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Technik

Neue Tastatur: Touchscreen-Tippen wird leichter

Verändertes Tastaturlayout soll das Tippen mit zwei Daumen beschleunigen

Die KALQ-Tastatur © Max-Planck-Institut für Informatik

Bildschirm-Tastaturen auf Tablets und Smartphones sind meist nicht sehr komfortabel zu bedienen. Doch das könnte sich bald ändern: Deutsche Informatiker haben jetzt eine Tastatur für Touchscreens entworfen, die die Eingabe mit zwei Daumen deutlich erleichtert. Tests ergaben, dass normale Nutzer nach kurzer Gewöhnungsphase damit 34 Prozent schneller tippen konnten als auf einem Tablett mit herkömmlichem QWERTY-Layout.

Auf heutigen Smartphones und Tablet-Computern zu schreiben, dauert länger als nötig. Denn die Tasten sind auf Geräten mit berührungsempfindlichen Bildschirmen genauso wie auf einer klassischen Schreibmaschine angeordnet. Dieses QWERTY-Layout ist nicht an die Eingabe per Daumen angepasst. Die Zwei-Daumen-Eingabe unterscheidet sich ergonomisch deutlich vom 10-Finger-System auf einer separaten Computertastatur. Bei der Verwendung des QWERTY-Layouts tippen normale Nutzer mit den Daumen nur ungefähr 20 Wörter pro Minute, erheblich weniger als auf einer Tastatur.

Daumen abwechselnd nutzen geht schneller

Nun haben die Forscher des Max-Planck-Instituts für Informatik das Tastaturlayout gemeinsam mit Kollegen von den Universitäten St. Andrews und Montana Tech deutlich verbessert, indem sie ein Modell der Daumenbewegungen mit einem Computer-Optimierungsalgorithmus verknüpften. Den Informatikern war bei ihren Untersuchungen schnell bewusst, dass kleinere Änderungen am Layout, zum Beispiel durch das Vertauschen oder Verschieben einiger Tasten, keinen großen Gewinn brächte. Häufig verwendete, englische Wörter wie „on, see, you, read, dear, immune, based“, müssen auf einem geteilten QWERTY mühsam mit einem einzelnen Daumen eingegeben werden.

Das war der Auslöser, ein Tastaturlayout für die Zwei-Daumen-Eingabe – erst einmal in englischer Sprache – zu entwickeln, das sowohl die Eingabegeschwindigkeit erhöht als auch die Belastung für die Daumen minimiert. „Der Schlüssel für eine Daumen-optimierte Tastatur liegt darin, längere Eingaben mit nur einem Daumen zu vermeiden. Außerdem möchten wir häufig genutzte Buchstaben zentral und nahe beieinander anordnen“, sagt Antti Oulasvirta. „Erfahrene Schreiber bewegen ihre Daumen simultan: Während ein Daumen einen Buchstaben eingibt, befindet sich der andere schon bei der nächsten Taste“. Um die Eingabe zu optimieren, haben die Informatiker ein entsprechendes Vorhersagemodell entwickelt.

Vokale rechts, die meisten anderen links

Die computergestützte Optimierung hatte zwei Ziele: die Bewegungszeit der Daumen zu minimieren und möglichst abwechselnd beide Seiten zu verwenden. Das Resultat dieser Berechnungen war unerwartet. Im neuen Tastatur-Layout KALQ liegen alle Vokale außer dem „y“ im Bereich des rechten Daumens, wohingegen der linke Daumen mehr Buchstaben zugewiesen bekommt. Zur bestmöglichen Verwendung der neuen Tastaturanordnung wurden die Nutzer darin geschult, ihre Daumen wie erfahrene Schreiber simultan zu bewegen.

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„Das überkommene QWERTY bindet den Menschen bei der Verwendung von mobilen Computern an eine suboptimale Schnittstelle“, erklärt Per Ola Kristensson von der Universität St. Andrew. „Ehe die Nutzer aber QWERTY den Rücken kehren, möchten sie eine verlockende Alternative. Wir denken, dass KALQ mit einer ausreichend hohen Leistungssteigerung belohnt, um die Nutzer zum Umsteigen zu bewegen und dann von der schnelleren und komfortableren Texteingabe zu profitieren.“

Die Autoren haben dazu eine Fehlerkorrektur auf Grundlage der Wahrscheinlichkeitstheorie entwickelt, die sowohl die Daumenbewegung als auch statistische Erkenntnisse über die eingegebenen Texte in Betracht zieht. Diese Fehlerkorrektur ermöglicht geübten Nutzern, bei akzeptabler Fehlerrate deutlich schneller zu tippen. Dank dieser Verbesserungen konnten die Nutzer bis zu 37 Wörter je Minute eingeben – das beste bisher erreichte Ergebnis für Zwei-Daumen-Eingabe auf berührungsempfindlichen Bildschirmen.

KALQ wird ab Anfang Mai als freie App auf Android-Smartphones zur Verfügung gestellt werden. Weitere Informationen und Videos sind auf der Projekt-Webseite verfügbar.

(Max-Planck-Gesellschaft, 18.04.2013 – NPO)

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