Die Schiffahrt stößt Treibhausgase und Schadstoffe aus – wie andere Verkehrsmittel auch. Doch gleichzeitig scheint sie einen kühlenden Effekt auf die irdische Atmosphäre zu haben. Wie jetzt eine Studie anhand eines Klimamodells zeigt, bewirken Aerosole aus den Schiffsabgasen eine Aufhellung von tiefhängenden Wolken über dem Meer, die dadurch vermehrt Sonnenlicht zurück in den Weltraum reflektieren können.
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Kühlende Wirkung höher als gedacht
Die von Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) durchgeführten Berechnungen und Abschätzungen sind derzeit noch mit starken Unsicherheiten behaftet. Dennoch zeigen die Ergebnisse der Modellstudie übereinstimmend, dass der kühlende Effekt durch die Beeinflussung von Wolkeneigenschaften bei Weitem die erwärmende Wirkung der Treibhausgase wie Kohlendioxid oder Ozon aus den Schiffsabgasen überwiegt und somit heute insgesamt einen negativen Strahlungsantrieb bewirkt.
Dieser so genannte indirekte Aerosoleffekt von Schiffsemissionen auf das Klima ist wesentlich höher als früher abgeschätzt und trägt bis zu 39 Prozent zum gesamten anthropogenen indirekten Aerosoleffekt bei. Der Anteil ist so hoch, weil Schiffsemissionen in Regionen freigesetzt werden, in denen häufig tiefliegende Bewölkung in ansonsten sehr sauberer Umgebung zu finden ist.
Zusätzlich ist der potentielle Einfluss von Aerosolen über dunklen Ozeanoberflächen höher als über verschmutzten kontinentalen Gebieten. Hauptverantwortlich für diesen Effekt ist der im Vergleich zu Kerosin oder Benzin hohe Schwefelgehalt von Kraftstoffen, die derzeit in der Seefahrt eingesetzt werden.
Schaden für Umwelt und Gesundheit überwiegt dennoch
Ein großer Anteil der Schiffsemissionen wird jedoch innerhalb von 400 Kilometern Entfernung vom Festland freigesetzt und kann in Küstennähe und in Hafenstädten mit hohem Verkehrsaufkommen die Luftqualität verschlechtern. Nach einer neuen in der Fachzeitschrift Environmental Science and Technology veröffentlichten und von Wissenschaftlern der Universität Delaware und des Rochester-Instituts für Technologie geleiteten Studie verursacht Luftverschmutzung durch die Seeschifffahrt jährlich weltweit zahlreiche Tote durch Herz-Lungen-Erkrankungen und Lungenkrebs. Die Hauptwirkung ist dabei vor allem auf die Küstenregionen entlang der Hauptschifffahrtsrouten konzentriert.
Kohlendioxid und Schwefeldioxid von Schiffen tragen zudem zur Versauerung der Ozeane bei, was eine potentielle Bedrohung für Meeresorganismen darstellt. Kohlendioxid hat eine lange Aufenthaltsdauer in der Atmosphäre und trägt daher auch lange nach der Emission noch zur globalen Erwärmung bei. Im Unterschied dazu hat Sulfat nur eine Aufenthaltsdauer von einigen Tagen. Die Reaktion des Klimasystems auf Sulfat beträgt somit einige Jahrzehnte, wohingegen die Reaktion auf Kohlendioxid Jahrhunderte andauert.
Schifffahrt mit schwefelreichen Kraftstoffen sollte daher nicht in Betracht gezogen werden, um der globalen Erwärmung durch fortgesetzte Treibhausgasemissionen entgegenzuwirken. Während Regeln zur Verringerung von Stickoxiden, Schwefeldioxid und Partikelemission aus der internationalen Schifffahrt einen positiven Einfluss auf die Luftqualität haben werden, werden Reduktionen von Kohlendioxid aus allen anthropogenen Quellen, inklusive der Schifffahrt, dringend benötigt um die globalen Erwärmung zu reduzieren.
(DLR, 09.11.2007 – NPO)