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Geowissen

Neue Erdmagnetische Karte von Deutschland

Karte wichtig für die geowissenschaftliche Grundlagenforschung

Magnetik-Karte, verkleinerter Ausschnitt © LIAG, Hannover 2010

Das Erdmagnetfeld, nach dem sich die Kompass-Nadel ausrichtet, wird durch magnetische Störungen im Untergrund geringfügig verändert. Die dadurch entstehenden Abweichungen sind in einer neuen Erdmagnetischen Karte von Deutschland, die Geowissenschaftler heute offiziell vorstellen, als Anomalien dargestellt.

Diese weisen nach Angaben der Forscher vom Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) Werte zwischen -700 Nano-Tesla (nT) – ein Maß für die Stärke des Magnetfelds – und +1.200 nT auf und sind damit um ein Vielfaches kleiner als das normale erdmagnetische Totalfeld, das hier bei rund 49.000 nT liegt und überall präsent ist.

Bett verschieben unnötig

Fazit der Forscher: „Es braucht also niemand sein Bett wegen der Anomalien und wegen des Magnetfeldes überhaupt zu verschieben“. Dennoch, die neue Karte wird für die geowissenschaftliche Grundlagenforschung benötigt, denn die dargestellten Anomalien haben ihren Ursprung im Gestein der Erdkruste, so dass sie in enger Beziehung zu geologischen Strukturen stehen.

Auch Energieversorger und Erzsucher haben nach Angaben der Hannoveraner Geophysiker an dieser besonderen Übersichtskarte Interesse. Und schließlich die Ornithologen der Universität Frankfurt, sie ließen sich schon frühzeitig Kartenausschnitte für ihre Forschungsarbeiten zum Zug von Vögeln geben.

Magnetfeldmessung im Gelände © LIAG

Neue Erkenntnisse über die Tiefe Geothermie

Indirekt wird die Karte auch die Kenntnisse über die Tiefe Geothermie erweitern können, denn die Curie-Temperatur von circa 580°C stellt eine Art Obergrenze für die Magnetisierbarkeit von Gesteinen dar, die etwa in 25 Kilometer Tiefe liegt. Sie birgt damit die Chance, Informationen über den Wärmefluss aus der Erde zu gewinnen.

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Um das neue nahtlose Gesamtbild zu ermöglichen, mussten die Forscher mit wissenschaftlicher Hartnäckigkeit, wie sie für die Kompilation großer Kartenwerke notwendig ist, aber auch mit einer guten Portion Mathematik und Physik einen Flickenteppich aus kleinräumigen Einzelergebnissen, Messkampagnen und Befliegungen zusammenzufügen. Gemeinsam mit den Geophysikern des Leibniz-Instituts in Hannover haben die Wissenschaftler der Geophysik GGD mbH, Leipzig, entscheidend zum Entstehen der Karte beigetragen.

Auch Erdschwerekarte in Arbeit

Ergänzend zur Karte des Erdmagnetfelds in Deutschland wird im LIAG längst auch an einer Erdschwerekarte – Gravimetrie – im gleichen Maßstab gearbeitet. Diese gibt Auskunft über die Variation in der Erdbeschleunigung beziehungsweise Erdanziehungskraft. Diese beträgt nicht überall genau 9,81 Meter pro Quadratsekunde (m/s²), sondern wird auch durch die Gesteine im Untergrund geringfügig, aber bis zur achten Nachkommastelle messbar, verändert.

(idw – Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik, 10.03.2010 – DLO)

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