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Physik

Röntgentechnik lüftet Rembrandts Geheimnis

Neue Analysemethode soll das Gemälde im Gemälde zum Vorschein bringen

Nachbildung des Rembrandt-Gemäldes "Alter Mann in militärischer Kleidung" mit dem darunter gemalten versteckten Porträt. © Andrea Sartorius - J. Paul Getty Trust

Das Geheimnis eines 380 Jahre alten Rembrandt-Gemäldes könnte bald gelüftet werden. Unter dem „Alten Mann in militärischer Kleidung“, den der niederländische Meister in den Jahren 1630/31 schuf, hatten frühere Untersuchungen Hinweise auf ein weiteres Porträt erspäht, das jedoch nur schemenhaft zu erkennen war. Seit Jahren rätseln Kunsthistoriker daher, wer auf dem übermalten Bild dargestellt ist. Eine neue Röntgenmethode könnte dieses Rätsel nun lösen.

Der Künstler Rembrandt van Rijn schuf das Gemälde „Alter Mann in militärischer Kleidung“ in den Jahren 1630/31. In den letzten Jahren ist das Bild bereits mehrmals mit Infrarot-, Neutronen- und klassischer Röntgenstrahlung untersucht worden – ohne befriedigendes Ergebnis. Sie zeigten zwar, dass es ein weiteres, unter der oberen Schicht verborgenes Portrait in dem Bild gibt, aber keine Details. „Das Problem bei Rembrandt ist, dass er weitgehend dieselben Farben mit derselben chemischen Zusammensetzung für das übermalte und für das endgültige Bild verwendet hat“, erläutert DESY-Forscherin und Koautorin Karen Appel. „Van Gogh hat dagegen unterschiedliche Pigmente verwendet, daher lassen sich das verborgene und das darüber gemalte Bild in der Untersuchung besser unterscheiden.“

Röntgenstrahlen bringen Pigmente zum Leuchten

Mit einer aufwendigen Nachbildung hat ein internationales Forscherteam unter anderem an DESYs Röntgenquelle DORIS und an der National Synchrotron Light Source (NSLS) in den USA nun verschiedene Verfahren getestet, um das versteckte Gemälde sichtbar zu machen. „Unsere Versuche zeigen einen Weg, wie sich das versteckte Bild weitgehend sichtbar machen lässt“, sagt Erstautor Matthias Alfeld von der Universität Antwerpen. „Die von uns getestete Röntgenuntersuchung kann so gut wie keine andere bisher verwendete Methode unter das Originalgemälde blicken.“

Das Gemälde in vier verschiedenen Arten von Röntgenfluoreszenslicht, abgegeben von den Elementen Kalzium, Eisen, Quecksilber und Blei, die in den verschiedenen Farbpigemnten enthalten sind. © Matthias Alfeld/ Universität Antwerpen

Für ihre Studie bedienten sich die Forscher der relativ neuen sogenannten großflächigen Röntgenfluoreszenzanalyse (MA-XRF). Dabei bringt energiereiches Röntgenlicht die verschiedenen chemischen Elemente in den verwendeten Pigmenten gezielt zum Fluoreszieren. Aus diesem Leuchten lässt sich die chemische Zusammensetzung der Oberfläche und der darunterliegenden Schichten bestimmen. Indem der Röntgenstrahl das Gemälde komplett abfährt, kann er ein übermaltes Bild sichtbar machen.

Nachbildung als Generalprobe

Die Methode ist zwar unschädlich für das Kunstwerk, dennoch probierten die Wissenschaftler ihre Methode sicherheitshalber zunächst an einer aufwändig erstellten Nachbildung des Gemäldes aus – auch um dem in Los Angeles aufbewahrten Original den Transport zu ersparen. Museumsmitarbeiterin Andrea Sartorius verwendete für die Nachbildung Farben mit derselben chemischen Zusammensetzung, wie sie auch Rembrandt benutzt hatte, und malte damit zwei Bilder auf dieselbe Leinwand: ein Porträt und darüber eine Replik des „Alten Manns in militärischer Kleidung“. „Es ist das erste Mal, dass ein Gemälde für solche Tests derartig aufwendig reproduziert wurde“, betont Alfeld.

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Mit der Röntgenstrahlung regten die Forscher unter anderem die Elemente Kalzium, Eisen, Quecksilber und Blei zum Fluoreszieren an. Die Untersuchung zeigt, dass die großflächige Röntgenfluoreszenz-Analyse (MA-XRF) in allen vier Bereichen bereits deutlich bessere Eindrücke des versteckten Gemäldes liefert als alle zuvor angewendeten Methoden. Insbesondere die quecksilber- und bleihaltigen Pigmente Zinnober und Bleiweiß im Bereich des Gesichts liefern einen Eindruck des verborgenen Porträts. „Der erfolgreiche Abschluss dieser Voruntersuchungen an der Nachbildung war ein wichtiger erster Schritt“, betont die Leiterin des Forschungslabors am Getty-Restaurierungsinstitut in Los Angeles, Karen Trentelman. „Die Ergebnisse dieser Studie ermöglichen uns, den bestmöglichen Ansatz für die geplante Untersuchung des echten Rembrandt-Gemäldes auszuwählen.“ (Journal of Analytical Atomic Spectrometry, 2013; doi:10.1039/C2JA30119A)

(Journal of Analytical Atomic Spectrometry, 25.01.2013 – NPO)

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