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Bildung

Menschen des Jahres 2014

Fachmagazin "Nature" ehrt zehn Forscherinnen und Forscher, die 2014 etwas bewegt haben

Krebsforscherin Suzanne Topalian und ihr Team - eine der zehn Menschen des Jahres 2014 © nature

Sie sind die Helden des Jahres 2014 – jedenfalls in Wissenschaft und Forschung: Das Fachmagazin Nature hat zehn Menschen gekürt, die 2014 wichtig waren. Mit dabei: der Erfinder der Ice-Bucket-Challenge, ein Ebolaforscher, der Flugleiter der Rosetta-Mission und die erste Frau, die eine Fields-Medaille erhalten hat.

„Nature’s 10 schaut hinter die großen Ereignisse und Entdeckungen um zu zeigen, dass Wissenschaft in seinem Kern immer von Menschen gemacht wird“, erklärt Helen Pearson von der „Nature“. Um dies hervorzuheben, küren die Redakteure und Herausgeber des Fachmagazins jedes Jahr ihre Top Ten der Menschen, die Bedeutendes bewirkt und geleistet haben. Die Liste ist dabei nicht als Rangfolge zu verstehen.

Rosettas „Lotse“ und das indische Marsprogramm

Einer der von „Nature“ gekürten Menschen des Jahres 2014 ist Andrea Accomazzo von der europäischen Raumfahrtagentur ESA. Er verbrachte die letzten 18 Jahre damit, die Raumsonde Rosetta und ihren Lander Philae zu ihrem Zielkometen 67P/Churyumov–Gerasimenko zu lotsen. Als junger Mann war er noch Jetpilot, entschloss sich dann aber, Raumfahrt-Ingenieur zu werden. Heute leitet er das Team, dem am 12. November 2014 die historische Kometenlandung gelang.

Ebenfalls aus der Raumfahrt kommt ein weiterer Mensch des Jahres: Kopillil Radhakrishnan, der Leiter der indischen Raumfahrtorganisation ISRO. Als Nachzügler in der Liga der Raumfahrt-Nationen gelang es seinem Land im September 2014 erstmals, eine Raumsonde in den Marsorbit zu bringen. Radhakrishnan leitete diese Mission und setzte sie trotz vorheriger Fehlschläge durch.

Blick auf das BICEP2-Teleskop am Südpol - seine Daten liefern neue Einblicke in die Frühzeit des Kosmos. © Steffen Richter/ Harvard University

Ein Inflationssignal, das keines war

Für weltweite Diskussionen und eine regelrechte Sensation sorgte der Astrophysiker David Spergel in diesem Jahr. Denn er war derjenige, der als erster die sprichwörtliche Fliege in der kosmischen Suppe entdeckte – oder genauer gesagt einen Fehler in astrophysikalischen Daten. Im März 2014 verkündeten Forscher der BICEP2-Kollaboration, endlich das lange gesuchte Signal der kosmischen Inflation entdeckt zu haben. Diese Entdeckung wurde damals zunächst als nobelpreisträchtig gefeiert.

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Doch als Spergel sich die Daten genauer anschaute, fiel ihm auf, dass das Kurvenmuster genauso gut durch Staub erklärt werden könnte, der die Hintergrundstrahlung auf ihrem Weg zur Erde verändert. „Ich wollte der Physikergemeinde mitteilen, dass es Gründe für Zweifel gibt“, sagt Spergel. Wenig später unterstützten Messungen des Planck-Weltraumteleskops diese Zweifel.

Eiswasser und Ebola

Einen weltweiten Hype löste der Ex-Baseball-Spieler Pete Frates aus. Er rief gemeinsam mit einem weiteren Betroffenen die Ice-Bucket-Challenge ins Leben. Die Aktion sollte Aufmerksamkeit und Spenden für die Forschung an der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) gewinnen. Dank der Beteiligung unzähliger Prominenter wurde die Ice-Bucket-Challenge zum globalen Selbstläufer. Mehr als 17 Millionen Videos wurden dazu gepostet, immerhin 115 Millionen US-Dollar wurden für die ALS-Forschung gespendet.

Fast schon stellvertretend für viele seiner Kollegen steht Sheik Humarr Khan – ein Ebolaforscher, der vom tödlichen Virus angesteckt wurde und starb. Khan war Leiter eines Krankenhauses in der Region Sierra Leones, in der Ebola als erstes ausbrach. Schon früh sammelte der Forscher Blutproben der Patienten und wirkte entscheidend daran mit, das Erbgut des Virus und dessen Mutationen zu analysierten. Obwohl er längst Angebote hatte, in der Landeshauptstadt oder sogar im Ausland zu arbeiten, blieb Khan im Seuchengebiet und leitete die medizinische Hilfe. Er ist einer von mehr als hundert Ärzten und medizinischen Helfern, die seit Beginn der Epidemie an Ebola gestorben sind.

Die Fields-Medaille und ein Roboterschwarm

Unter den Menschen des Jahres listet „Nature“ auch zwei Forscherinnen, die sich in typischen Männerdomänen durchgesetzt haben. Die Mathematikerin Maryam Mirzakhani wurde im August 2014 die erste Frau überhaupt, die die Fields Medaille bekam – eine Art Nobelpreis der Mathematik, der aber nur alle vier Jahre verliehen wird. Mirzakhani wurde für ihre Beiträge zur Dynamik und Geometrie von Riemannschen Flächen ausgezeichnet, mehrdimensionale geometrischen Gebilde.

Der Schwarm aus 1.024 Kilobots in Aktion© Michael Rubenstein/ Harvard University

Die indische Robotik-Forscherin Radhika Nagpal leitet an der renommierten Harvard University in Cambridge ein Team, das mit ihrem Schwarm von simplen, aber intelligent interagierenden Mini-Robotern Schlagzeilen machte. Jeder dieser „Kilobots“ kann nicht viel und kommuniziert nur mit seinen nächsten Nachbarn, dennoch kann der Schwarm als Ganzes selbst komplexe Formationen bilden.

Krebstherapie, Stammzellen und schockgeforene Elektronenmikroskopie

Zwei weitere Frauen und ein Mann brachten die Forschung in der Medizin und Biotechnologie voran: Suzanne Topalian war maßgeblich daran beteiligt, Immuntherapien gegen Krebs zu entwickeln. Die Mittel aktivieren Abwehrzellen des Immunsystems und bringen sie dazu, Krebszellen gezielt anzugreifen. In diesem Jahr wurden Therapien auf dieser Basis erstmals in Japan und in den USA zugelassen.

Der japanischen Stammzellforscherin Masayo Takahashi gelang es, induzierte pluripotente Stammzellen in Retinazellen umzuwandeln. Mit diesen gezüchteten Sehzellen der Netzhaut könnte es künftig gelingen, Patienten mit altersbedingter Makuladegeneration (AMD) vor dem endgültigen Verlust ihrer Sehkraft zu bewahren.

Ebenfalls im Bereich der Zellbiologie sorgte Sjors Scheres in diesem Jahr für einen Durchbruch: Er entwickelte eine Software, mit deren Hilfe die Cryo-Elektronenmikroskopie heute schärfere Bilder liefert. Bei dieser Mikroskopie-Methode wird eine biologische Probe quasi schockgefroren in den Elektronenstrahl gebracht. Die Software RELION sorgt dafür, dass die Störungen, die die Bilder früher sehr körnig und unscharf machten, beseitigt werden.

(Nature News, 18.12.2014 – NPO)

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