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Nanotechnologie

Selbstorganisation bringt Nanowürfel in Ordnung

Forscher untersuchen Selbstorganisation von Meso-Kristallen aus magnetischen Partikeln

(a-c) Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen der Eisenoxid-Mesokristalle auf der Germaniumoberfläche; der Balken entspricht jeweils einer Länge von 100 Nanometern. (a) Übersicht. (b und c) Vergrößerung der in a markierten Bereiche eines Mesokristalls (b) und einer Monolage von Nanowürfeln auf der Germaniumfläche (c). (d) Rasterkraftmikroskopie der Mesokristalle in einem Bereich von 10 x 10 Mikrometern. (e) Hochauflösende transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme eines einzelnen Nanowürfels. (f) Schematische Zeichnung eines Nanowürfels mit Andeutung der abgeflachten Ecken. (g) Ergebnis und typischer Aufbau eines Streuexperiments der GISAXS-Methode. © Forschungszentrum Jülich / Universität Stockholm / Universität Lüttich / JASRI

Regelmäßig geordnete Kristalle lassen sich durch Selbstorganisation auch aus würfelförmigen Nanopartikeln herstellen, nicht nur aus kugelförmigen. Die Form der Partikel bestimmt dabei weitgehend die Struktur der Kristalle. Das berichtet ein internationales Forscherteam jetzt in der Fachzeitschrift „Nano Letters“.

Die neue Studie bedeutet einen Durchbruch im Verständnis des Aufbaus so genannter Meso-Kristalle, das sind dreidimensional geordnete Strukturen aus Nanoteilchen, die durch Selbstorganisation entstehen. Das Forschungsergebnis begründet den Wissenschaftlern zufolge eine neue Art von Kristallographie, bei der die Form der Bausteine die Struktur des Kristalls und damit seine Funktionalität bestimmt.

Selbstorganisation ist Trumpf

Selbstorganisation gilt als vielversprechende Möglichkeit zur Herstellung innovativer Materialien. Damit lassen sich neuartige Strukturen in der Größenordnung von Nanometern herstellen. Forscher glauben beispielsweise, dass sich so neuartige magnetische Datenspeicher verwirklichen lassen, in denen mehr Daten auf engerem Raum gespeichert werden können. Sie machen sich zunutze, dass sich Moleküle oder Nanopartikel aufgrund physikalischer Wechselwirkungen quasi von selbst zu geordneten Einheiten zusammensetzen können. Die meisten wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigten sich bisher mit der Selbstorganisation kugelförmiger Teilchen.

Würfel ordnen sich wie Kugeln

Wissenschaftler aus Jülich, Stockholm, Lüttich und dem japanischen Hyogo wiesen nun erstmals eine geordnete dreidimensionale Struktur durch Selbstorganisation würfelförmiger magnetischer Bauteile nach und zeigten darüber hinaus, dass die Form der Bauteile die Struktur bestimmt. „Wir konnten zeigen, dass sich Würfel aus magnetischen Eisenoxideinkristallen anders ordnen als Kugeln aus dem gleichen Material. Und auch Würfel sind nicht gleich Würfel“, berichtet Sabrina Disch, Chemikerin am Jülich Centre for Neutron Science JCNS und am Peter Grünberg Institut.

Die Untersuchungen der Forscher zeigen, dass bereits Würfel, die an den Ecken in verschiedenem Maße abgeflacht sind, unterschiedliche kristalline Anordnungen bilden. „Eine gezielte Auswahl der richtigen Teilchenform wird es zukünftig ermöglichen, Materialien gezielt maßzuschneidern. Davon profitieren Grundlagenforschung und angewandte Forschung“, erwartet Professor Thomas Brückel, Direktor am Jülich Centre for Neutron Science JCNS und am Peter Grünberg Institut.

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Jeder Würfel hat acht direkte Nachbarn

Bei den Experimenten der Forscher kamen Würfel mit mäßig abgeflachten Ecken zum Einsatz. Sie ordneten sich mit den abgeflachten Ecken zueinander an, sodass jeder Würfel acht direkte Nachbarn hat (tetragonal-raumzentriert). Bei geringerer Abflachung, also spitzeren Ecken, sollten die Würfel sich einfach kubisch, das heißt Fläche an Fläche, anordnen mit jeweils sechs direkten Nachbarn pro Würfel. Dies zeigten Abschätzungen der relativen Wichtigkeit der magnetischen und elektrischen Wechselwirkungen zwischen den Bauteilen.

Van-der-Waals-Kräfte sorgen für Ordnung

Entscheidend für die Ordnung sind die sogenannten Van-der-Waals-Kräfte, so die Forscher. An den stark abgeflachten Ecken ist die anziehende Kraft zwischen den Teilchen stärker als zwischen den Kanten und Flächen, sodass eine Anordnung vorteilhaft ist, die die Ecken nahe zusammenbringt. Für ihre Versuche brachten die Wissenschaftler eine Lösung mit nanometergroßen Eisenoxidwürfeln auf eine extrem glatte Fläche aus Germanium auf und ließen die Lösung so langsam verdunsten, dass die Teilchen ausreichend Zeit zur Selbstorganisation hatten. Ein Magnetfeld unterstützte den Prozess, und Trennschichten um die Würfel verhinderten ein Zusammenklumpen.

Mit Hilfe elektronenmikroskopischer Methoden und Streumethoden konnten die Forscher die dreidimensionale Struktur nachweisen. Außerdem vermaßen die Forscher die Würfel unter dem Elektronenmikroskop und bestimmten so die Form der Ecken. (Nano Letters, 2011; doi:10.1021/nl200126v)

(Forschungszentrum Jülich, 11.03.2011 – DLO)

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