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Paläontologie

Undurchsichtiger Bernstein als Fossilienfundgrube

Synchrotronstrahlung enthüllt 356 kreidezeitliche Organismen

Bernstein-Fundstücke © V. Girard/D. Néraudeau, UMR CNRS 6118

Im Bernstein konservierte Fossilien sind nichts Seltenes und meist leicht zu entdecken. Anders aber sieht es aus, wenn der Bernstein komplett undurchsichtig ist, wie bei nun untersuchten Stücken aus der Kreidezeit. Mithilfe einer speziellen Synchrotron-Röntgenmethode gelang es Paläontologen dennoch, gleich 356 eingeschlossene Relikte sichtbar zu machen.

In der Charente in Frankreich liegt eine reichhaltige Fundstelle von Bernstein aus der mittleren Kreidezeit. Die rund 100 Millionen Jahre alten Brocken sind jedoch größtenteils undurchsichtig und verbergen daher, was möglicherweise an Fossilien in ihnen steckt. Paläontologen um Malvina Lak von der Universität von Rennes in Frankreich haben nun jedoch gemeinsam mit Paul Tafforeau vom Europäischen Synchrotron-Strahlen Labor (ESRF) eine Methode entwickelt, um dennoch einen Einblick in den Bernstein zu erhalten.

Synchrotronstrahlen enthüllen Fossilreichtum

Die so genannte Phasenkontrast-Mikroradiographie nutzt die speziellen Synchrotronen-Röntgenstrahlen, um den Stein zu durchleuchten. Um zu verhindern, dass Oberflächenstrukturen des Bernsteins wie Risse oder Unebenheiten, die Strahlen ablenken, legten die Wissenschaftler die Probestücke vor der Analyse in Wasser. Da Bernstein und Wasser annähernd die gleiche Dichte aufweisen, glich die Immersion die Unebenheiten optisch aus und ermöglichte einen klaren Blick auf das Innere des Bernsteins.

„Forscher haben seit vielen Jahren versucht, diese Art des Bernsteins zu untersuchen, mit wenig oder keinem Erfolg”, erklärt Tafforeau. „Dies ist das erste Mal, dass wir tatsächlich die Fossilien, die er enthält, identifizieren und analysieren können.“ Insgesamt zwei Kilo Bernstein durchmusterten die Forscher mithilfe dieser Methode und wurden fündig: Sie entdeckten gleich 356 winzige Fossilien im Gestein, darunter kreidezeitliche Wespen und Fliegen, Spinnen und Milben.

Fenster in die kreidezeitliche Lebenswelt

Die meisten der Organismen waren extrem klein. „Die geringe Größe der Lebewesen kommt wahrscheinlich daher, dass größere Tiere sich von dem Harz befreien konnten, bevor sie endgültig festklebten, kleinere dagegen wurden leichter gefangen“, so Lak. Einige der entdeckten Tiere konnten die Wissenschaftler als 3D-Modelle rekonstruieren und sie so zumindest virtuell aus ihrem Bernsteingefängnis befreien.

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„Der undurchsichtige Bernstein enthält viele Informationen über das vergangene Leben auf unserem Planeten, die noch immer unbekannt sind”, so die Forscherin. „Die Nutzung der Synchrotronquellen der dritten Generation wird weiterhin eine wichtige Rolle dabei spielen, sie zu enthüllen.“

(European Synchrotron Radiation Facility, 02.04.2008 – DLO)

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