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Technik

Intelligente Folie enthüllt Gammelfleisch

In die Packung integrierte Sensorfolie übernimmt Qualitätskontrolle

Wie frisch ist dieses Fleisch? © USDA

Bei verpacktem Fisch oder Fleisch war es kaum möglich, zwischen frischer und bereits verdorbener Ware zu unterscheiden – bis jetzt. Denn Fraunhofer-Forscher haben nun eine preiswerte Sensorfolie entwickelt, die in die Packung integriert wird und dort die Qualitätskontrolle übernimmt. Bei Gammelfleisch oder –fisch warnt sie durch einen Farbwechsel von gelb zu blau.

Ob der eingeschweißte Hähnchenschenkel wirklich noch frisch und genießbar ist? Ansehen kann man es ihm nicht. Auch das Mindesthaltbarkeitsdatum stellt keine Garantie da. Fleischskandale haben den Verbraucher zusätzlich verunsichert, und auch der Kunde selbst verkürzt möglicherweise durch falsche Lagerung die Haltbarkeit.

Folie gibt gelbes Licht

Eine neue Sensorfolie der Fraunhofer-Einrichtung für Modulare Festkörper-Technologien EMFT in München kann hier unverzüglich grünes – nein: gelbes Licht geben oder bei verdorbener Ware warnen. Sie wird in die Innenseite der Verpackung integriert und reagiert auf so genannte biogene Amine. Das sind Moleküle, die beim Zersetzungsprozess von Lebensmitteln, vor allem Fisch und Fleisch, entstehen. Sie sind auch für den unangenehmen Geruch verantwortlich.

Gelangen diese nun in die Luft in der Verpackung, so reagiert der Indikatorfarbstoff der Sensorfolie mit ihnen und wechselt seine Farbe von gelb zu blau. „Ab einem bestimmten Konzentrationsbereich ist die Farbänderung deutlich zu erkennen und kann somit eine Warnfunktion übernehmen“, erläutert Anna Hezinger von der EMFT. Das ist nicht nur interessant, um ungenießbare Produkte zu erkennen. Viele Menschen reagieren überempfindlich auf bestimmte Amine. Eine Warnung ist für sie umso wichtiger.

Die Sensorfolie wechselt ihre Farbe von gelb zu blau. Ein untrügliches Zeichen, dass der Fisch ungenießbar ist. © Fraunhofer EMFT

Tatsächliche Kontrolle statt Schätzung

„Die Information der Sensorfolie beruht im Gegensatz zum Mindesthaltbarkeitsdatum nicht auf einer Schätzung, sondern auf der tatsächlichen Kontrolle des Lebensmittels“, betont Hezinger. Gleichzeitig ist das System sehr kostengünstig. Das ist nach Angaben der Forscher wichtig, damit es auch im großen Maßstab eingesetzt werden kann. Andere Lösungen, beispielsweise elektronische Sensoren, würden den Preis des abgepackten Fleisches zu stark erhöhen. Darüber hinaus müssen Dinge, die direkt mit Lebensmitteln in Kontakt kommen können, hohen Anforderungen genügen.

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„Die Lebensmittelsicherheit ist hier durch eine Sperrschicht zwischen Sensorfolie und Produkt gewährleistet. Diese Barriere lässt nur gasförmige Amine durch. Die Indikatorchemikalien können nicht passieren“, erläutert Hezinger.

Bald Messmodul mit eingebauter Sensorfolie?

Zusätzlich forschen die Wissenschaftler mittlerweile an einem Messmodul mit eingebauter Sensorfolie. Mitarbeiter der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie können damit die Ware direkt testen und die Frische bestimmen. Das Gerät wertet die Farbreaktion objektiv aus und liefert zudem ein genaueres Ergebnis als das menschliche Auge. Auch Farbzwischenstufen lassen sich den Wissenschaftlern zufolge so exakt bestimmen.

Derzeit suchen Hezinger und ihr Team vom Fraunhofer EMFT noch Industriepartner, um die Sensorfolie und das Messmodul weiter zu entwickeln und zu produzieren.

(Fraunhofer-Gesellschaft, 04.04.2011 – DLO)

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