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Chemie

Mona Lisas Geheimnis gelüftet

Röntgenfluoreszenzspektroskopie enthüllt Da Vincis erstaunliche Sfumato- Maltechnik

Bestrahlung des Gemäldes mit Röntgenstrahlung © Gesellschaft Deutscher Chemiker / Angewandte Chemie

Das mystische Lächeln der Mona Lisa zieht auch heute noch Betrachter in seinen Bann. Leonardo da Vinci hat dem Bild seine geheimnisvolle Ausstrahlung mithilfe einer von ihm perfektionierten Maltechnik gegeben. Französische Forscher haben nun die Gesichter in sieben dem Meister zugeschriebenen Gemälden mit einer neuen Technik untersucht. Wie sie in der Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“ berichten, ist Mona Lisas Geheimnis eine in vielen hauchdünnen Schichten aufgetragene transparente Lasur.

Leonardo da Vinci hat die Perfektion und Finesse seiner Bilder dank der Sfumato-Technik erreicht – Sfumato: italienisch für „neblig“, „verschwommen“. Dabei werden mehrere Farbschichten übereinander aufgetragen. Die Abstufung der Farbtöne von hell nach dunkel ist kaum wahrnehmbar und wirkt natürlich.

„Kein Pinselstrich, keine Kontur ist zu sehen, Licht und Schatten verschwimmen ineinander wie Rauch“, sagt Philippe Walter, derzusammen mit einem Team vom Louvre in Paris für die neue Studie verantwortlich war. Wie diese Sfumato-Technik im Detail funktionierte, konnte bisher nicht geklärt werden.

Sieben Gemälde untersucht

Walter und seine Kollegen haben sich nun mit einer zerstörungsfreien Untersuchungsmethode, der Röntgenfluoreszenzspektroskopie, auf die Spur des Geheimnisses gesetzt. Das Gemälde wird dabei mit Röntgenstrahlung bestrahlt. Jedes chemische Element sendet dann ein charakteristisches Fluoreszenzlicht aus, anhand dessen es quantifiziert werden kann.

„Bisher ließ diese Methode nur qualitative Aussagen zu, denn die übereinander liegenden Pigmentschichten wurden gleichzeitig analysiert“, berichtet Walter. „Dank technischer Fortschritte und einer neuen Software konnten wir nun auch eine Auflösung über den Querschnitt der Schichten erreichen und Zusammensetzung und Dicke der einzelnen Farbschichten quantitativ analysieren.“ Die sieben untersuchten Gemälde – unter anderem die Mona Lisa – überspannen mehr als 40 Jahren der Schaffensperiode des Meisters.

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Bei der Mona Lisa entstanden die dunkleren Bereiche, indem eine manganhaltige Lasurschicht dicker aufgetragen wurde als in den helleren. Die darunterliegenden hellen Bleiweiß-haltigen Schichten sind dagegen überall gleich stark. Anders, so die Forscher, beim etwa zehn Jahre früher datierten Gemälde „Belle Ferronnière“.

Maltechnik immer weiter perfektioniert

„Hier entstehen die Schatteneffekte nicht durch eine durchscheinende Lasur, sondern Da Vinci scheint hier noch eine deckende Farbschicht, dunkle Pigmente in einer klassischen Öltechnik, verwendet zu haben“, so Walter. „Der Meister hat seine Maltechnik immer weiter perfektioniert. In seinen späteren Gemälden war er dann in der Lage, durchscheinende Schichten aufzubringen, die aus bis zu 30 nur wenige Mikrometer dicken Filmen eines organischen Bindemittels bestand – auch aus heutiger Sicht eine erstaunliche Leistung.“

Die lange Trocknungszeit der einzelnen Filme, zuweilen Wochen und Monate, erklärt auch warum Da Vinci mehr als vier Jahre an der Mona Lisa gemalt und das Bild dann, laut Texten aus der Renaissance, unvollendet gelassen haben soll.

(idw – Gesellschaft Deutscher Chemiker, 19.08.2010 – DLO)

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