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Medizin

Mit Fettsäuren gegen plötzlichen Herztod

Neuer Index zeigt individuellen Gehalt essentieller Fettsäuren an

Mindestens 100.000 Menschen sterben in Deutschland jedes Jahr am plötzlichen Herztod. Zwei bestimmte Omega-3-Fettsäuren, die vor allem in fetthaltigen Fischarten vorkommen, können dagegen vorbeugen – zumindest in gewissem Umfang. Ein internationales Forscherteam hat jetzt den so genannten „Omega-3-Index“ entwickelt, mit dessen Hilfe der Gehalt eines Menschen an diesen essentiellen Fettsäuren bestimmt werden kann.

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Wie die Wissenschaftler um Professor Clemens von Schacky von der Universität (LMU) München zusammen mit amerikanischen Kollegen in der Fachzeitschrift „Münchner Medizinische Wochenschrift“ (MMW) berichten, könnte der Index auch helfen, das persönliche Risiko für den plötzlichen Herztod zu ermitteln. Bei einem zu niedrigen Index könnten dann, so von Schacky, über die gezielte Einnahme der beiden wichtigen Omega-3-Fettsäuren als vorbeugende Maßnahme höhere Werte erreicht und damit das Risiko für den plötzlichen Herztod gesenkt werden.

Die Eicosapentaensäure und die Docosahexaensäure, kurz EPA und DHA, werden mittlerweile von vielen kardiologischen Fachgesellschaften bei verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfohlen, vor allem bei der Nachbehandlung eines Herzinfarktes und der Prävention des plötzlichen Herztods. Sie gehören als Omega-3-Fettsäuren zu den essentiellen Fettsäuren, die der Körper also benötigt, aber nicht selbst bilden kann.

Lachs statt Thunfisch

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Besonders reich an EPA und DHA sind frei lebende, fettreiche Fischarten, etwa Lachs, Makrele und Hering. Weniger empfehlenswert sind dagegen langlebige Raubfische wie Schwert- und Thunfisch, weil sie oft auch Toxine wie Methylquecksilber enthalten. Man weiß, dass die beiden Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmend wirken, der Bildung von Blutgerinnseln entgegenwirken, vor allem aber schwere Herzrhythmusstörungen vermindern. Das wiederum könnte das Risiko des plötzlichen Herztods reduzieren. So wird vermutet, dass die vergleichsweise geringen Zahlen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen etwa bei Japanern und den Inuit in Grönland auf deren fischreiche Diät zurückzuführen sind.

„Ich habe in Martinsried bei München ein Labor gegründet, das die individuelle Bestimmung des Omega-3-Index eines Menschen anbietet“, so von Schacky. „Dieser Wert wird über den Gehalt der Erythrozyten, also der roten Blutkörperchen, an EPA und DHA, erfasst. Der bei uns gängige Bereich liegt bei etwa vier Prozent. Erst ab Werten von rund acht Prozent aber wird ein plötzlicher Herztod deutlich unwahrscheinlicher.“

Ist ein Zuviel schädlich?

Im Vergleich dazu wurden in der koreanischen Bevölkerung im Schnitt Werte von etwa neun Prozent gefunden. Bei den Japanern liegt der Index durchschnittlich bei etwa elf Prozent. „Es ist noch unklar, ob man den Omega-3-Index in ungesunde Höhen treiben kann“, so von Schacky.

„In Alaska haben wir sogar einen gesunden Mann gefunden, dessen Wert bei 20 Prozent lag. Dafür ist aber wohl eine extreme Zufuhr der Fettsäuren nötig, wie sie etwa bei den Inuit üblich ist. Unsere Messungen in München haben ergeben, dass es in unseren Breiten schwierig sein sollte, über die acht Prozent zu kommen. Grundsätzlich aber denke ich, dass durch eine Anhebung der Werte auf dieses Niveau die Anzahl der plötzlichen Herztode wohl deutlich gesenkt werden könnte.“

(idw – Universität München, 17.10.2007 – DLO)

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