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Paläontologie

Überraschender Fund in den Fußspuren von Laetoli

Kriminaltechnik enthüllt erstmals Abdrücke eines vierten Vormenschen in der berühmten Fährte

Diese Grafik zeigt die digital getrennten Abdrücke der zweiten Fährte von Laetoli © Bournemouth University

Prähistorische Spuren: Die ältesten Fußspuren unserer Vorfahren könnten nicht nur von drei, sondern sogar von vier Individuen stammen. Indizien dafür haben britische Forscher entdeckt, als sie mit Hilfe modernster Forensik-Software die überlagerten Abdrücke trennten und analysierten. Dabei zeigte sich, dass sie von vier verschiedenen Personen stammen könnten. Ihre virtuelle Auftrennung macht es nun erstmals möglich, mehr über diese prähistorischen Wanderer zu erfahren.

Die Fußabdrücke von Laetoli im Norden Tansanias sind weltberühmt, denn sie sind das älteste Zeugnis eines aufrechtgehenden Vormenschen: Schon vor rund 3,6 Millionen Jahren wanderten hier Vertreter des Australopithecus afarensis über den mit vulkanischer Asche bedeckten Grund. Neuere Analysen dieser 1976 von der Anthropologin Mary Leakey entdeckten Spuren belegen zudem, dass die Zeitgenossen der berühmten Vormenschenfrau „Lucy“ schon einen erstaunlich modernen Gang besaßen.

Zweite Fährte bisher kaum interpretierbar

„Es gibt dort zwei Spuren: Die eine ist wunderbar erhalten und stammt von einem Einzelnen, der über die Aschenschicht ging“, erklärt Matthew Bennett von der Bournemouth University. Die meisten bisherigen Untersuchungen wurden daher an dieser Fährte durchgeführt. „Die andere besteht aus den übereinanderliegenden Abdrücken zweier Personen.“ Diese Überlagerung entstand wahrscheinlich, als ein dritter Vormensch den anderen beiden folgte.

Wegen der Schwierigkeiten, die überlagerten Spuren zu interpretieren, wurde diese zweite Spur bisher weitgehend vernachlässigt, wie Bennet erklärt. Er und seine Kollegen haben dies nun jedoch geändert. Sie wendeten modernste Methoden der Kriminaltechnik an, um mehr über diese Fährten herauszufinden: eine speziell für die dreidimensionale Erfassung von Fußabdrücken an Tatorten entwickelte Software.

Die Fußspuren von Laetoli und ihre Entschlüsselung© Bournemouth University

Virtuell aufgetrennt

„Zum ersten Mal konnten wir damit die einzelnen, übereinanderliegenden Abdrücke voneinander entkoppeln“, berichtet Bennet. Mit Hilfe der Software lässt sich nun die Form und Tiefe der einzelnen Spuren klar erkennen – und das eröffnet nun die Chance, mehr über die Vormenschen zu erfahren, die sie hinterließen. „Wir können nun erstmals einzigartige Aspekte dieser Individuen untersuchen, wie ihre Größe, ihr Gewicht oder wie sie sich bewegten“, erklärt Bennetts Kollegin Sally Reynolds.

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Und nicht nur das: Die Analyse enthüllte zudem, dass diese zweite Fußspur von Laetoli wahrscheinlich sogar die Abdrücke von drei hintereinander laufenden Personen enthält. Den neben den zwei schon bekannten Abdruck-Typen dieser Fährte entdeckten die Forscher noch verwischte Hinweise auf ein weiteres Individuum. „Das ist für uns unglaublich, denn es liefert uns eine Menge ganz neuer Daten“, so Reynolds.

Dank der modernen Kriminaltechnik könnten die Anthropologen künftig mehr über die individuellen Eigenheiten der Vormenschen erfahren, die vor 3,6 Millionen Jahren über diesen Aschenboden liefen. Denn jetzt lassen sich die Fußspuren der prähistorischen Spaziergänger erstmals auch miteinander vergleichen. (Scientific Reports, 2016; doi: 10.1038/srep21916)

(Bournemouth University, 28.04.2016 – NPO)

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