Ein internationales Expertenteam hat in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Science“ ein zukunftsweisendes neues Messprogramm vorgestellt, mit dem erstmals zuverlässig bestimmt werden kann, wie viel Kohlendioxid die Ozeane aufnehmen. Mit Hilfe der an Bord von Handelsschiffen installierten Instrumente konnte die Forscher bereits die CO2-Aufnahme im Nordatlantik mit einem Fehler von nur von zehn Prozent erfassen. Das Programm stellt damit einen wesentlichen Schritt zum besseren Verständnis des globalen Kohlenstoffkreislaufs dar.
Die Ozeane nehmen viel Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre auf. Ein großer Teil des vom Menschen durch Verbrennung fossiler Brennstoffe zusätzlich in die Atmosphäre entlassenen CO2 wird so im Meerwasser gebunden. Weil Beobachtungsdaten bisher nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung standen, gingen die Abschätzungen über die vom Ozean aufgenommene Menge an Kohlendioxid allerdings erheblich auseinander. Hinzu kommt, dass das ozeanische CO2-Aufnahmevermögen sowohl zeitlich als auch räumlich stark variabel ist.
Kohlendioxidaufnahme im Nordatlantik bestimmt
Doch nun konnte dieses erstmalig wesentlich genauer bestimmt werden: An Bord von Handelsschiffen, die in einem regelmäßigen Turnus den Nordatlantik überqueren, erfassen moderne Geräte kontinuierlich, wie viel CO2 das Meerwasser enthält. Neben Daten, die ein internationales Forscherkonsortium im Jahr 2005 in einem Experiment gewonnen hatte, flossen weitere, von Satelliten abgeleitete Beobachtungsdaten, wie zum Beispiel die Meeresoberflächentemperatur, in die komplexen Analysen ein.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die CO2-Aufnahme im Nordatlantik eine viel größere räumliche wie zeitliche Variabilität aufweist, als wir vorher vermuteten“, erläutert Tobias Steinhoff vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) aus Kiel, Mitautor der Studie. „Außerdem ist es uns gelungen, die mittlere Kohlendioxidaufnahme in dieser so wichtigen Region auf zehn Prozent genau zu bestimmen“, so Steinhoff weiter.
Handelsschiffe helfen Forschern
„Derart detaillierte Messungen sind über längere Zeiträume notwendig, um herauszufinden, wie sich die CO2-Aufnahme des Ozeans unter dem Einfluss des Klimawandels verändern wird“, ergänzt Professor Arne Körtzinger vom IFM-GEOMAR. „Wir arbeiten schon seit Jahren mit Handelsschiffen zusammen, da dies eine vergleichsweise kostengünstige und zuverlässige Methode ist, regelmäßig Messungen über ein gesamtes Ozeanbecken zu bekommen“, so Körtzinger weiter.
Die Wissenschaftler fordern, derartige Instrumentierungen auch auf Schiffen zu installieren, die Routen in den anderen Teilen der Weltmeere befahren, um ein zuverlässiges Frühwarnsystem für Änderungen der Kohlendioxidaufnahme zu bekommen.
(idw – Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, 04.12.2009 – DLO)