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Informatik

Semantik soll Web schlauer machen

Internationales Forschungsprojekt entwickelt neue Regelsprache und Methodik

Wer regelmäßig mit Suchmaschinen nach Inhalten sucht, muss manchmal ziemlich spitzfindig sein, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten. Das soll anders werden: ein internationales Forscherteam, dem auch Wissenschafter der TU Wien angehören, will eine Methodik und eine Regelsprache entwickeln, die das WWW intelligent machen soll.

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Ursprünglich Ende der 80er Jahre am CERN nur für interne Zwecke entwickelt, um mehreren Leuten gleichzeitig komplexe Inhalte vernetzt und verlinkt zugänglich zu machen, stößt das World Wide Web in naher Zukunft an seine Grenzen. Überspitzt könnte man sagen, dass das Web seinen weltweiten Siegeszug eigentlich als „Provisorium“ antrat. Derzeit sind die technischen Möglichkeiten schon ziemlich ausgereizt.

Intelligenter Mensch, dumme Maschine

An Informationen mangelt es im Web nicht. Im Gegenteil. Aus der Fülle an Information gerade die auszuwählen, die persönlich benötigt werden, erfordert zumeist ein schrittweises Vorgehen und Einengen an Auswahlmöglichkeiten. Dank unseres Gehirns ist es uns relativ leicht möglich, diese Spezifizierungen vorzunehmen, erforderliche Interpretationen durchzuführen und durch das Erkennen von Zusammenhängen die erforderlichen Rückschlüsse zu ziehen. Nicht so der Computer.

Sucht man beispielsweise in der Absolventenstatistik der TU Wien nach AbsolventInnen für das Studienjahr 2004/05 und erhält kein Ergebnis, ist für einen Computer der logische Schluss zulässig, dass es an dieser Uni keine Studierenden gibt. In der Realität ist diese Schlussfolgerung logischerweise unsinnig. Wie macht man dem Computer aber die Interpretation verständlich, dass es für den angefragten Zeitraum noch keine AbsolventInnen geben kann und deshalb keine relevanten Daten vorliegen?

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Semantic Web – Lösung der Zukunft

Geht es nach den Vorstellungen der WissenschafterInnen, soll aber genau dieses Ziel erreicht werden: nämlich die Möglichkeit, ohne menschlichen Eingriff Ergebnisse zu erhalten, die nicht nur richtig, sondern auch auf die individuellen Bedürfnisse jeder einzelnen Userin und jedes einzelnen Users zugeschnitten sind und ohne weitere Bearbeitungsschritte verwendet werden können. Dafür müssen Computerprogramme entwickelt werden, die gezielt nach Informationen suchen. Das klingt jedoch einfacher als es in der Realität ist.

Ein weiteres Beispiel: Manch eine/r träumt davon, billige Flugreisen zur gewünschten Destination und zur gewünschten Zeit mit frühestmöglichem Abflug und spätestmöglichem Rückflug angeboten zu bekommen – ohne lang nachfragen und recherchieren zu müssen. „In Zukunft kein Problem. Sie müssen dem Computer nur das eigene Persönlichkeitsprofil bekannt geben, der dann aufgrund der Angaben die geeigneten Treffer ausspuckt“, sagt Thomas Eiter vom Institut für Informationssysteme an der TU Wien zuversichtlich.

Er räumt jedoch ein, dass es sich bei all diesen Überlegungen um äußerst komplexe Probleme handelt, bei denen die Lösung wiederum neue Probleme erzeugt. Aufgrund der Komplexität der zu bewältigen Aufgabenstellungen – die beiden Beispiele sind nur ein Auszug aus einer unendlichen Vielfalt an Anwendungen – sind die Lösungen langwierig und äußerst schwierig. Thomas Eiter: „Derzeit einen realistischen Zeithorizont für die Verwirklichung eines intelligenten Webs zu nennen, das diesen Namen verdient, ist unseriös. Die Vision und weite Überzeugung ist aber, dass die Realisierung eines Tages möglich sein wird.“

Intelligentes Web durch REWERSE

Im EU-Network of Excellence „REasoning on the WEb with Rules and SEmantics“ (REWERSE) arbeiten 27 Forscher-Teams aus 14 europäischen Ländern daran, Europa auf dem Gebiet der logischen Sprachen für Websysteme und -Anwendungen, insbesondere dem Semantic Web, an die Weltspitze zu bringen.

Die Forschungsaktivitäten bei REWERSE wurden in acht Working Groups gebündelt. Diese bearbeiten einerseits grundlegende Fragestellungen wie Rule Markup Sprachen, Policy Spezifikationen, oder intelligente Abfrageauswertung, und andererseits Anwendungen wie Web-basierte Entscheidungshilfe für Ereignis-, Zeit und Geographical Daten, ein Semantic Web für Bioinformatik oder Personalisierte Informationssysteme.

(TU Wien, 05.05.2004 – NPO)

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