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Physik

Lauschangriff auf Sekt und Champagner

Klang der aufsteigenden Bläschen verrät Qualität und Art des Schaumweins

Champagner und Sekt: blubbernde Getränke für besondere Anlässe © ASIFE/ iStock.com

Verräterisches Ploppen: Ob ein Champagner hochwertig ist, erkennt man nicht nur am Etikett – man kann es auch hören. Denn die aufsteigenden Bläschen des Luxus-Getränks erzeugen Geräusche, die wertvolle Informationen über ihre Größe und Beschaffenheit liefern können. Wie Champagner und Sekt klingen, haben Forscher jetzt erstmals mithilfe spezieller Hydrophone belauscht.

Ob Sekt, Champagner oder andere Schaumweine: Nach dem Eingießen ins Glas steigen bei diesen Getränken winzige Bläschen aus Kohlendioxid auf und erzeugen beim Trinken ein leicht prickelndes Gefühl an Gaumen und Zunge. Doch was physikalisch hinter diesen Bläschen und vor allem ihrem Zerplatzen an der Sektoberfläche steckt, haben Forscher erst vor einigen Jahren aufgeklärt.

Auf die Bläschen kommt es an

„Nach landläufiger Ansicht ist die Qualität eines Sekts oder Champagners dabei mit der Größe der Bläschen verknüpft“, erklärt Kyle Spratt von der University of Texas in Austin. Es heißt: Je feiner und dichter die Bläschen sind, desto edler das Getränk. Typischerweise schaut man sich die Bläschenschnüre im Glas einfach ganz genau an.

Doch vielleicht gibt es ja noch eine andere Möglichkeit: Vielleicht kann man die Qualität der Bläschen ja auch erlauschen? „Wir haben daher untersucht, ob man die Größenverteilung der Bläschen im Schaumwein auch mit einfachen akustischen Messungen ermitteln kann“, so Spratt. Immerhin platzen die Bläschen zumindest an der Getränkeoberfläche mit einem feinen „Plopp“.

Hydrophon in einem Champagner-Glas © Kyle Spratt

Sprudeln am falschen Ort

„Unser erster Impuls war es, einfach ein Hydrophon in ein Sektglas zu tauchen und zu sehen, welche Geräusche wir dabei einfachen“, berichtet Spratt. Dummerweise erwies sich dies aber als schwieriger als gedacht. Denn sobald das Unterwasser-Mikrophon eingetaucht war, begannen sich auch auf seiner Oberfläche Bläschen zu bilden. Das jedoch verfälscht die Messungen.

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Um dieses Problem zu lösen, verwendeten die Forscher schließlich ein Hydrophon, das besonders winzig war und dessen Oberfläche möglichst wenig Blasen provozierte. „Das Prozedere, um akustische Messungen einem kohlendioxidhaltigen Getränk durchzuführen, war damit weitaus komplizierter als wir erwartet hatten“, so Spratt.

Resonant wie winzige Glocken

Und noch etwas stellten die Forscher fest: Sowohl die Form als auch das Material des Gases spielt für die Bläschenbildung des Champagners und dessen Klang eine entscheidende Rolle. „Ein Sektkelch ist auch ein resonantes Objekt“, erklärt Spratt. „Daher mussten wir sicherstellen, dass die Eigenschaften des Glases unsere Messungen nicht ebenfalls beeinflussten.“ Dann endlich erhielten die Forscher ihre ersten Messergebnisse.

Die Messungen bestätigten, dass Sekt und Champagner je nach Qualität und Bläschen-Eigenschaften tatsächlich unterschiedlich klingen., „Bläschen sind sehr resonant – sie klingen wie winzige Glocken“, berichtet Spratt. „Und die Frequenz ihres Läutens hängt dabei zum Teil von der Größe der Bläschen ab.“ Durch die Analyse des im Sektglas eingefangenen Klangspektrums konnten die Forscher daher schlussfolgern, wie viele und wie große Bläschen im Sekt oder Champagner aufstiegen.

Einsetzbar als Qualitätskontrolle

Nach Ansicht der Wissenschaftler könnten solche akustischen Messungen daher durchaus praktischen Nutzen haben. „Man könnte spezielle Hydrophone als einfaches Werkzeug nutzen, um die Bläschengröße dieser Schaumweine zu überwachen“, so Spratt. Das wäre beispielsweise bei der Qualitätskontrolle während der Produktion von Sekt und Champagner nützlich, aber auch bei der Abfüllung. (Meeting of the Acoustical Society of America, 2017)

(American Institute of Physics, 29.12.2017 – NPO)

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