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Technik

Hightech-Standort Europa akut gefährdet?

Studie zeigt enormen Vorsprung für USA und Asien

Noch konkurrenzfähig: Europäische Raumfahrtechnik © ESA

Der europäische Hightech-Standort ist in Bedrängnis. Nur noch 17 Prozent der weltweit größten Hightech-Unternehmen kommen derzeit aus Europa. Das zeigt eine neue Studie der Unternehmensberatung McKinsey & Company zur Zukunft der Hightech-Industrie in Europa, die am Dienstag in Frankfurt vorgestellt wurde.

In der Studie wird die Situation von Unternehmen aus den Bereichen Datenkommunikation, Luft- und Raumfahrt, Verteidigung, Medizinische Systeme, Software, Unterhaltungselektronik, IT-Dienste und Halbleiter untersucht und beleuchtet.

Nur noch in wenigen Hightech-Industrien befinden sich Europäer in der Spitzengruppe, so das Ergebnis der Untersuchung. So etwa bei der Luft- und Raumfahrt sowie der Verteidigungsindustrie. Acht der 20 erfolgreichsten Unternehmen stammen aus Europa, darunter EADS, Thales, Rolls-Royce oder Dassault Aviation. Gut aufgestellt sind auch Unternehmen aus der Mobilfunk- und Datenkommunikation. Dringender Aufholbedarf besteht dagegen bei Software, Unterhaltungselektronik oder Halbleitern, so die Studie.

Gründe für die Misere seien eine hohe Fragmentierung des Markts, ein relativ kleiner Pool an Managementtalenten sowie vergleichsweise niedrige Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Gelänge es den europäischen Hightech-Unternehmen, ihren Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt auf das Durchschnittsniveau anderer Industrien (30 Prozent) zu heben, könnten nach Schätzungen der Experten bis zu vier Millionen neue Arbeitsplätze in Europa entstehen.

„Der europäische Hightech-Sektor ist abgesehen von wenigen Erfolgsbeispielen akut gefährdet“, sagt McKinsey-Partnerin Claudia Funke, Autorin der Studie. Nicht zu unterschätzen sei dabei die enorme Bedeutung von Hightech auch für andere Industrien, wie zum Beispiel Automobil, Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung.

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Potenziale vorhanden

Noch fehle europäischen Hightech-Firmen der entscheidende Schritt zur Marktführerschaft, die Untersuchung hat jedoch drei Bereiche identifiziert, in denen europäische Hightech-Unternehmen eine internationale Vorreiterschaft übernehmen könnten: die Verbindung von Informationstechnologie und Telekommunikation, das Ausschöpfen europäischer Stärken bei Embedded Software, wie zum Beispiel das Antiblockiersystem im Auto oder Satellitenkontrollsysteme in der Luftfahrt, sowie das Zusammenspiel von hoch entwickelter Technik mit Design oder Inhalten, beispielsweise bei der flächendeckenden Einführung einer Breitband-Infrastruktur von Telekommunikationsunternehmen.

Bessere Rahmenbedingungen notwendig

„Ungünstige Rahmenbedingungen, stark fragmentierte Märkte, kleine und wenig dynamische Cluster sowie eine geringe Akzeptanz von Unternehmertum erschweren es europäischen Hightech-Unternehmen, den Anschluss zu finden“, so Funke. Besonders deutlich zeige sich dies bei der Clusterbildung. Während Silicon Valley, das erfolgreichste Cluster in den USA, 300.000 Arbeitsplätze bietet, ist das größte Cluster in Europa mit signifikanter Beteiligung europäischer Firmen in Oulu, Finnland, mit 58.000 Jobs fünfmal kleiner. Größere Hightech-Cluster in der Region Asien/Pazifik umfassen durchweg mehr als 100.000 Arbeitsplätze.

McKinsey empfiehlt daher eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in vier Bereichen: Anerkennung von unternehmerischen Erfolgsbeispielen, Konzentration auf wenige Standards, Fokussierung der öffentlichen Ressourcen auf die Entwicklung von Toptalenten und möglichst wenige Cluster sowie Ausbau des Unternehmertums mit europaweiter intensiver Förderung von Kleinunternehmen. Bei verbesserten Rahmenbedingungen und der Berücksichtigung der Erfolgsfaktoren können europäische Hightech-Unternehmen ihren Anteil am weltweiten Hightech-Sektor auf ein Drittel erhöhen. Auf diese Weise könnten in Europa bis zu vier Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden, so das Fazit der Studie.

(McKinsey&Company, 16.11.2005 – NPO)

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