UVA-Strahlung hingegen nicht ausreichend Energie mit sich bringt, um die DNA derartig zu verändern. Doch Wissenschaftler um Karl-Otto Greulich vom Leibniz-Institut für Altersforschung in Jena fanden heraus, dass auch die UVA-Strahlung oxidative Schäden in der DNA verursacht. Wenn diese dicht beieinander liegen, können sie zu gefährlichen Doppelstrangbrüchen führen.

Das Risiko für Mutationen und damit für Krebserkrankungen ist bei den doppelten Strangbrüchen besonders hoch: „Treten diese Fehler nur in einem DNA-Strang auf, dann dient der komplementär dazu aufgebaute, zweite Strang der Doppelhelix als Reparaturvorlage und der Schaden kann problemlos repariert werden; treten jedoch in beiden Strängen Fehler auf, dann bricht die DNA auseinander und die Reparatur wird sehr viel schwieriger und damit auch fehlerhafter“, erklärt Greulich.

Der Kampf gegen das UV-Licht

Zellen im Abwehrmodus

Die Sonne strahlt mit solch einer Kraft auf uns herab, dass sie in unseren Zellen verheerende Schäden verursachen kann. Doch glücklicherweise sind wir nicht hilflos ausgeliefert, denn unsere Zellen haben einige Tricks auf Lager…

DNA
Die UV-Strahlung kann DNA-Basen verändern und so Mutationen verursachen. © CIPhotos/ iStock

60.000 Schäden pro Tag

Unser Körper besteht aus Billionen von Zellen, die sich ständig teilen und vermehren und dabei auch immensem Stress durch beispielsweise UV-Strahlung ausgesetzt sind: „Jede Zelle in unserem Körper erleidet pro Tag circa 60.000 DNA-Schäden, doch unser Körper verfügt über ein geniales Reparatursystem, das mit extrem hoher Genauigkeit solche Schäden reparieren kann“, sagt Karl-Otto Greulich vom Leibniz-Institut für Altersforschung.

Im Menschen hat sich dafür unter anderem ein Mechanismus namens „Nukleotid-Excision-Reparatur“ entwickelt, der die unerwünschten Brücken, die sich durch die hohe Energie der UV-Strahlung zwischen zwei Thymin-Basen bilden, entfernen kann. Wie kleine DNA-Polizisten fahren dabei zwei Proteine am DNA-Strang entlang und bleiben an dem Knick, den die UV-Strahlen verursacht haben, hängen. Die erkannte schadhafte Stelle kann anschließend unter Energieverbrauch ausgeschnitten und ersetzt werden.

Notbremse Zelltod

Und sollte der Reparaturmechanismus mal versagt haben, gibt es noch eine Art Notbremse, die die Zelle ziehen kann: Die Enzyme, die das in der DNA gespeicherte Erbgut ablesen und für die Tochterzellen kopieren, stoppen ihre Arbeit, sobald sie eine fehlerhafte Stelle vorfinden und leiten den sogenannten Zelltod ein. Die Zelle stirbt ab und kann ihr mutiertes Erbgut nicht an die nachkommenden Zellen weitergeben.

Doch all diese Schutzmechanismen der Zelle vor Mutationen sind fehleranfällig und einige DNA-Schäden können trotzdem übersehen werden. Daher häufen sich mit dem Alter auch immer mehr Mutationen an. Hinzu kommt, dass die Funktionalität der Reparationsmaschinerie im Alter abnimmt und mehr schadhafte Stellen in der DNA übersehen werden.

In Angst vor der Sonne

Doch was passiert, wenn von vorneherein keine DNA-Polizisten auf das Erbgut aufpassen? Das müssen Menschen, die an Xeroderma pigmentosum erkrankt sind am eigenen Leibe erfahren: Aufgrund eines Gendefekts bilden sie zu wenig von den Enzymen, die durch UV-Strahlung entstandene Zell- und DNA-Schäden erkennen und reparieren können. Als Folge entstehen schon nach kurzen Aufenthalten in der Sonne schwere Verbrennungen der Haut und die Kinder bekommen oft im Alter von acht Jahren ihren ersten Hautkrebs.

Da die Betroffenen das Sonnenlicht meiden müssen und sich im Freien nur nachts gefahrlos bewegen können, wird ihre Erkrankung auch Mondscheinkrankheit genannt. Glücklicherweise ist sie sehr selten und tritt nur etwa bei einem von einer Million Menschen auf. Allerdings gibt es bisher keine Heilmethode für die Mondscheinkinder und eine frühe Diagnose ist entscheidend, damit die Kinder möglichst wenig Sonnenlicht ausgesetzt werden.

Die Meister der DNA-Reparatur

Es geht aber auch anders: Einen noch effizienteren Weg zur DNA-Reparatur haben beispielsweise Pflanzen entwickelt. Diese sind der prallen Sonne schließlich den ganzen Tag ausgesetzt und können sich keine Sonnencreme auf ihre Blätter auftragen. Ihre Thymin-Dimere, die sich nach intensiver Sonneneinstrahlung bilden, werden von einem Enzym mit dem passenden Namen DNA-Photolyase repariert. Das Besondere: Die Photolyase nutzt das Sonnenlicht, um die unerwünschte Bindung aufzubrechen und benötigt somit keine Extra-Energie für die DNA-Reparatur.

Dieses faszinierende Prinzip der Photolyasen ist auch für viele Biotechnologen eine Inspiration: „Als monomeres, fehlerfrei und energieneutral arbeitendes Reparatursystem sind sie ein geeignetes Werkzeug für die biotechnologische Verbesserung der UV-Toleranz. So könnten sie helfen, den negativen Folgen der erhöhten UV-Belastung, die durch das Ozonloch entstehen, entgegenzuwirken“, erklärt Gebhard Kaiser von der Phillips-Universität Marburg.

Leberflecke, gesunde Bräune, LSF & Co

Hautkrebs-Weisheiten im Check

Sei es die „gesunde Bräunung“ oder die richtige Eincreme-Technik – jeder scheint irgendein Wissen zu haben, das mit dem Thema Haut oder Hautkrebs in Verbindung steht. Zeit, mit den Binsenweisheiten aufzuräumen und Fakten zu schaffen.

Eincremen
In puncto Hautschutz gibt es einige Fehlannahmen. © zoram/ Getty images

Leberfleck und Sommersprosse – was ist das eigentlich?

Dass Leberflecke sich zu Hautkrebs entwickeln können und immer im Auge behalten werden sollten ist allgemein bekannt. Aber was sind eigentlich diese dunklen Punkte auf der Haut? Tatsächlich sitzen an diesen Stellen einfach besonders viele Melanozyten, die den Pigmentstoff Melanin produzieren und die Haut braun färben – genauso wie bei der normalen Bräunung der Haut, nur deutlich mehr auf einer kleinen Stelle.

Sommersprossen hingegen entstehen nicht durch eine Anhäufung der pigmentbildenden Zellen, sondern durch eine verstärkte Aktivität einzelner Melanozyten. Sie produzieren also punktuell mehr Melanin, sodass sich die Sommersprossen als gelbliche oder bräunliche Flecken vom Rest der Haut abheben.

„Du bist so schön braungebrannt“

Haben Menschen in unseren Breitengraden im Sommer sonnengebräunte Haut, gilt das als attraktiv und als Zeichen der Erholung und der Gesundheit, während blassen Menschen schnell gesagt wird, sie sollten doch mal in die Sonne gehen. Aber wenn sich die Haut nach einiger Zeit in der Sonne braun färbt, ist das keineswegs ein Zeichen der Gesundheit, sondern ein Schutzmechanismus, der die Zellen vor der UV-Strahlung abschirmen soll. Die gebräunte Haut zeigt also, dass unsere Haut bereits einen Schaden durch die Sonne erlitten hat und sich vor weiterer Strahlung zu schützen versucht.

„Solarium im Winter ist doch gesund“

Natürlich ist es trotzdem wichtig, für die Gesundheit in Maßen in die Sonne zu gehen, damit unser Körper Vitamin D produzieren kann. Dieses Vitamin ist unter anderem für die Aufnahme von Calcium wichtig, welches wiederum eine große Rolle bei der Knochenbildung spielt. Außerdem stärkt Vitamin D das Immunsystem und kann sogar unsere Psyche positiv beeinflussen.

Im Winter reicht allerdings die Intensität der Sonnenstrahlung in Deutschland nicht aus, um genügend Vitamin D produzieren zu können. Doch der Gang ins Solarium ist hier auch keine Lösung, denn dort wird meistens UVA-Strahlung verwendet. Unser Körper kann jedoch nur durch UVB-Strahlung Vitamin D bilden, sodass man sich den Risiken der künstlichen UV-Strahlung besser nicht aussetzt. Außerdem sind unsere Zellen in der Lage Vitamin D zu speichern, sodass wir im Winter glücklicherweise auf eine kleine Reserve zurückgreifen können.

LSF 30 – was heißt das eigentlich?

Sonnencreme ist für die meisten von uns ein ständiger Begleiter im Sommer, aber was bedeutet denn eigentlich dieses LSF? Das steht für Lichtschutzfaktor und gibt die Zeit an, mit der wir dank der Sonnencreme ungeschützt ohne Sonnenbrand in der Sonne verbringen können

Eine Person mit dem dunklen Hauttyp 4 bekommt zum Beispiel ungeschützt nach etwa 45 Minuten einen Sonnenbrand. Cremt sie sich mit einer Sonnencreme Lichtschutzfaktor 20 ein, verlängert das die Zeit, die sie in der Sonne verbringen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, um den Faktor 20, also auf 15 Stunden. Bei einer Person mit Hauttyp 1 würde die Creme wegen der kürzeren Ausgangszeit hingegen nur drei Stunden schützen. Dabei sollte man jedoch im Hinterkopf behalten, dass durch Schweiß, Kleidung oder Wasser die Creme leicht abgewischt und die Zeit deutlich verkürzt wird.

Sonnensicher hinter Glas?

Wenn einem bei einer langen Autofahrt die Sonne auf die Arme knallt, hat sich vielleicht so mancher schon gefragt, ob etwas Sonnencreme angebracht wäre. Glücklicherweise ist ein Sonnenbrand hinter geschlossenen Fenstern eher unwahrscheinlich, da die UVB-Strahlen, die mit der obersten Hautschicht interagieren, meist effektiv durch das Glas gefiltert werden – das heißt leider auch, dass wir in unseren Wohnungen oder im Auto nicht in der Lage sind, unsere Vitamin D Speicher aufzufüllen.

Vor DNA-Schäden schützt Glas aber trotzdem nicht zuverlässig: Es wird geschätzt, dass durch das Glas etwa 60 Prozent der UVA-Strahlung hindurchgelangt. Sie dringt bis in die tieferen Schichten der Haut ein und beschleunigt dort die Hautalterung und erhöht das Risiko für Hautkrebs. Heutzutage wird aber zumindest für die Windschutzscheiben der Autos meist Verbundglas verwendet, welches das gesamte UV-Spektrum abschirmen kann.