Chemiker haben ein Halbleiter-Material entwickelt, das reversibel seine Eigenschaften ändert. Damit könnte es zur einfacheren Herstellung von Schaltkreisen eingesetzt werden. Zudem könnte das Material eine wichtige Rolle bei der emissionsfreien Erzeugung von Strom spielen. Die Forscher berichten über ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Materials“.
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Die von Tom Nilges vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Universität Münster gemeinsam mit Kollegen erzeugte Silberverbindung Ag10Te4Br3 ändert temperaturgesteuert ihre physikalischen Eigenschaften. Dieser Fortschritt lässt neue Impulse für die Datenspeichertechnologie und die Computerchiparchitektur erwarten.
„Das neue Material kann dazu beitragen, die Chipherstellung zu vereinfachen“, so Nilges. „Statt zweier dotierter Materialien müsste zum Beispiel bei integrierten Schaltkreisen zur Herstellung von Transistoren nur noch eines – nämlich unsere Neuentwicklung – verwendet werden.“
Strom emissionsfrei produzieren
Andererseits hat das Material aufgrund einer sehr hohen Ionenmobilität ebenfalls ein großes Potential als „Thermoelektrikum“ und könnte künftig helfen, Strom aus alternativen Energiequellen wie zum Beispiel dem Sonnenlicht oder aus anderen Wärmequellen zu erzeugen.
„Als weiter optimierbares ‚Bulk- Thermoelektrikum‘ zeigt unser Material einen neuen Weg auf, in der Zukunft emissionsfrei Strom zu erzeugen und damit die Umwelt zu schonen“, so Nilges.
Internationale Zusammenarbeit erfolgreich
Die neue Studie wurde in Kooperation mit münsterschen Forschern um Professor Hellmut Eckert und Professor Hans-Dieter Wiemhöfer sowie mit Wissenschaftlern aus Regensburg und Bordeaux (Frankreich) durchgeführt.
Ein Gießener Kollege des Forscherteams, Professor Jürgen Janek, schätzt die Bedeutung des neuen Materials hoch ein: Es stelle einen aussichtsreichen Kandidaten für die Halbleiterindustrie dar, um als Schaltmaterial oder als so genannter Einkomponenten-Transistor verwendet zu werden, so der Experte in einem weiteren „Nature Materials“-Artikel zu diesem Material.
(idw – Universität Münster, 20.01.2009 – DLO)